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"Die Eingangstüre" Kurzgeschichte von Emo Schuschnig

Als Eingangstüre hat man ein besonderes Schicksal welches mit Innentüren nicht zu vergleichen ist.
Erstens ist die Aussenseite eine wirklich völlig andere als die andere.
Sie muß den äußeren Einflüßen des Wetters, der Sonne, des Regens, des Windes, Eis und Schnee und Kratzer muß sie widerstehen und dabei eine bella figura machen, weil sie ja natürlich die Schokoladenseite des ganzen Gebäudes und ihrer Bewohner ist.
Als Dank dafür wird sie auch öfter geputzt und gewienert, neu angestrichen und die Messingteile poliert. Zu ihren Privilegien gehört auch, daß sie als erstes Blickkontakt zu jedem der Fußgänger, Flaneure, Postboten, Lieferanten, Versicherungsvertreter, Verwandten, Freunden, Räubern und allen anderen Kollegen aus den verschiedensten Branchen, bekommt. Dieser erste Eindruck den die Eingangstüre bei den Besuchern hinterläßt soll nachhaltig sein und ist deswegen für die Eingangstüre eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Dabei gibt es auch manchmal erhebliche Nachteile mit Analphabeten und Rowdies die einen mit Händen und Füßen traktieren.
Ein Vorteil gegenüber den anderen Türen ist auch dem quirrligen Leben von Früh bis Spät zuzuschauen. Gut ist es, wenn man da ein Dach über dem Kopf hat aus Glas oder Plexiglas, denn dann kann man ungestöhrt das Straßenleben an sich vorbeiziehen lassen.

In der Nacht und in den Ferien, wenn die Bewohner schlafen oder außer Hauses sind, werden dann die ganzen Geschichten erzählt, welche jede Türe so erlebt hat. Da kommt was zusammen, sage ich Ihnen.
Korridortürengeschichten sind weniger interessant und auch die vom Gästeklo taugen nicht viel, aber die Eingangstürgeschichten über das Leben außerhalb des Hauses, sind exotisch und immer spannend.
Schlafzimmertüren und Küchentüren sind unterschiedlich aber auch appetittlich oder pikant bis sehr bizzar. Dachbodentüren oder Kellertüren sind geschichtlich weniger hochtrabend, jedoch Esszimmer, Kammer und Vorzimmertüren, erzählen oft vom geschäftigen Treiben eines mehr oder weniger gut funktionierenden Haushaltes.
Bleibt noch die Badezimmertüre die immer etwas schlüpfriges zu erzählen hat.
Das Geschichtenerzählen ist immer sehr kurzweilig und jedesmal werden Punkte für die beste Geschichte verteilt. Alle sind sich aber einig, daß die Eingangstüre eigentlich die besten Karten hat, weil sie die Einzige außer der Balkontüre ist die immer mit den spannendsten Geschichten der Außenwelt auftischen kann. Die Balkon- und die Eingangstüre liefern sich da Wortduelle, wer was alles gesehen hätte und dabei sagt die Balkontüre immer: "Ja, aber ich habe die Person Sowieso oder das Auto, schon viel eher gesehen von da oben, als du." Darauf antwortet die Eingangstüre: "Du magst ja Recht haben aber ich habe die Person von Angesicht zu Angesicht gesehen und mir gab sie sogar die Hand".
Na ja und so geht es Abend für Abend und in den Ferien auch tagsüber, mit den spannendsten Türgeschichten her. Man muß nur Ohren haben die wie Türen aussehen, dann kann man mithören, sollte sich aber als Poster oder als Möbelstück verkleiden, sonst hört man nichts, weil Türen nicht reden wenn sie Menschen erkennen.

Wie ich das rausgekriegt habe, wollen Sie wissen? Ich habe ein Selbstportrait von mir gemalt mit Ohren die wie Türen aussahen. Als ich es aufhing konnte ich sofort ganz Ohr sein und den wirklich witzigen Geschichten der Haustüren, zuhören. So bin ich Voyeur und verstecke mich aber nicht, mache das ganz legal außer dem bischen Schummeln mit den gemalten Türohren!
Frohe Weihnachszeit euch allen.

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1 Kommentar

Ich habe mir noch nie so viele Gedanken über eine Haustür gemacht. Aber recht hast du, die Türen sehen und hören mehr an einem Tag als ihre Besitzer im ganzen Jahr, grins***
Gruß, Gisela

P.S. Das Bild mit den "Türohren" würde ich gerne mal sehen.

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