Kolumne Kakistokratie

Kakistokratie meint der Herrschaft der Schlechtesten. Der Begriff wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal benutzt. Er erlebte zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein Wiederaufflammen in den USA:

SEAU - hinter dieser Abkürzung verbirgt sich die Union von Südostasien. Spricht man es im Englischen falsch aus, können die Übersetzungen "Du See" oder "Ich sehe dich" lauten.

Die Konföderierten Staaten von Mikronesien gehören der SEAU genauso an wie die früheren Staaten Malaysia, Papua-Neuguinea, Indonesien, Brunei und Singapur; in der Südsee kommen Länder wie die Salomonen, die Marschall-Inseln, Kiribati, Tuvalu, Tonga, West-Samoa, Fidisch sowie einige kleinere Inselstaaten hinzu.

Das gemeinsame Staatsoberhaupt wird in einem besonderen Verfahren bestimmt. Zugelassen sind nur gescheiterte Persönlichkeiten - Bankrotteure, Hochstapler, erwischte bestechliche Politiker sowie Schreihälse aller Art.

Wer den meisten Schaden angerichtet hat, gilt als Favorit. Es gibt eine Art Vorwahlkampf. Die regionalen Fernsehsender produzieren Videoclips, in denen die Kandidaten nach Herzenslust übereinander herziehen dürfen. In einem finalen Zweikampf treten dann die beiden Erstplatzierten im Fernsehen gegeneinander an. Zuerst gibt es ein Streitgespräch; hier sollen die Teilnehmer beweisen, wie gut sie lügen, beschimpfen, herumtoben und täuschen tricksen tarnen können. Kommt es hier zu einem Unentschieden, entscheidet eine Tortenschlacht - wer die meisten Treffen bravorös wegstecken kann, ist der nächste gewählte Präsident.

Natürlich ist das nur ein Phantasietext. Wir sind eine Konsensdemokratie gewohnt. Fairnessim Umgang miteinander, dder sachliche Austausch von Argumenten, Respekt voreinander und Fachkompetenz gelten hier mehr als eine Politik des großen Maules, bei dem nur der persönliche Vorteil und der Vorteil des eigenen Staates gesucht wird. Das brachiale Ausnutzen nationaler Egoismen hat noch nie jemandem genutzt, sondern eher geschadet - ein freundschaftlich-partnerschaftliches Miteinander brachte oft mehr Nutzen.

Ob es Kakistokratie wohl auch auf kommunaler Ebene gibt? Ja, auf jeden Fall. Das ergaben journalistische Recherchen.

Würsteldorf liegt im Speckgürtel rund um Köln. Die dortige Stadtspitze ist ein sehr gutes Beispiel für die Herrschaft der Schlechtesten.

Uwe Starwächtelmann heißt der Bürgermeister. In seinem früheren Berufsleben war er Akrobat und Clown in einem Zirkus.

Theobald Kümmelmark ist - nomen est omen - der städtische Kämmerer. Er war Leiter eines Sicherheitsdienstes, das (auch) Geld transportierte.

Ein Gastronom als Wirtschaftsdezernent? EIn Kiosk-Betrieber als Gesundheitsdezernent? Die Liste ließe sich weiterführen. Die Gemeinsamkeit der Herren: Sie gehören der Vereinigten Rheinischen Wirtschaftspartei an.

Hören wir in eine Dienstbesprechung `rein. Sie findet in einem Hinterzimmer des gastronomischen Wirtschaftsförderers statt.

Hört mal, Leute, ihr wißt, daß Würsteldorf unsere Beutestadt ist. Wer nichts wird, wird eben nicht Wirt, sondern bekommt bei uns eine Chance. Was machen wir mit diesem depperten Bankrotteur von Ronny? Aufsichtsrat in den Stadtwerken? Gut, das ist gebongt.

Wie decken wir die Verlust der Verkehrsbetriebe? Wie - Cross-Border-Leasing? Ist zu unsicher und verlustanfällig. Machen wir trotzdem.

Und wie sanieren wir die Sparkasse? Genau: Wir bedienen uns bei den Bürgern. 1,50 € für jede Überweisung, 2 € für jeden Kontoauszug? 2,50 für jede Beratung? Alels noch zu billig. Machen wir aber trotzdem. Die Leute brauchen ja die Sparkasse.

(Vortrag aufg Parteitag)

Das Rheinland erwache! Den Niederrhein zuerst! Macht das Rheinland wieder groß! Mit Werbesprüchen wie diesen konnten wir bislang alle Wahlen gewinnen. Doch sie alleine werden nicht mehr reichen. Baden, Württemberg, Westfalen, Lippe, das Saarland - wir brauchen einen strikten Abgrenzungskurs. Kauft keine Produkte von dort - wir brauchen Einfuhrzölle und Transportrestriktionen. Das Rheinland ist stärker als Bayern - wir fordern Zuzugsbeschränkungen, wqas die anderen germanischen und nichtgermanischen Stämme anbelangt. Freie Ausfuhr von Spargel, Moselwein und Karnevalsprodukte. Holen wir europäische und internationale Organisationen nach Bonn! Und den Tourismus nach Köln. Kreative aller Bundesländer, vereinigt euch in Köln! Das werden die Schwerpunkte unserer zukünftigen Arbeit sein.

Wahlniederlagen werden wir nicht anerkennen, weder von Theokraten, Maoisten, Stalinisten, Trotzkisten, Spiritualisten noch Okkultisten! Die Wahlen, die wir nicht selbst gefälscht haben, sind nicht anerkennenswert!

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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