Mennoniten in der Literatur

D. H. Epp: Die Chortitzter Mennoniten Versuch einer Darstellung des Entwicklungsganges derselben; Selbstverlag Odessa 1889 /Neudruck Steinbach / Manitoba, Kanada 1984; 122 Seiten; ISBN: 0-919673-74-0

Das Original aus dem 19. Jahrhundert ist eine Festschrift. Es erscheint zum 100. Jahrestag der Ansiedlung mennonitisch-deutscher Siedler im Süden Rußlands.

David Epp ist Lehrer und Prediger von Beruf, bei seinen Recherchen stützt er sich auf historische Quellen und "glaubwürdige Mitteilungen erfahrener älterer Personen".

Epps Publikation ist eine der frühesten Veröffentlichungen zu dem Thema. Lawrence Klippenstein gibt fast 100 Jahre später einen Neudruck heraus und versieht ihn mit dem Hinweis, daß im Rahmen der historischen und kirchengeschichtlichen Forschung neuere Erkenntnisse hinzugekommen sind.

Hier wird aus mennonitischer Sicht die geistige und weltliche Entwicklung der Freikirche im nicht-preußischen "Ausland", in der Fremde beschrieben.

Mit unseren heutigen Worten beschriebe: Der Autor erzählt, wie sich deutsche Glaubensflüchtling quasi als "Migranten" in der neuen Heimat entwickelten.

Epp ist kein ausgebildeter Historiker - die Quellenwiedergabe steht im Vordergrund, Anschaulichkeit und Lebendigkeit treten in den Hintergrund.

Macht aber nix - Deutschland hat in den 1990er Jahren sehr viele Spätaussiedler aus den Nachfolgestaate  der früheren Sowjetunion aufgenommen. Das vorliegende Buch kann als eine Art Geschichtsbuch angesehen werden, wie es zur Auswanderung Deutscher nach Rußland kam.

Bernd G. Längin: Die Amisches vom Geheimnis des einfache Lebens; Paul List Verlag o. O. 1990; 335 Seiten; ISBN: 3-471-78049-1

Die Amischen sind späte Nachfahren der Schweizer Brüder. In der Schweiz des 16. und 17. Jahrhunderts wurden Sie als "Wiedertäufer" verfolgt. Die Folge: Sie flohen ins Elsaß, Bayern, Hessen, Südbaden, in die Pfalz, nach Möpelgard (heute ein Teil Frankreichs), nach Osteuropa und ab 1728 gezielt nach Nordamerika.

"Als christliche Fundamentalisten orientieren sie sich an der Bibel. Sie lehnen eine sprachliche und kulturelle Assimilation in die Neue Welt ab. Sie huldigen der Wehrlosigkeit, sie gehen nicht vor Gericht und sind überzeugte Pazifisten. Die Amischen verzichten auf Elektrizität, fließendes Wasser im Haus, das Telefon und das Auto. Sie bewirtschaften ihre Farmen wie im vorindustriellen Zeitalter - und gelten als die besten Bauern Amerikas," berichtet die Inhaltsangabe.

Längin ist Jahrgang 1941 und hat als Journalist / Auslandskorrespondent in Asien, dem südlichen Afrika und Nordamerika gearbeitet. Längin lebt seit 1969 in Nordamerika, seit 1972 immer wieder auch bei den Amischen.

Zahlreiche Farbfotos illustrieren die Ausführungen und vermitteln einen Eindruck vom einfachen Leben der Menschen.

Den Journalisten in Längin merkt man in diesem Buch überdeutlich. Er bietet einen sehr persönlichen Zugang zu einer Welt, die bei uns in Deutschland wohl nicht möglich wäre Wer würde wohl täglich mit der Kutsche durch die Straßen fahren, auf viele Annehmlichkeiten verzichten und ein altertümliches Alemannisch reden? Auch ein tapfere, fundamentalistischer Glaube an Gott und die Bibel ist bei uns in der Alte Welt nicht mehr üblich.

Peter P. Klassen: Die rußlanddeutschen Mennoniten in Brasilien Band 1 Alto Kruaen und Stoltz - Plateau in Santa Catarina; Selbstverland Bolanden-Weierhof 1995; 490 Seiten; ISBN: 3-921881-08-0

Peter P. Klassen: Die rußlanddeutschen Mennoniten in Brasilien Band 2 Siedlungen, Gruppen und Gemeinden in der Zerstreuung; 458 Seiten: 3-921881-09-0; Selbstverlag Bolanden-Weierhof 1998

Die Mennoniten sind eine Glaubensgemeinschaft, deren Ursprung in der Wiedertäuferbewegung des 16. Jahrhunderts liegt. Rußlanddeutsche Mennoniten verschlug es in den 1930er Jahren auf der Flucht vor der Sowjetunion sowie dem Kommunismus in den Urwald von Brasilien. Mit über 100 Jahren Erfahrung in Kolonisation Selbstverwaltung und Gemeinschaftsordnung im Rücken können sie sich auch in ihrer neuen Heimat Südamerika durchsetzen.

Selbst 1926 in einem deutsch-mennonitischen Dorf geboten, wanderte Peter P. Klassen in den 1930er Jahren nach Paraguay aus. Als ausgebildeter Lehrer  schreibt er seit 1975 Bücher über die mennonitischen Deutschen in Paraguay und Brasilien.

Das Buch ist kirchengeschichtlich angelegt und strotzt nur so von Faktenwissen. Hier hat sich jemand sehr viel Mühe gegeben - dieses Kompliment kann man dem Autoren durchaus machen.

Er präsentiert damit auch eine Zeitgeschichte, die vielen von uns nicht >(mehr?) geläufig ist. Deutsche Auswanderer>? Deutsche Glaubensflüchtlinge? Kann sich das heute noch jemand vorstellen, angesichts überbordender öffentlicher Diskussion über Zuwanderung bei uns?

Wer sich für Kirchengeschichte (nicht nur der Mennoniten) begeistern kann, hält hiermit ein sehr gut gemachtes Buch in den Händen.

Beide Bücher sind vom Mennonitischen Geschichtsverein herausgegeben worden.

Bürgerreporter:in:

Felicia Rüdig aus Duisburg

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