Lehmbruck-Museum

Neue Besen kehren gut. So behauptet es zumindest der Volksmund. Seit Prof. Dr. Raimund Stecker Leiter des Duisburger Lehmbruck-Museums ist, hat sich dort einiges verändert.

Die Architektur von Manfred Lehmbruck soll bei dem neuen Erscheinungsbild eine besondere Rolle spielen. Das Museum wurde nach eigenen Angaben von den zahlreichen Einbauten der vergangenen Jahrzehnte befreit. Es wurde innen renoviert. Daher kann sich das Gebäude nahezu wie im Jahre 1964 präsentieren, als es eröffnet wurde. Manfred Lehmbruck ist der Sohn des Duisburg-Meidericher Künstlers Wilhelm Lehmbruck. Er erstellte 1958 die Architektur für das Museumsgelände und orientierte sich dabei an den Werken seines Vaters.

"Prägend für den architektonischen Entwurf Manfred Lehmbrucks ist die Durchdringung von Kunst und Natur, der fließende Übergang von innen nach außen, die Integration der Kunst in die Architektur und die grunddemokratische Sichtweise, nach der der Besucher sich selbst orientieren soll," berichtet Andreas Benedict, Pressesprecher des Museums. Raimund Stecker ergänzt: "Paradigmatisch steht die Architektur des Museums für die radikale Abwendung von der Architektur, die zwischen 1933 und 1945 Deutschland dominierte und die begonnene Moderne schmerzlich unterbracht. Sie knüpft an die Moderne der Weimarer Zeit an und führt sie zu einer weltweit einzigartigen Vollendung." Die ursprünglichen Materialien, insbesondere die Wände aus braunen Ziegeln, weißem Kiesel und grauem Sichtbeton, wurden wieder freigelegt.

Nach dem Entfernen aller Einbauten, die nicht zur ursprünglichen Architektur gehören, ist der Lehmbruck-Trakt nun ein Ort für die Skulpturen und Gemälde aus der Sammlung des Museums. Die Werke Lehmbrucks sollen miteinander und mit den Werken geistesverwandter Künstler treten.

Im Lehmbruck-Trakt sind nun deutlich mehr Werke als in den Jahren zuvor zu sehen. Zu den ausgestellten Künstlern gehören Medardo Rosso genauso wie Alberto Giacometti, Käthe Kollwitz, Raymond Duchamp-Villon, Duane Hanson, Oskar Kokoschka, Oskar Schlemmer und Max Ernst.

"Ziel der Neupräsentation ist es, eine Atmosphäre in diesem Teil des Museums zu schaffen, die das Erhabene der Kunst in Einklang mit einem von der Architektur hervorgerufenen selbstbewußten Verhalten der Besucher bringt," berichtet Benedict.

Im Ausstellungssaal soll die Zeit nach dem 2. Weltkrieg an Beispielen der Sammlung erneut gezeigt werden. So sind dort Arbeiten von Frank Stella, David Smith, Norbert Kricke, Anthony Caro, Naum Gabo und Barbara Hapworth neben Werke nvon Ernst Wilhelm Nay, Hans Arp, Tim Scott, Hans Uhlmann und Alexander Calder zu sehen. Ulrich Rückriem und Richard Artschwager kommen hinzu.

"Neu in der Präsentation ist unter anderem ein neunteiliges Relief von K. O. Götz, das dem Museum neben anderen Werken des nunmehr 96jährigen Altmeisters des Deutschen Informel von privaten Sammlern geschenkt wurde," berichtet Benedict.

Im Erweiterungsbau des Museums wurde durch geringfügige architektonische Veränderungen eine klassische Galerie für Malerei eingerichtet. Die erste Ausstellung in dieser Galerie steht unter dem Titel "Der Kubismus und sein Umfeld - aus den Sammlungen der Telefonica´ und wird mit Meisterwerken aus dem Museumsbesitz ergänzt.

Es sind Werke von Juan Gris, Natalia Gontscharowa, Louis Marcoussis, Albert Gleizes, Jean Metziger und Joaquin Torres Garcia zusammen mit Skulpturen von Pablo Picasso, Jacques Lipchitz, Henri Laurens, Ossip Zadkine und Pablo Gargallo (die alle aus dem Fundus des Duisbuger Museums stammen) gezeigt.

Kurz vor seinem Tod erhielt Joseph Beuys 1986 den Lehmbruck-Preis. Beuys´ Rede, in der er seine starke Beziehung zu Lehmbruck offenbarte, ist mittlerweile in viele Sprachen übersetzt worden. Nach der Preisverleihung kaufte das Museum die Installationen "Raum 90.000 DM" aus dem Jahre 1981. Seit rund 10 Jahren verfügt das Museum auch über das "Mammut" aus dem Jahre 1960 als Dauerleihgabe aus Privatbesitz.

Der "Raum 90.000 DM" hat im Museum einen neuen Platz im Glaskubus erhalten. Zur Neuinstallation haben Sammler aus der Region dem Museum ihre Editionssammlungen mit Werken von Beuys zur Verfügung gestellt. Mit der Präsentation von Werken aus diesen Sammlungen möchte das Museum nach eigenen Worten dokumentieren, daß es Privatsammlern mit oft nur beschränkten Finanzen durchaus möglich ist, dauerhafte Sammlungen aufzubauen.

Wilhelm Lehmbruck kopierte Gabriel Gruppelos Reiterstandbild des Jan Wellem. Für den jungen Künstler ging es bei dieser studentischen Arbeit um die Aneignung geischerter skulpturaler Werke. Hans-Peter Feldmann kolorierte den "David" von Michelangelo, um ihn noch zeitgemäßer und schöner erscheinen zu lassen. Yves Klein vereinnahmte die "Nike von Samothrake" durch sein Yves-Klein-Blau. Rene Magritte eignete sich die Totenmaske Napoleons ("Die Zukunft der Denkmäler" aus dem Jahre 1932) durch sein Wolkendekor an. Pia Stadtbäumer übertrug Fragonards "Mädchen auf der Schaukel" ins Dreidimensionale. Die Appropriation-Künstlerin Elaine Sturtevant eignet sich seit Jahrzehnten Werke der Kunstgeschichte an, die eigentlich nicht zu verbessern sind. Mit dieser kleinen Ausstellung möchte das Museum einen Beitrag zu dem Thema "Kopie und Aneignung" leisten.

In Zukunft werden Ausstellungen zur Gegenwart bevorzugt in der Nordhale, dem Glaskubus und der Straßengalerie stattfinden. Den AUftakt mach Wilhelm Mundt mit enier Präsentationen aus seiner Werkgruppe "Trashstones". Es sind amorphe Skulpturen, die gleichsam als verschlossene Behältnisse Atelier- und sonstigen anorganischen Müll bergen. Sie funktionieren das Museum zu einem Endlager um.

Die Wiedereröffnung findet am Samstag, dem 10. Juli 2010, ab 14 Uhr statt. Es gibt dazu ein Festprogramm. Betritt der Besucher die neugestaltete Ausstellung, kommt er anfangs ins Staunen. Was für eine Veränderung! Was für ein Neuanfang! "Es hat sich aber gelohnt!" Diese Aussage bekommt man nicht nur von den Museumsmitarbeitern, sondern auch von vielen Besuchern zu hören. Es lohnt sich also, dem Museum einen Besuch abzustatten.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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