Lehmbruck - Museum Duisburg

Am 25. April 1956 wurde auf Initiative von Oberbürgermeister August Seeling der Neubau eines Museums moderner Kunst in Duisburg beschlossen. Er sollte endlich die bisherigen Sammlungen zur Kunst des 20. Jahrhunderts in einem attraktiven Gebäude aufnehmen und als künftiges Museum für die internationale Skulptur optimal präsentieren.

Vorgeschichte

Der Auftrag für diesen Neubau auf dem innerstädtischen Villengelände des Kant-Parkes erhielt der damals in Stuttgart lebende Architekt Manfred Lehmbruck (1913-1992), der Sohn des aus Duisburg-Meiderich stammenden Bildhauers und Namensgebers des Museums. Im Zentrum einer Großstadt gelegen reizte Manfred Lehmbruck gerade diese Einbettung des Museums in einen Park, um "einen Ort der Ruhe und der Besinnung in enger Verbindung von Natur und Kunst sicher zu stellen. Während das Gebäude heute in starkem Maße von dichtem Baumbestand und Buschwerk verdeckt wird, bot es sich in der Entstehungszeit in den unterschiedlichen Höhen aller relativ flach aufragenden Bauteile isoliert und als überschaubare Einheit an.

Der Rohbau der Großen Glashalle

Durch die unterschiedlichen Funktionen, die der neue Museumsbau zu erfüllen hatte, gestaltete Manfred Lehmbruck auch die drei Bauabschnitte des Museums sehr verschieden. Eine von hohen Glaswänden eingeschlossene große Halle rechts vom Eingang bietet im Rückgriff auf Mies van der Rohes Stahlskelettbauweise fließende Räumlichkeiten für die Sammlungen der Skulptur und Malerei an.

Ursprünglich war die Große Glashalle, die sich auf mehreren Ebenen und Laufwegen ausdehnt, nicht nur für die Sammlungen, sondern auch noch für Wechselausstellungen gedacht. Die Versetzung um Halbgeschosse und die Anordnung von Geschossen mit wechselnden Niveaustufen sollte ein Maximum an Flexibilität und visuellen Durchblicken erlauben. Der "vitrinenartige Glaskubus" mit der abgehängten hohen Decke erlaubte gleichzeitig alle Möglichkeiten des künstlichen und natürlichen Lichteinfalls.

Lehmbruck-Trakt mit Blick auf das Atrium

Im Gegensatz zu der transparenten Hallenkonstruktion der Großen Halle verarbeitete Manfred Lehmbruck für das skulpturale und malerische Lebenswerk seines Vaters auf der linken Seite der Kassenhalle einen plastisch durchgliederten und betont nach innen gewandten Stahlbetonbau, der sich auf mehreren Galerieebenen mit langen Treppenläufen tief in die Erde eingräbt.

Um ein offenes zentrales Atrium, das als strenges Quadrat gestaltet ist, werden die Binnenräume an der Nord- und Südseite von jeweils zwei gegeneinander versetzten und gewölbten Betonschalen begrenzt. An den Nahtstellen öffnet sich das Haus mit wandhohen Fenstern jeweils zum Park. Durch ein schmales Oberlichtfensterband gewinnt die Decke einen schwebenden Charakter.

Dieser skulpurale Aspekt der Wand- und Raumgliederung entspricht in idealer Weise der Disposition und Beleuchtung der gezielt positionierten Lehmbruck-Skulpturen. Dem langgestreckten und richtungsbetonten Baukörper der großen Halle antwortet hier eine in sich ruhende Raumform, die der ausgestellten Skulptur "ein Gefühl der Geborgenheit" verleiht und mit dem Atrium eine zentrale Lichtquelle besitzt.

Skulpturenhof

Der erhöhte Skulpturenhof verbindet im Außenbereich die beiden Baukomplexe und öffnet sich zum angrenzenden Kant-Park. Die hier aufgestellten Großskulpturen (Henry Moore, Kenneth Armitage, Berto Lardera, David Rabinowitsch, Erwin Reusch) vermitteln zwischen der geometrisch klaren Architektur des Gebäudes und den fließenden Formen der Natur.

Der Neubau (1987)

Schon bald nach der Eröffnung des Museums im Jahre 1964 hatte sich herausgestellt, dass die ständig anwachsenden Sammlungen und innermusealen Bedürfnisse eine Erweiterung verlangten. Der Rat der Stadt Duisburg entschied in Aussicht auf die (nicht realisierte) Übernahme der Buchheim-Sammlung, der Dauerleihgabe einer expressionistischen Gemälde- und Grafiksammlung, im Mai 1983 schließlich einen Erweiterungsbau, der erneut nach dem Entwurf von Manfred Lehmbruck und in Kooperation mit dem Dortmunder Architekten Klaus Hänsch ausgeführt wurde.

Für diesen Komplex, der wie bereits in der ersten Museumsplanung vorgesehen, erneut den Skulpturenhof als zentralen Binnenraum aufwertet und in südlicher Richtung erweitert, wurden drei verschieden große und fensterlose Kuben auf quadratischem Grundriss miteinander verzahnt.

Eine gläserne Brücke (die Cafeteria) stellt die Verbindung zwischen der Großen Halle und den neu gewonnen Räumen für die Wechselausstellungen (750 m²) her. Die Galerien mit eigenen Sammlungsräumen zur Kunst nach 1960 umfassen einen großen und hohen Innenraum, in dem heute die raumgreifenden Arbeiten von Mario Merz, Jannis Kounellis und Richard Long optimal präsentiert werden können. Neben den neuen Sammlungs- und Ausstellungsflächen nimmt der Anbau auch zuvor fehlende Nutzräume wie Vortragsraum und Bibliothek, Verwaltungsräume und Werkstätten sowie Depots auf.

Zur architektonischen Gestalt des Erweiterungsbaues, der am 8. März 1987 eröffnet werden konnte, hatte Manfred Lehmbruck anlässlich der Grundsteinlegung 1985 geschrieben. "Der Erweiterungsbau stellt in inhaltlicher und architektonischer Beziehung sowohl einen spannungsreichen Kontrast, als auch eine integrierte Ergänzung zu dem bestehenden Museum dar. Die Architektur löst sich von den rechtwinklig zueinander stehenden Kuben des 1. und 2. Bauabschnittes und zeigt durch die Übereckstellung des Systems um 45 Grad eine neue Ordnung an. Der in drei Baukörper aufgelöste Komplex stellt sich sowohl zum Park als auch zum Hof hin in aufgelockerter und gefalteter Form dar."

Sammlung

Neben dem Lebenswerk Wilhelm Lehmbrucks stellt die Sammlung der Internationalen Skulptur und Objektkunst der Moderne das Kernstück der Museumssammlung dar. Diese wird durch die Sammlungsbereiche Malerei, Graphik, Fotografie und Neue Medien ergänzt.

Wilhelm Lehmbruck

Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) darf aus heutiger Sicht neben Ernst Barlach (1870-1938) als der wichtigste deutsche Bildhauer der Klassischen Moderne bezeichnet werden. In nur zwei Jahrzehnten schuf er ein außergewöhnlich intensives und produktives Lebenswerk. Teile der Sammlung sind dauerhaft im Lehmbruck-Trakt präsentiert und werden ergänzt durch verschiedenste Wechselausstellungen. mehr...

Internationale Skulptur und Objekte

In dieser einzigartigen Sammlung internationaler Skulptur und Objektkunst des 20. Jahrhunderts sind zahlreiche wegweisende Künstler und Kunstrichtungen durch herausragende Werke vertreten. mehr...

Sammlung Malerei

Eingebunden in die Präsentation internationaler Skulptur ist die erlesene Sammlung deutscher Malerei, die von der Jahrhundertwende, dem malerischen Werk Lehmbrucks aus den Pariser Jahren, bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts reicht. Die heutigen Bestände präsentieren sich in allen wichtigen Bereichen als Neuerwerbungen der Zeit von 1945 - 1970 durch den damaligen Direktor Gerhard Händler. mehr...

Internationale Skulptur und Objektkunst

In dieser einzigartigen Sammlung internationaler Skulptur und Objektkunst des 20. Jahrhunderts sind zahlreiche wegweisende Künstler und Kunstrichtungen durch herausragende Werke vertreten.

Der Rundgang durch die Vielfalt der modernen Plastik beginnt in den Kabinetten unterhalb der Haupthalle mit den großen Darstellern seelischen Ausdrucks wie Ernst Barlach und Käthe Kollwitz, die zu dem Sammlungsbereich der Expressionistischen Skulptur, der auch die Werke Wilhelm Lehmbrucks einschließt, zu zählen sind.

Es folgen thematisch strukturierte Räume, die das Augenmerk des Besuchers auf die Tierdarstellungen von Pablo Picasso, Ewald Mataré oder Franz Marc und weiteren Künstlern der klassischen Moderne richten. Interessante Einblicke in die Geschichte der Modernen Skulptur liefern auch Kopf- und Portraitdarstellungen, die einen weiteren thematischen Schwerpunkt der Sammlung ausmachen. Hierzu zählen Köpfe von Auguste Rodin, Medardo Rosso, Constantin Brancusi, Julio Gonzales, Max Ernst, René Magritte oder Salvador Dalí.

In der oberen Galerie der Glashalle beherrschen Raum, Licht und Bewegung als typische Elemente des Kubismus und Konstruktivismus das Ambiente. André Derain, Alexander Archipenko, Henri Laurens, Max Bill und Georges Vantongerloo gehören zu den wegweisenden Schöpfern dieser Kunstrichtung die gemeinsam mit Künstlern der Avantgarde in Osteuropa, etwa Vladimir Tatlin, Naum Gabo oder Laszlo Moholy-Nagy präsentiert werden.

In der Glashalle blickt der Besucher hinaus in das Grün des Parks und auf den Skulpturenhof (u.a. mit Henry Moore), der seit der Ersteinrichtung des Lehmbruck Museums zur Sammlung gehört und 1989/90 um den Skulpturenpark im Kant Park erweitert werden konnte. Immer wieder lassen sich im Wechsel von Nah- und Fernsicht Querverbindungen und wechselseitige Beziehungen zur Sammlung innerhalb des Hauses herstellen. Zur Gestaltung des Kant Parks zählen rund 40 Großplastiken von u.a. Meret Oppenheim, Richard Serra, Alf Lechner, Magdalena Abakanowicz und André Volten.

Einen weiteren Schwerpunkt der Sammlung bildet die Eisenplastik, die seit 1945 eine Vielfalt von Techniken und Ausdrucksformen hervorgebracht hat. Ihre Entwicklung lässt sich bis zu den Anfängen bei Pablo Gargallo und Julio González zurückverfolgen und spiegelt sich in den Werkgruppen von Norbert Kricke und Hans Uhlmann. Als eine Konstante durchziehen die konstruktiven Tendenzen die Skulptur nach 1945 mit den weltweit bekannten amerikanischen Künstlern Alexander Calder und David Smith, die mit herausragenden Stücken in der Sammlung vertreten sind. Die Entwicklung lässt sich weiterverfolgen von Max Bill und Erwin Heerich über Sol LeWitt zu Donald Judd.
Der Anbau des Hauses präsentiert die ständige Sammlung der neueren modernen Skulptur bis in die Gegenwart hinein. Unter den Positionen der Gegenwart bilden etwa die Lichtskulpturen (Dan Flavin, Mario Merz, Gilberto Zorio) oder Arbeiten, die Neue Medien mit beziehen (Nam June Paik, Lynn Hershmann, Yves Netzhammer) bestimmte Sammlungsschwerpunkte.

Über das gesamte Haus verteilt finden sich zahlreiche "Künstlerräume", etwa den "Raum plastischer Neuschöpfung" von Berto Lardera (1970/71), den nach dem Künstler benannten Heerich-Raum mit der Gruppe der "Architektonischen Landschaft" (1975), dem "90.000 DM-Raum" von Joseph Beuys (1981) oder dem "Inventar Duisburger Künstler" von Christian Boltanski (1993), in denen sich raumgreifende Arbeiten oder sogar Werkreihen im Arrangement des Künstlers erleben lassen.

Eingebunden in die Präsentation internationaler Skulptur ist die erlesene Sammlung deutscher Malerei, die von der Jahrhundertwende, dem malerischen Werk Lehmbrucks aus den Pariser Jahren, bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts reicht. Die heutigen Bestände präsentieren sich in allen wichtigen Bereichen als Neuerwerbungen der Zeit von 1945 - 1970 durch den damaligen Direktor Gerhard Händler.

Zu den Meisterwerken der Gemäldesammlung des Lehmbruck Museums gehören Werke der Brücke-Künstler Ernst-Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff, Max Pechstein und Otto Mueller sowie des ihnen verbundenen Emil Nolde, aber auch Arbeiten von Künstlern wie August Macke, Heinrich Campendonk und Christian Rohlfs aus dem rheinisch-westfälischen Raum. Gemälde von Alexej von Jawlensky, Oskar Kokoschka und den "Sturm"-Künstlern Johannes Molzahn und Thomas Ring ergänzen die Gemälde des Expressionismus der Brücke-Künstler.

Konstruktive Tendenzen verbinden die nächste größere Werkgruppe, die ihren produktiven Anstoß zunächst vom Kubismus erhielt. Oskar Schlemmer, Walter Dexel, Lyonel Feininger und Georg Muche stellvertreten unter anderen das "Bauhaus"; die "Rugbyspieler" von Max Beckmann und "Die Versuchung des Heiligen Antonius" von Max Ernst gelten als herausragende Einzelbeispiele im Kontext von Expressionismus, Neuer Sachlichkeit bzw. Surrealismus.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges formierte sich als internationales Phänomen die Kunst des "Informel". Viele deutsche Künstler verstanden die abstrakte Malerei als Befreiung und einzig gültige Alternative zur realistischen Kunst, die durch die faschistischen Ideologien instrumentalisiert und pervertiert worden war und durch den Sozialistischen Realismus eine neue Dogmatisierung erfuhr. In den Werken von Willi Baumeister, Ernst Wilhelm Nay, Emil Schumacher, Karl Otto Götz, Gerhard Hoehme und Bernhard Schultze ist noch heute der starke, oft anarchische Ausdruckswille und das Gefühl von Befreiung nach Diktatur und Krieg spürbar. Das Ringen um neue Formen und Funktionen der Malerei zeigt sich dabei als Prozess der Bildwerdung aus der Geste oder aus dem Material. Dieses führt der Malerei gegen Ende der 50er Jahre unmittelbar einen neuen Objektcharakter zu. Die Grenzen zwischen Malerei und Objekt bzw. Skulptur beginnen sich zu verwischen.

Die Graphische Sammlung des Lehmbruck Museum verfügt über einen Bestand von mehr als 8800 Arbeiten auf Papier, davon 2400 Zeichnungen, 5060 Druckgraphiken und 1350 Fotographien.

Die Einzigartigkeit der Sammlung besteht in ihrer Schwerpunktbildung bei Zeichnungen, Druckgraphiken und Fotografien von international bedeutenden Bildhauerinnen und Bildhauern des 20. Jahrhunderts. Der Aufbau der Graphischen Sammlung verlief historisch parallel zu den Ankäufen der Skulpturen- und Gemäldesammlung seit Ende 1924. Grob skizziert, konzentrierte sich die gesamte Sammeltätigkeit bis 1957 auf die deutsche Kunst des 20. Jahrhunderts, öffnete sich dann aber - zeitlich zusammenfallend mit dem Baubeschluss des Lehmbruck Museums - seit 1958 der internationalen Moderne.

Erst 1985 begann der Aufbau einer eigenen fotographischen Sammlung zur Skulptur und Raumkunst der Moderne. Ausnahmslos bedingt durch private Schenkungen, gelangten auch Konvolute der Kunst vor 1900 in die Sammlung: Zeichnungen und Druckgraphiken seit dem 16. Jahrhundert sowie japanische Druckgraphiken und Italien-Fotographien des 19. Jahrhunderts.

Der bedeutendste jüngste Ankauf betrifft den gesamten Wilhelm Lehmbruck-Nachlass mit allein 830 Zeichnungen und Pastellen sowie dem druckgraphischen Werk von 260 Radierungen und Lithographien unter Einbezug verschiedener Druckzustände und zahlreicher Druckplatten.

Im Rahmen der Museumsarbeit spielt die Graphische Sammlung eine wichtige Rolle. Aus konservatorischen Gründen befristet, werden Einzelwerke und Werkgruppen in ständigem Wechsel in die Schausammlung integriert, ganze Ausstellungen sowohl im Graphischen Kabinett im Lehmbruck-Trakt, als auch in Kunstlichtbereichen der Schausammlung bzw. bei externen Institutionen durchgeführt.

Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) darf aus heutiger Sicht neben Ernst Barlach (1870-1938) als der wichtigste deutsche Bildhauer der Klassischen Moderne bezeichnet werden. In nur zwei Jahrzehnten schuf er ein außergewöhnlich intensives und produktives Lebenswerk. Teile der Sammlung sind dauerhaft im Lehmbruck-Trakt präsentiert und werden ergänzt durch verschiedenste Wechselausstellungen.

Das plastische Frühwerk Lehmbrucks von 1898 bis 1906 spiegelt im wesentlichen seine stilpluralistischen, gründerzeitlichen, durch seinen Lehrer Carl Janssen vermittelten, sozial und neoklassizistisch orientierten Anfänge der Ausbildungsjahre in Düsseldorf. Vor allem über Rodin und dessen Gegenpol Maillol findet Lehmbruck bis 1910, bis zum Beginn seiner Pariser Jahre, zu seinem eigenen plastischen Stil und Ausdruck: in introvertierten, vergeistigten Figuren, die strenger als bei Maillol architektonisch gebaut sind, die von Maß und Proportion bestimmt sind und in schönliniger Silhouette zusammengehalten werden.

Durch Streckung und Verräumlichung der Figur steigert Lehmbruck bis 1914 den Ausdruck seiner Idealgestalten von Mann und Frau. Mit seiner "übersinnlichen Tektonik" hat er den Durchbruch zur Moderne in Bronze-, Steinguss- und Terrakottafiguren erreicht. Die erzwungene Rückkehr nach Berlin 1914 und die Erfahrung des Weltkrieges wenden das Tektonische ins Expressive, Fragmentarische und Reduzierte. Es entstehen in den Berliner und Züricher Jahren bis 1918/19 die existenziellen Antikriegsplastiken des "Gestürzten" und des "Sitzenden Jünglings", innige und erschütternde Menschenbilder voller Melancholie und Einsamkeit, die eine tiefe Sehnsucht nach Liebe und Menschlichkeit, Transzendenz, innerem Frieden und gereinigter, lichter Welt zum Ausdruck bringen.

Parallel zu seinem plastischen Werk entwickelt Lehmbruck in seinen Pariser Jahren ein malerisches Schaffen, das über Bildnisse und Akte, paradiesische Gruppenbilder und konfliktgeladene Beziehungsthemen von Mann und Frau in den bewegten, zeichnerischen Expressionismus der letzen Jahre einmündet. Ebenfalls in den Pariser Jahren entwickelt Lehmbruck schließlich sein druckgrafisches Werk, vor allem in Radierungen, die eine eigene Ikonografie beinhalten, aber auch Themen seiner Plastik aufgreifen. Zupackend und unkonventionell geht der Künstler mit dem Grabstichel wie mit den Papieren beim Drucken um und verändert wiederholt die Zustände dieser Blätter.

Bindeglied zwischen allen Kunstgattungen und doch immer wieder auch autonom ist die Zeichnung, die in reichlicher Fülle den entschiedenen Formwillen mit der Zartheit des Ausdrucks verbindet und wiederholt Vergleiche mit dem frühen Werk von Joseph Beuys ermöglicht. Zusammenfassend darf man für das Schaffen ab 1910 behaupten, dass Lehmbruck durch seine "übersinnliche Tektonik" und "abstrahierte Expressivität" einen frühen und wesentlichen Beitrag zum modernen Menschenbild in der Kunst des 20. Jahrhunderts geleistet hat.

Sie haben es bestimmt bemerkt, liebe Leser: Der Text oben ist nicht auf meinem eigenen Mist gewachsen. Er stammt vom Museum selbst. In Absprache mit Frau Krusch, der Pressesprecherin des Museums, gebe ich ihn hier als Zitat wieder.

Ich kenne das Museum aus eigener Anschauung. Seit ich für die Bürgerzeitung duisburgweb arbeite, werde ich immer wieder zu Pressekonferenzen und Pressegesprächen in das Museum eingeladen. Zumindest die Dauerausstellung ist mir daher durchaus vertraut.

Die Museumsarchitektur - bei ihr weiß ich nicht so genau, was ich dazu sagen soll. Sie wirkt auf den ersten Blick hell und lichtdurchflutet, aber auch nüchtern und funktional. Mit Schönheit und Ästhetik hat das alles - zumindest für meinen persönlichen Geschmack nichts zu tun.

In meinem Bekanntenkreis gibt es auch viele Leute, die zwar in Duisburg wohnen, aber noch nie in dem Museum gewesen sind. Sie kennen Duisburgs berühmtesten Sohn überhaupt nicht. Haben Sie etwas verpaßt? Nun ja, man muß schon einen Zugang zu moderner Kunst haben, um sich die Ausstellung anzuschauen. Aber was soll`s? Wer - wie ich - aus Duisburg kommt, verspürt irgendwann schon den Drang, sich die Ausstellung einmal anzusehen. Schließlich möchte man ja wissen, ob die eigene Stadtwerbung übertreibt und einen Künstler nur aus Lokalpatriotismus heraus über die Maßen lobt...

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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