Kolumne: Bibel in gerechter Sprache

Die Bibel in gerechter Sprache ist eine neuartige Bibelübersetzung. Ihr Ziel? Sie soll die biblischen Schriften so aus den Ursprungssprachen in die deutsche Gegenwartssprache übersetzen, daß sie der Bedeutung der Frauen in der Bibel gerecht wird, feministische Theologie berücksichtigt dem Judentum gegenüber sensibel ist und die Befreiungstheologie beinhaltet.

Die Bibel ist sowohl theologisch wie auch sprachlich umstritten. Der Übersetzung liege eine eigene Interpretation von Gerechtigkeit zugrund, so ein Vorwurf. Daher soll es nach Meinung der Kritiker nicht um sprachliche Genauigkeit gehen, sondern der Inhalt so interpretiert werden, "wie es den Verstehensbedingungen des 21. Jahrhunderts entspricht".

"Frauen werden überall dort, wo sozialgeschichtliche Forschungsergebnisse nahelegen, dass sie mitgemeint sind, ausdrücklich benannt. So spricht die Bibel in gerechter Sprache von „Jüngerinnen und Jüngern“ oder von „Pharisäerinnen und Pharisäern“, weil das das Neue Testament selbst sagt (vgl. Lk 8,2–3 Lut) bzw. weil sozialgeschichtliche Forschungen ergeben haben, dass diese Gruppierungen Frauen einschlossen.

Es soll deutlich werden, dass Jesus und seine Jünger sich als Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft verstanden, in der sie zwar kritische Akzente setzten, von der sie sich aber nicht – wie die spätere Kirche – grundsätzlich abgrenzten. So werden beispielsweise die Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21–48 EU) nicht mehr mit dem abgrenzenden „Ich aber sage euch“, sondern im Sinne rabbinischer Auslegungspraxis als „Ich lege euch das heute so aus“ übersetzt.

„Soziale Realitäten“ wie etwa die Sklaverei oder die Gewaltstrukturen des Römischen Reichs, die der Text benennt, sollen klar erkennbar sein und nicht, wie häufig in früheren Übersetzungen, verharmlost oder spiritualisiert werden. Die „Magd“ aus der Übersetzung Martin Luthers etwa wird wieder zur „Sklavin“, weil dieser Begriff die „Unterdrückungsbedingungen“ präziser bezeichne," heißt es dazu in einem Sekundärtext.

Mein Gott. Dein Gott. Gott ist für uns alle da. In Anlehnung an einen Werbeslogan der `80er Jahre sei an diesen Spruch erinnert. Die Bibel ist quasi ein Kompaß in unserem Leben, der uns sagt, was richtig und wichtig für ein gelingendes Leben ist. Ganz egal, wie fundamantalistisch und wortgetreu man die Ausführungen auslegt: Platz für zeitgenössische und vermeintlich politisch korrekte Änderungen (Befreiungstheologie, Feminismus, Maskulinismus) ist da keiner. Man kann den exzessiven Feminismus mit seiner ausufernden Bevorzugung von Frauen auch als Diskriminierung von Männern ansehen.

Der Inhalt der Bibel ist universell und zeitlos gültig, unabhängig von seiner Übersetzung und dem jeweiligen Zeitgeschmack; es bleibt Gottes Wort die Richtschnur in unserem Leben.

Wie stehen wir zur Homosexualität? Wie zum Kommunismus und Nationalismus? Wie zu anderen Religionen? Was sagen wir zur Gottlosigkeit in unserer Gesellschaft und zur Verfolgung von Christen in nichtchristlichen Ländern? Wie gehen wir mit der Erhaltung der Schöpfung um? Dies sind die Themen, die uns zu Beginn des 21. Jahrhunderts beschäftigen.

Die Welt ist "größer" gewoden als sie zur Zeitenwende war. Wir kennen den amerikanischen Kontinent, weitere Teile Afrikas sowie Asiens sowie Australien und Ozeaniens. Was bilden wir uns ein, daß wir den Menschen dort vorschreiben, wie sie die Bibel zu lesen und zu verstehen haben? Die Zeiten des Kolonialismus sind vorbei, sollte man meinen.

Die Zeiten des Antisemitismus und insbesondere Antijudaismus sind Geschichte, hoffentlich zumindest, von ein paar Unbelehrbaren  einmal abgesehen. Das Miteinander, der christlich-jüdische Dialog sowie Lernbereitschaft sind zu Recht an ihre Stelle getreten.

Das römische Wirtschafts- und Sozialsystem, der Imperialismus sowie das politische System der heutigen Hauptstadt Italiens sind schon lange überwunden. Verfolgungs- und Unterdrückungsstrukturen sind in weiten Teilen der Welt geblieben. Mit seinem Weltverfolgungsindex zeigt Open Doors, welche Länder noch sehr weit von Religionsfreiheit entfernt sind.

Allen Menschen kann man es eh`nicht recht machen - Gerechtigkeit ist eine subjektive Sache. Es ist eher die Frage, wie wir die Bibel und ihre Botschaft den Menschen näherbringen und im Idealfall in ihr Herz verpflanzen - daran wird Gott seine Freude haben, nicht an abseitigen Wortklaubereien.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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