Haniel-Unternehmensgeschichte

Die Franz Haniel & Cie. GmbH ist ein Mischkonzern aus Duisburg. Es ist dort im Stadtteil Ruhrort ansässig. Als Holding führt es dezentral organisierte Unternehmensbereiche.

Als Gründungsjahr gilt das Jahr 1756. In diesem Jahr unterschrieb Friedrich der Große den Erbpachtvertrag für das Grundstück, auf dem Franz Haniels Großvater Jan Willem Noot das "Packhaus" baute; dort entstand das Vorläuferunternehmen.

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Jan Willem Noot betrieb im Packhaus ein Lagerhaltungsgeschäft für Kolonialwaren, das erst von Jacob (bis 1782) und dann von dessen Gattin Aletta Haniel, geborene Noot, (bis 1797) als Speditionshandel weitergeführt wurde.

Im Jahr 1802 werden deren Söhne Franz und Gerhard zu Teilhabern des Unternehmens, dessen Anteile 1809 unter den Brüdern aufgeteilt werden. Von nun an betreiben die beiden Brüder zwei separate Handelsfirmen. Die eigene Kohlenhandlung und Reederei von Franz Haniel bestand wahrscheinlich aber bereits um 1802. Ein Großteil seines Geschäftsinteresses galt von da an der Kohle.

Ein anderes Interesse wurde 1803 geweckt: Franz Haniel erkannte, dass sich der Besitz der beiden Eisenhütten „St. Antony“ in Oberhausen-Osterfeld und „Neu-Essen“ im Reichsstift Essen, mit denen die Haniels schon seit zehn Jahren Geschäfte machten, lohnen müsste. Der Kauf zusammen mit seinem Bruder Gerhard und seinem Schwager Gottlob Jacobi kam 1805 zustande. Heinrich Huyssen vermittelte 1808 den Ankauf der dritten Hütte, „Gutehoffnung“ in Oberhausen-Sterkrade, von Helene Amalie Krupp. Noch im selben Jahr werden die drei Hütten zur Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen (JHH), Vorgängerin der „Gutehoffnungshütte“ AG (GHH), zusammengeschlossen. Mit dem Bau von Dampfmaschinen und -schiffen, Lokomotiven, Schienen und Brücken leistete die JHH einen wichtigen Beitrag zur Industrialisierung des Ruhrgebiets. Damit war das erste deutsche Montanunternehmen entstanden.

1809 wurde das mütterliche Erbe zwischen den beiden Brüdern aufgeteilt. Die in Ruhrort ansässige Kohlenhandlung und die Spedition gingen an Franz und wurden fortan unter dessen Namen geführt. Ausgerechnet bei Ruhrort erlitt das Dampfschiff Caledonia des Sohns des Erfinders der Dampfmaschine, James Watt jr., einen Maschinenschaden. Das dabei beschädigte Pleuel wurde daraufhin bei der JHH wieder repariert und weckte Franz Haniels Faszination für Dampfmaschinen. Er bemühte sich in England bei Watt um einen persönlichen Einblick in dessen Werk, was dieser jedoch ablehnte. Dennoch baute die JHH 1819 eine erste größere Dampfmaschine mit einer Leistung von 12 Pferdestärken, 1829 wurde das erste in eigener Werft produzierte Passagierdampfboot in Betrieb genommen. Für den Bau der ersten Dampfschiffe wurden von Haniel überwiegend holländische und englische Werftarbeiter nach Ruhrort geholt.

1830 lief der Rheindampfer „Stadt Mainz“ in Ruhrort vom Stapel. 1838 kam die komplett aus Eisen gefertigte „Graf von Paris“, 1845 der Schlepper „Die Ruhr“ hinzu. Mit von der Partie beim Dampfschiffbau war ein englischer Konstrukteur namens Nicholas Harvey, den Franz Haniel durch die Vermittlung einer Ehe mit seiner Nichte Maria Kunigunde Clementine Jacobi an das Unternehmen band. Die Lütticher Industriellenfamilie Cockerill beabsichtigte ebenfalls den Bau von Dampfschiffen auf dem Rhein. Durch die Hochzeit seines Sohnes mit der Tochter der Familie Cockerill im Jahr 1839 blieb die unliebsame Konkurrenz in Dampfschiffen am Rhein aus.

Bereits 1821 hatte Haniel in Ruhrort einen ersten mit Koks befeuerten Hochofen errichtet. „Jacoby, Haniel & Huyssen“ erbaute 1830 zudem ein Blechwalzwerk, dann 1835 ein weiteres Walzwerk und produzierte 1840 die erste Lokomotive, die „Ruhr“. Seit 1838 wurden diverse Erzgruben betrieben. Ein Walzwerk zur Produktion von Eisenbahnschienen wurde 1841 gegründet, aber 1842 wieder aufgegeben.

Ebenfalls bereits ab 1820 engagierte sich Haniel für den Ausbau des Ruhrorter Hafens, zunächst zum Zwecke des Aufbaus der eigenen Werft, ab 1830 dann auch für die Planung der Ruhrorter Infrastruktur: Die Strecke der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft wurde 1847 fertig gestellt. Die Anbindung Ruhrorts an diese wichtige Bahnstrecke lässt sich dabei nachweislich auf das Engagement Franz Haniels zurückführen.

Haniel hatte 1833 bereits mit Tiefenbohrungen begonnen, um als Erster eine senkrechte Schachtanlage durch die als undurchdringlich geltende Mergelschicht abzuteufen. Das Ziel der Tiefbohrungen war das Erreichen der Fettkohlenflöze. Fettkohle kann zu Kokskohle umgewandelt und dann in Hochöfen eingesetzt werden. Mit Dampfmaschinen ließ er das eindringende Grundwasser abpumpen. 100.000 Taler kostete Haniel dieser Schacht, von dem ihm alle Übrigen samt dem zuständigen Bergamt abgeraten hatten. Mit der Durchdringung der Mergelschicht wurde 1834 eine Pionierleistung erreicht, die daraufhin schnell ihre Nachahmer fand. 1847 eröffnete er die „Zeche Zollverein“ in Essen, die 1851 die Kohleförderung aufnehmen konnte.

Haniel hatte sein Ziel einer eigenen Kohleversorgung seiner Hüttenwerke mit Kokskohle erreicht, und die Gleisanlagen der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft lag so günstig, dass die Kohle von der Zeche preiswert nach Ruhrort transportiert und dort im Hafen auf eigene Schiffe zum Weitertransport verladen werden konnte. Somit hatte Franz Haniel die Grundlagen für eine vertikale Integration seines Konzerns geschaffen.

1854 beteiligte sich Haniel maßgeblich am Bau einer Fährverbindung über den Rhein, dem Ruhrort-Homberger-Eisenbahntrajekt, bei dem wegen der noch fehlenden Rheinbrücken die Kohlewaggons über einen dampfgetriebenen Aufzug auf Fährschiffe verladen und nach Westen übergesetzt wurden. Die Fähren wurden selbstverständlich bei Haniel auf der eigenen Werft gebaut. Noch heute existiert in Duisburg-Homberg ein Turm des Trajekts als Denkmal. Das Trajekt war für Haniel Anlass, sich als Erster mit einem linksrheinischen Zechenprojekt zu beschäftigen: Er gründete die „Zeche Rheinpreußen“, die bis 1990 Kohle förderte.

Als typischer Vertreter eines sozial verpflichteten, paternalistischen Kapitalismus, den man später als den „rheinischen“ bezeichnen wird, kümmerte sich Franz Haniel immer auch um das Wohlergehen der Beschäftigten. Bereits 1832 hatte Haniel mit seinen Compagnions eine Unterstützungs-Casse der hiesigen Arbeiter gegründet, die diese im Falle von Krankheit oder Unfall absichern sollte. Bis 1837 wurde der Schutz dieser Kasse auf alle Beschäftigten der Ruhrorter Werft ausgeweitet. 1847 dann eröffnet Franz Haniel für die Mitarbeiter seiner Firma eine weitere Unterstützungskasse. Die JHH errichtete auch Häuser in der Nähe ihrer Zechen für die Stammbelegschaft. So entstand 1844 die Siedlung Eisenheim in Oberhausen-Osterfeld, die den Bergarbeiterfamilien neben ausreichend Wohnfläche auch Raum für die Ziege („die Kuh des Bergmanns“) hinter dem Haus ließ, aus der später die Taubenzüchterparadiese hervorgingen. Die Siedlung steht heute unter Denkmalschutz. Mit fast 3.600 Arbeitern war die JHH 1858 der größte Arbeitgeber im Ruhrgebiet.

Nach Haniels Tod im Jahre 1868 übernahm sein Sohn, Hugo Haniel, die Geschäftsleitung und führte die Geschäfte der neu gegründeten Firma Franz Haniel & Cie. oHG. Aus der Gutehoffnungshütte in Oberhausen-Sterkrade, einem Unternehmen mit 18.000 Mitarbeitern, wird nach dem Tod des letzten Mitbegründers, Heinrich Huyssen, 1873 eine Aktiengesellschaft mit dem Namen Gutehoffnungshütte, Actienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb. Die Aktien befinden sich im Besitz der Nachkommen der vier Gründer. Dort wurden aus dem Eisen u. a. die Bahnhofshalle in Frankfurt am Main und ein riesiges Schwimmdock für die kaiserliche Marine in Tsingtao in China gefertigt.

Erstmals übernahm 1905 mit dem schwäbischen Bergbautechniker Paul Reusch ein angestellter Manager, der nicht Familienmitglied war, die Leitung der GHH. Er erweiterte das Montanunternehmen um die stahlverarbeitende Industrie und den Maschinenbau. Ein damals neu abgeteufter Schacht in Oberhausen-Osterfeld erhielt seinen Namen: Paul-Reusch-Schacht. Während der Hyperinflation 1923 ergriff Reusch die Gelegenheit zum Kauf der MAN, womit die Belegschaft auf 52.000 Menschen wuchs. Neu in den Konzern integriert wurde ab 1923 auch die in Den Haag gegründete Ferrostaal. Mit der Weltwirtschaftskrise 1929 halbiert auch die GHH ihre Belegschaft. Die Machtergreifung der Nazis begrüßte Reusch anfangs und drängte bei Hitler auf die Besetzung der für die Wirtschaft wichtigen Ministerien mit Fachleuten anstatt Parteigünstlingen. Der von Hitler forcierte Autobahnbau erhöhte den Bedarf an Brückenbauten, die Aufrüstung steigerte den Absatz von Dieselmotoren für Schiffe der Kriegs- und Handelsmarine erheblich. Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigte die GHH zeitweise 4.000 Zwangsarbeiter. 1942 musste Reusch auf Druck des Regimes aus dem Vorstand ausscheiden.

Die Vielzahl großer und kleiner Fertigprodukte erforderten bald eine Erweiterung der eigenen Logistik des Handelshauses. 1917 wird neben der oHG, die noch bis 1929 existiert, die Franz Haniel & Cie. GmbH gegründet. Aus dem alten Packhaus wurde der zentrale Sitz.

1921 bündelten MAN und der Haniel-Konzern ihre Ölinteressen zu gleichen Anteilen in der Oelhag. Ein Teil der Anteile ging in den 1920-er Jahren an die Atlantic Refining, die restlichen Anteile während der Weltwirtschaftskrise vollständig an die Deutsch-Amerikanische Petroleum Gesellschaft (DAPG) und Rhenania-Ossag.

Mit Johann Wilhelm Welker erhielt die GmbH einen ebenfalls familienfremden eigenen Generaldirektor, der diese Position bis 1944 innehatte. Seitdem galt für die Familie Haniel das eherne Gesetz, dass Familienangehörige im Unternehmen keine Posten erhalten können. Unter Welkers Leitung wurde nach dem Ersten Weltkrieg die Reederei für den Kohlenhandel erheblich ausgebaut. Während der Nazizeit ist Welker der einzige Vorsitzende einer Handelskammer, der über kein Parteibuch der NSDAP verfügte. Dennoch nutzte auch er die Autarkie-Bestrebungen des Dritten Reiches: Die Zeche Rheinpreußen errichtete Dehydrieranlagen, mit denen aus Steinkohle im Fischer-Tropsch-Verfahren Benzin hergestellt werden konnte. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen erfolgte der dafür nötige Anlagenbau allerdings ohne staatliche Subventionen. Das grün-weiße Tankstellennetz von Rheinpreußen warb mit dem Slogan: „Säulen deutscher Unabhängigkeit“.

Bei Kriegsende war der größte Teil der Haniel-Schiffe im Ruhrorter Hafen versenkt, die Reederei lag weitgehend brach, die Industrieanlagen waren zerbombt und GHH und MAN hatten ihr wichtiges Netz an Auslandsniederlassungen verloren. Dennoch stellte Haniel jeden heimkehrenden Frontsoldaten, der ehemaliger Haniel-Mitarbeiter war, sofort wieder ein.

Die Entflechtung bei Haniel führte dazu, dass bis 1960 aus der indirekten Beteiligung der Familie Haniel an der Franz Haniel & Cie. GmbH über die Zechen und GHH eine direkte Beteiligung wurde. Die GHH wurde im Kontext dieses Prozesses in vier Teile entflochten. Der Brückenbauspezialist GHH war schnell wieder gefragt und so wurde bereits 1948 die unter Beteiligung der GHH wieder errichtete Deutzer Brücke in Köln eingeweiht. Bei der Berliner Luftbrücke 1948/49 lieferte Haniel 30 Prozent der von Hand in Zentner-Säcken verpackten Kohle. Das Geschäft entwickelte sich zu einer so guten Einnahmequelle, dass gelegentlich von einem neuen Geschäftszweig die Rede war. Auch der Speditions- und Umschlagbetrieb war beteiligt.

Unter der Leitung von Klaus Haniel, Wolfgang Curtius und Thuisko von Metzsch unternahm Haniel frühzeitig einen erheblichen Strukturwandel: In den frühen 1960er Jahren verkaufte man die Zeche Rheinpreußen und das damit zusammenhängende Tankstellennetz. Den Erlös nutzte die Firma für den Einstieg und Ausbau neuer Geschäftsfelder wie den Pharmagroßhandel, den Transport und die Ablagerung von Industrieabfällen sowie den Einstieg in die Groß- und Einzelhandelskette Metro AG, an der sie bis heute Anteile hält. In den 1960er Jahren begann die Familie Haniel mit dem schrittweisen Verkauf seiner GHH-Anteile an den Thyssen-Konzern. 1965 betrug der Umsatz der Franz Haniel & Cie. GmbH 1,096 Milliarden DM. In den 1980er Jahren wurden die letzten Anteile an der GHH abgegeben. Später folgte der Rückzug aus dem Brennstoffhandel, der Spedition und der Binnenschiffahrt," stellt die Internetenzykloädie Wikipedia die Geschichte des Duisburger Traditionsunternehmens vor.

Ich bitte um Verständnis, wenn ich an dieser Stelle Wikipedia so umfangreich zitiere. Dies ist für mich die einfachste und schnellste Methode, die Geschichte des Unternehmens wiederzugeben. Ich gestehe es gerne ein, daß ich einfach zu unmotiviert war, um ihn komplett umzuschreiben.

Wer sich für die aktuellen Geschäftszahlen und die Struktur des Unternehmens interessiert, der sei an den jährlichen Geschäftsbericht verwiesen. Die Geschäftsberichte sind kostenlos beim Unternehmen erhältlich.

Das Unterrnehmen betreibt auch ein firmengeschichtliches Museum. Es heißt "Haniel-Museum" und kann nach Voranmeldung besichtigt werden. Ich kenne es aus eigener Anschauung. Ich kann einen Besuch dort nur empfehlen.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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