Duisburger Innenhafen

Dort, wo heute der Innenhafen liegt, floß im 12. Jahrhundert noch der Rhein. Durch die unmittelbare Nähe der (heutigen) Innenstadt zum Strom betätigte sich hier schon früh der Handel. In Richtung Süden fahren die Duisburger Schiffe bis nach Straßburg, nordwärts bis nach England. Seit 1670 gibt es ununterbrochene Rangfahrten zwischen Duisburg und Holland. Sie befördern alle aus Holland kommenden, für die Rheingegend bestimmten Waren und alle aus den bergischen märkischen Fabriken kommenden, für Holland betimmten Waren. Duisburg gilt als der beste Lösch- und Liegeplatz zwischen Neuss und dem holländischen Thiel. In Duisburger werden regelmäßig Messen und Märkte veranstaltet. So wird Duisburg zum unumstrittenen merkantilistischen Handelszentrum der gesamten Region.

Nach einem starken Hochwasser um das Jahr 1200 herum verlagert der Rhein jedoch sein Flußbett. Ruhrort wechselt so vom linken zum rechten Ufer. Die verheerende Folge für Duisburg: Es ist auf einmal 2 Kilometer von seiner Lebensader entfernt. Es können nur noch kleine Kähne vom Rhein durch die Ruhrmündung in den Dickelsbach gelangen; sie werden am Schwanentor gelöscht und beladen. Am Rheinufer bei Neuenkamp-Essenberg werden um 1670 Umschlagplätze angelegt; doch auch sie sind zu weit von der Innenstadt entfernt. Eine Sache ist unerträglich für Duisburg: Dort gibt es kein Lagerhaus und keine Verladeeinrichtung. Die Schiffe müssen also in mühseliger, oft tagelanger Arbeit be- und entladen werden.

1696 entstehen erste Pläne, einen Kanal vom Rhein nach Duisburg zu bauen. 1765 befürwortet die Regierung den Bau eines Kanals. Sie möchte den Handel fördern. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts werden weitere, konkretere Pläne zum Bau eines Kanals / Hafens ausgearbeitet. Es wird auch ernsthaft diskutiert, den Rhein bis vor das Schwanentor zu verlegen. Als 1805 der Bau eines Kanals beschlossen wird, steht dem die französische Besatzung entgegen. 1810 kommt sogar die gesamte Börtschiffahrt zum Erliegen. Erst im Mai 1815 erweckt der Oberpräsident der Provinz Westfalen Ludwig von Vincke Handel und die Schiffahrt wieder zu neuem Leben. Er veranlaßt 1818 die Verlegung des Hauptsteueramts an den alten Ruhrarm "Am Schick". Doch die dorthin führenden Wege sind nicht befestigt. Bei Regen bleiben die Transporte im Morast stecken. Die Verladegeräte sind in einem äußerst schlechten Zustand. Auch wenn die Ruhr ständig ausgebaggert wird, führt ihre Versandung dazu, daß die Schiffahrt dort sehr schwierig ist.

Der Vorläufer der heutigen Handelskammer ergreift in dieser Situation die Initiative. Ein neuer Kanal soll gebaut werden. Als das Hauptsteueramt wegen der schlechten Bedingungen am Schlick in den 1825 erweiterten Ruhrorter Hafen verlegt werden soll, befürchtet Duisburg wirtschaftliche Einbußen.

Um den sogenannten "Ruhr-Canal" (das ist der heutigen Außenkanal) finanzieren zu können, ergeht offiziell ein "Zuruf an die Duisburger Bevölkerung". 1826 sind alle Vorbereitungen getroffen: Der "Rhein-Canal-Actien-Verein" kann gegründet werden. Bekannte Duisburger Kaufleute wie Carl Böninger, Friedrich Castanjen, Johann Jacob vom Rath, Samuel Gallenkamp, Ferdinand Schoeler und Johann Wilhelm Davidis gehören zu den Gründungsmitgliedern. Durch die Übernahme von Aktien finanzieren die Anteilseigner das Projekt komplett selbst.

Die Duisburger Bürger sind von dem neuen Kanal begeistert, wenn man den damaligen Zeitzeugen glauben darf. Der (symbolische?) erste Spatenstich erfolgt am 10. April 1828. Der 6,3 Meter breite Kanal wird von 1828 bis 1832 gebaut. Er erstreckt sich vom Rhein zus zur Marientorschleuse. Von dort aus wird in dem vorhandenen Bett des Dickelbachs der ursprüngliche Frei- bzw. der spätere Zollhafen errichtet. An dessen Ende erfolg 1828 die Grundsteinlegung ds Hauptsteueramtes.

Das Hafenbecken am Marientor soll ursprünglich als Freihafen konzipiert gewesen sein. Freihäfen waren damals nicht ungewöhnlich; schließlich ließen die "Mainzer Akte" von 1831 und die "Mannehimer Akte von 1868 Steuerbefreiungen für Durchgangswaren zu. Auf einen Antrag aus dem Jahre 1829 hin wird Duisburg ab 1835 als Freihafen geführt. Doch der Name Freihafen wird schon um die Jahrhundertwende nicht mehr benutzt; als dort 1970 eine Autobahnzufahrtsbrücke gebaut wird, wird das Hafenbecken zugeschüttet.

Die Verkehrszahlen des "Rhein-Canals" steigen nur langsam. Duisburg erregt damit aber überregionale Aufmerksamkeit. Insbesondere Kohlenhändler sowie Tabak-, Holz- und Getreidehändler zeigen sich interessiert. SIe befürworten auch das Folgeprojekt, nämlich die Verbindung zur Ruhr. Die Ruhrkohle aus den umliegenden Zechen soll so nach Duisburg umgeleitet werden. Um den Bau der Anlagen zu finanzieren, wird der "Ruhr-Canal-Actien-Verein" gegründet. Der erste Spatenstich erfolgt am 6. Mai 1840. Der Kanal ist 1844 fertig und befahrbar.

Im Zuge der Bauarbeiten wird auch der "innere Hafen" ausgehoben. Er beginnt an der Marientorschleuse und endet am Springwall. Dort entsteht die Ruhrschleuse. Dies ist eine Kammerschleuse; deren hölzerne Brücke verbindet den Springwall mit der heutigen Schifferstraße. Hinter dieser Ruhrschleuse verläuft der eigentliche, wesentlich schmalere Kanal mit seinem Holzlagerbecken (dies ist der heutige Holzhafen) bogenförmig zur Ruhr. Dort wird eine zweite Schleuse errichtet.

Der Ruhr-Canal bringt aber nicht die erhofften wirtschaftliche Erfolge. "Im Eifer der Planungen hatte man die tatsächlichen Auswirkungen, die die Eisenbahn als Transportträger auf die Wasserstraße haben sollte, unterschätzt. Infolge der Inbetriebnahme der Köln-Mindener und der Bergisch-Märkischen Eisenbanlinien kommt kurz nach der Fertigstellung des `Ruhr-Canals´ die Ruhrkohlenschiffahrt um 1869 fast gänzlich zum Erliegen und der mit großen Erwartungen errichtete Verbindungskanal wird mangels Beanspruchung um 1890 teilweise jenseits der oberen Ruhrschleuse wird wieder zugeschüttet. Der sich dem Außenhafen anschließende `innere Hafen´ bleibt jedoch erhalten. Er bildet heute den älteren Teil des Innenhafens.

Ständige Verbesserungen der Infrastruktur, neue Verspundungen, Baggerungen, Modernisierung der Kran- und Verladeanlagen zehen am Kapital der beiden Vereine. Um ihre Finanzlage zu optimieren, erfolgt 1860 die Zusammenlegung der beiden Aktienvereine zum "Rhein-RUhr-Canal-Aktien-Verein". Stolz kann der Verein auf d sGeschaffene verweisen. Immerhin ist durch die Hafenanlage der Umschlag von 4.800 t im Jahr 1833 auf 1.465.150 t im Jahre 1887 angestiegen. Dennoch erweisen sich die bestehenden Anlagen als unzureichend," berichtet die "Innehafen Duisburg Entwicklungsgesellschaft. Um die Zukunft ds Hafens zu sichern, überträgt die Aktiengesellschaft 1889 Wasserflächen und Grundstücke an die Stadt Duisburg. Auf Initiative des Oberbürgermeisters Carl Lehr wird der Innenhafen 1889 bis 1893 vertieft und in Richtung Duissern verlängert. Am 1. Juli 1893 wird der am Kopf des Innenhafens neu errichtete Hafenbahnho in Betrieb genommen.

"Zwölf Jahre verbleibt der Innenhafen im Besitz der Stadt Duisburg. Als im Jahre 1905 die Zusammenlegung der beiden Städte Duisburg und Ruhrort erfolgt, werden auch ihre Häfen zusammen verwatet. Die zu diesem Zweck gegründete Verwatung der Duisburg-Ruhrorter Häfen, seit 1926 als Aktiengesellschaft handelnd, übernimmt den Außenhafen, den 1897 errichtete nParallehafen und den Duisburger Innenhafen nebst Liegenschaften," berichtet die oben schon erwähnte Entwicklungsgesellschaft.

August Nieten betreibt nicht nur ein Kohlengeschäft. Er betreibt ab 1840 das erste Dampfsägewerk in Duisbrg. Dies wird heute als Pionierleistung für den gesamten Niederrhein angesehen. Der Duisburger "Ruhr-Canal" war ursprünglich nur für die zu Schiff von der Ruhr kommende Kohle gedacht. Der Niedergang der Ruhrkohlenschiffahrt bewirkt das Liegenbleiben großer Magazine. Also beschließt d sDIrektorium des "Rhein-Ruhr-Canals-Acien-Vereins" 1869, den Hafen gütermäßig neu auszurichten. Man wendet sich dem Holzhandel zu. Schließlich hatten die nahegelegenen Sägemühlen der Firma August Nieten, Matthias Rosendahl und H. H. Elshorst zu dieser Zeit schon eine große Bedeutung erlangt. In den Jahren 1869 und 1870 konnten die beiden großen Hlzfirmen Albert Maasen und Brüggemann & Sohn angeworben werden. Sie errichteten am Innenhafen Dampfmühlen.

"Die Holzunternehmen im Duisburger Hafen werden hauptsächlich aus dem Spessart und dem Schwarzwald beliefert. Das Rundholz wird in Mainz zu Flößen zusammengefügt, die oft mehrere hundert Meter lang sind. Im 19. Jahrhundert ist das malerische Treiben der Flöße mit ihren Aufbauten, die dem Meister, dem Steuermann und den Floßknechten während ihrer Fahrt Unterkunft bieten, ein charakteristisches Bild auf dem Rhein. Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts wird Duisburg zur Drehscheibe des Holzhandels auf seinem Weg nach Holland. Das Projekt zur Errichtung eines Floßhafens, über 40 Jahre hinweg gefordert und diskutiert, wird aber schließlich eingeholt vom ersten Weltkrieg, der mit seinen Folgen die Pläne ad actra schreibt. Auch verläuft die Verkehrsentwicklung anders als gedacht. Denn mit dem Einsatz der Dampfmaschine in der Schiffahrt haben Schleppkähne und motorisierte Fahrzeuge den Floßverkehr schrittweise ersetzt. Nach und nach wird d sRundholz abgelöstvom handlicheren Schnittholz, das heute nur noch paketiert und in gebündelter Form per LKW oder über den Schienenweg transportiert, selten jedoch verschifft wird," berichtet die Innehafen-Entwicklungsgesellschaft.

Was die Entwicklung des Innenhafens zum "Brotkobt des Ruhrgebiets" anbelangt, verweise ich an dieser Stelle auf die Schrift "Der Innenhafen - Seine Geschichte und industrielle Entwicklung -", die von der Innehafen Duisburg Entwicklungsgesellschaft herausgegeben worden ist. Die dortigen Ausführungen hier wiederzugeben, würde an dieser Stelle sicherlich zu weit führen.

Bürgerreporter:in:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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