Stadt will Wohnungen in einem Hochwasserrisikogebiet an der Bahnlinie unter einer 110 kv Freileitung errichten

„Im Stadtteil Hamm wird es bald ungemütlich“

Dieser Beschluss dürfte noch für Zündstoff sorgen. Der Wirtschaftsausschuss beschloss am 18. Juni, nur gegen die Stimme der Freien Wähler, ein sog. Ausschreibungsverfahren für Düsseldorf-Hamm. Ziel ist: Neue Sozial-Wohnungen und Geschäftshäuser vor Ort.
Doch die Nebenwirkungen sind gravierend.

Für den Wohnraum soll eine Frei- und Grünfläche zerstört – und weitere Flächen für den Straßenbau und Infrastruktur versiegelt werden. Denkmalgeschützte Bäume wären ebenfalls von der Rodung bedroht – so als ob es den Klimawandel und den vom Rat der Stadt festgestellten Klimanotstand nicht geben würde.

Bedenklich ist auch: Die Wohnungen liegen nur wenige Meter von der Bahnlinie entfernt. Eine Lärmschutzwand ist aber nicht vorgesehen und wäre von der Deutschen Bahn zu finanzieren. Doch die winken ab. Schließlich war die Bahnlinie zuerst da. So heißt es wörtlich in der Verwaltungsvorlage: „Eine Gesundheitsgefährdung kann bei Außenlärmpegeln von zu erwartenden 62 db(A) in der Nacht nicht ausgeschlossen werden.“ Auch geht die Stadt davon aus, dass der KFZ-Verkehr in Hamm in der Folge deutlich zunehmen wird. Der KFZ-Lärm käme zum Bahnlärm „On the Top“ dazu. Wer die engen Straßen und Gassen in Hamm kennt kann sich ausrechnen, was das bedeutet.

Die Reaktion der Verwaltung auf diese Hinweise war alles andere als überzeugend: Die empfahl als Lösungsvorschlag, keine offenbaren Fenster zu den Aufenthaltsräumen zu installieren.

Über den Grundstücken verläuft zudem eine 110 kv Freileitung, die elektrische und magnetische Felder erzeugen. „Unter strahlenden Kinderaugen stellt sich der ein oder andere sicher etwas anders vor“, so Jürgen Krüger von den Freien Wähler.
Das Grundstück liegt zudem in einem Hochwasserrisikogebiet, welches auf Grund der räumlichen Lage auch von Starkregen besonders bedroht wäre. „Die Auflagen für jedes Gefängnis sind höher, als das, was man den Menschen in Düsseldorf Hamm zumuten möchte“, so Krüger weiter.

Krüger rechnete dem Ausschuss vor: „Wenn jede deutsche Gemeinde heute eine ähnliche Flächenversiegelung beschließen würde, käme das dem Flächenverbrauch gleich, den Brasilien in drei Jahren für die Abholzung seiner Wälder vornimmt“ und unterstellte der Stadt, Zitat: „die wirtschaftlichen Interessen über dem Schutz der Umwelt und der Menschen vor Ort zu stellen. Wie in Brasilien eben, nur mit dem Unterschied, dass man sich selbst für die Guten hält“.

Der Ausschuss lehnte zudem einen Antrag ab, den Umweltausschuss zu dem Thema zu hören. Nach unseren Recherchen ist so etwas in Düsseldorf zuletzt 1989, vor 32 Jahren, vorgekommen. Damals kannte man den Begriff Klimawandel noch nicht.

Foto: (c) duesseldorf.de

Bürgerreporter:in:

Alexander Führer aus Düsseldorf

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