Conny meets Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (Bürgermeisterin Düsseldorf)

Conny (li.) meets Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann(re.)
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Hallo, ihr Lieben!

Am Dienstag waren Simon und ich zu Gast im Rathaus bei unserer Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Ich freue mich sehr, dass Frau Strack-Zimmermann sich die Zeit genommen hat, sich mit uns zu unterhalten. Besonders beeindruckt war ich, dass (obwohl eigentlich "nur" 15 Minuten angemeldet waren) sich unsere Bürgermeisterin insgesamt eine Stunde Zeit genommen hat, um sich auch nach dem Interview mit uns auszutauschen.

So. Nun viel Spaß beim Lesen!
Liebst, Conny

Conny: "Ist Politiker ein Traumberuf?"
Strack-Zimmermann: "Ich weiß es nicht. Manchmal hat es auch etwas mit einem Alptraum zu tun (lacht). Nein, Spaß beiseite. Ich mache es wahnsinnig gern. Ob es deswegen ein Traumberuf ist, weiß ich nicht. Aber die Aufgabe, die ich momentan habe, finde ich wunderbar, und ich bin den Wählern und dem Schicksal dankbar, dass ich Gelegenheit habe, das zu machen."

Conny: "Sind Sie der Meinung, dass die jungen Düsseldorfer politikverdrossen sind?"
Strack-Zimmermann: "Das kann nicht auf das Alter heruntergebrochen werden. Es gibt viele junge engagierte Menschen. Es gibt auch viele ältere, die sich engagieren... und es gibt diejenigen, die sich für gar nichts interessieren. Ich glaube, dass es genug junge Menschen gibt, die Interesse an Politik haben. Wenn ich mit jungen Leuten zu tun
habe, empfinde ich es nicht so, als ob alle "null Bock" haben. Das stimmt nicht. Es gibt eben solche und solche."

Conny: "Sie arbeiten freiberuflich bei einem Jugendbuchverlag. Wie sieht Ihre Arbeit dort aus?"
Strack-Zimmermann: "Genau. Ich habe 20 Jahre für einen Jugendbuchverlag, den "Tessloff Verlag", gearbeitet. Dieser sitzt in Nürnberg und bringt seit 40 Jahren die Reihe "Was ist Was" heraus. Ich war im Vertrieb tätig und habe das zeitweilig parallel zu meiner Bürgermeisteraufgabe gemacht. Irgendwann war das Ganze aber zeitlich einfach nicht mehr machbar. Ich war für den Vertrieb in NRW verantwortlich und war sehr viel unterwegs. Ich habe dafür gesorgt, dass die Kinder- und Jugendbücher im Sortiment erscheinen. Das habe ich mit großer Freude gemacht, weil es eine wunderbare Aufgabe ist, sich mit Kinder- und Jugendbüchern zu beschäftigen. Insofern war das eine gute Zeit."

Conny: "Sie haben selbst drei Kinder. Ist das Kinderkriegen heute out? Viele entscheiden sich - auch in den Zeiten der "Herdprämie" - eher für eine Karriere..."
Strack-Zimmermann: "Die "Herdprämie" lasse ich jetzt mal außen vor, da ich sie falsch finde. Ich bin der Meinung, wer ein Kind hat, darf nicht dafür bezahlt werden, dass er sich um das Kind kümmert. Das ist doch schizophren. Aber ich glaube, dass die jungen Menschen heute wesentlich akademischer an das Thema Kinder heran gehen. Ich wollte immer Kinder und irgendwann habe ich meine drei bekommen. Wenn ich heute mit jungen Menschen zwischen 30 und 40 spreche, merke ich im Gespräch, dass sie das Thema sehr rational sehen. Nach dem Motto: "Was ist, wenn wir ein Kind haben? Können wir dann dieses und jenes noch machen?". Schon bevor das Kind gezeugt ist, werden Überlegungen darüber angestellt, wie sich das Leben verändert. Das Leben verändert sich natürlich. Aber in dem Moment, in dem sie das Kind im Arm haben, ist man aktiv und verändert das Leben. Man ist glücklich und macht es gerne. Wenn Sie aber zu akademisch denken, haben viele Leute einfach Angst davor. Ich sage immer: "Wenn man grundsätzlich ein Kind möchte, sollte man es bekommen. Dann regelt sich alles." Man muss sich auch nicht, wenn der Schwangerschaftstest gerade "positiv" angezeigt hat, auf die Suche nach einem Kindergartenplatz machen. Auch da empfehle ich, das Kind zunächst mal zu bekommen. Vielleicht, wenn das möglich ist, auch mal ein oder zwei Jahre zuhause zu bleiben und sich auf das Kind einzustellen. Eine Menge regelt sich von alleine. Unsere Eltern und Großeltern haben das genauso gemacht. Die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt. Meine Kinder sind zwischen 26 und 19 Jahren alt. Als sie klein waren, waren Kindergärten von 09.00 Uhr bis 12.00 Uhr geöffnet. Das ist heute nicht mehr so. Wir haben in Düsseldorf Ganztages-Kindergärten, wir haben eine 100 %ige Deckung für Kinder ab drei Jahren, darüber hinaus sind diese kostenfrei und ca. 40 % Plätze für Kinder unter drei Jahren. Wir haben allein 1000 Plätze bei den Unternehmen, die für ihre Mitarbeiterinnen in den Kindergärten Plätze anbieten. Die Zeit zu arbeiten und ein Kind betreut zu wissen, war noch nie so gut wie heute. Vor 25 Jahren war es viel mutiger sich für Arbeit UND Kind zu entscheiden."

Conny: "Sie engagieren sich seit längerem für die Aktion "help and fly" zugunsten der AIDS-Hilfe. Warum gerade hierfür?"
Strack-Zimmermann: "Das Thema AIDS hat mich auch deshalb jahrzehntelang begleitet, weil vor 24 Jahren ein enger Freund von uns an AIDS gestorben ist. Damals war es ein Tabu, darüber zu sprechen. Wir wussten, dass er AIDS hatte. Die Symptome sprachen für sich. Aber mit Hinblick auf die Gesellschaft haben wir uns schwergetan, darüber zu reden.
Wir haben unseren Freund beerdigt. Ein Vierteljahrhundert danach ist die Krankheit präsenter denn je. Doch man kann nicht nur darüber sprechen, sondern gottlob hat auch die Medizin Fortschritte gemacht. Es ist tröstlich, dass es viele HIV-Positive gibt, die trotz der Erkrankung eine gewisse Lebenserwartung haben. Besorgniserregend ist aber, dass viele junge Menschen zu locker mit der Infektionsgefahr umgehen und dem Irrglauben aufsitzen, dass würde nur anderen passieren. Als ich gefragt wurde, ob ich bei "help and fly" mitmachen möchte, habe ich zugesagt. Die Art und Weise auf „vergnügliche Weise“ AIDS-Kranke zu unterstützen und Geld zu sammeln, finde ich bemerkenswert. Man kann eben auch auf humorvolle und ein bisschen abgedrehte Art auf die Ernsthaftigkeit und Aktualität der Krankheit aufmerksam machen. Deswegen unterstütze ich das Ganze."

Conny: "Wo sehen Sie die FDP in Zukunft?"
Strack-Zimmermann: "Was Düsseldorf betrifft, sind wir sehr gut aufgestellt und arbeiten erfolgreich und gut. Insofern sehe ich uns in Düsseldorf weiter auf der Erfolgsspur. Was den Bund betrifft, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir auch wieder in den Bundestag einziehen. Ich bin seit 23 Jahren in der FDP, habe alles erlebt, das kann mich alles nicht beunruhigen. Ich glaube, dass eine Bundesrepublik, Kommunen oder Länder ohne eine liberale Partei ärmer dran wären. Manche werden das nicht so sehen, aber ich sage Ihnen, der Gedanke, in einem Land frei zu leben und sich so zu entfalten, wie man es selbst möchte, ohne ständig an einer Leine geführt zu werden, ist wichtig. Ich möchte, egal, wie man lebt, egal, mit wem man lebt, egal, was man macht, dass man sein Leben leben kann, solange man niemand anderen negativ beeinträchtigt. Man sollte sich nicht immer erzählen lassen: "Wenn Du Fahrrad fährst, zieh bitte einen Helm auf! Und wenn Du isst, bitte kein Fleisch! Nur Körner!" Ich möchte so leben, wie ich glaube, dass es richtig ist. Ich lasse den anderen ja auch in Ruhe. Die FDP ist letztendlich Garant dafür, dass nicht alles dirigiert wird. Insofern bin ich zuversichtlich, dass es immer noch genug Menschen geben wird, die das erkennen und uns unterstützen."

Bürgerreporter:in:

Cornelia Wilhelm aus Düsseldorf

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