Die BMW R 1250 GS ist der Bestseller auf dem deutschen Motorrad-Markt. Ein Praxistest der großen Reise-Enduro.

High-Tech und Historie: Pause in Düsseldorf. Links am Griff ist das Dreh- und Klickrad, etwa zur Modus-Wahl, gut erkennbar. | Foto: © Marcus Efler / mid / TRD mobil
  • High-Tech und Historie: Pause in Düsseldorf. Links am Griff ist das Dreh- und Klickrad, etwa zur Modus-Wahl, gut erkennbar.
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(TRD/MID) Vorweg eine persönliche Anmerkung: Der Verfasser dieser Geschichte mag moderne Technik. Ein neues Motorrad sollte, zum Beispiel, mit kräftigen, sauberen Motoren nach dem letzten Stand ausgestattet sein. Dem derzeitigen Retro-Trend, veraltete Technik historisch zu verpacken und zu erstaunlichen Preisen zu verkaufen, mag der Autor nicht folgen.

Auch BMW führt ja nun zwei Arten von Boxermotoren im Zweirad-Programm. Die alten, luftgekühlten, erfreuen sich erstaunlicherweise nach wie vor großer Beliebtheit, haben in Sachen Leistung, Drehmoment und Emissionen aber natürlich keine Chance gegen die neue Generation. Die holt aus den beiden abstehenden Zylindern 136 PS – sicherlich auch kein Rekordwert für ein modernes Krad mit deutlich über einem Liter Hubraum, aber sehr brauchbar für den Einsatzzweck.

Und der wäre: Das entspannte Reisen über längere Strecken. Das gilt auch und vor allem für das erfolgreichste unter den Boxer-Modellen, die große Enduro R 1250 GS. In Deutschland ist die große Münchnerin (die allerdings in Berlin gebaut wird) gar das meistverkaufte großvolumige Motorrad überhaupt. Den Vorsprung gilt es natürlich zu verteidigen.

Schon im Stand zeigt das aktuelle Modell, dass es High-Tech vor Retro setzt: Ein scharf geschnittenes Design, LED-Beleuchtung rundum, Digital-Display mit (optionalem) Navi darüber. Beim Aufsitzen thront man recht hoch über dem Asphalt, selbst normal große FahrerInnen müssen auf Zehenspitzen rangieren, was in dieser Gewichtsklasse – immerhin wiegt die Maschine vollgetankt einen Vierteltonne – nicht immer einfach ist. Kleinere Käufer können immerhin eine niedrige Sitzhöhe ordern.

Der Zündschlüssel bleibt bequemerweise in der Jackentasche, ein Knopfdruck lässt das Digital-Display aufleuchten. Ein weiterer Tastendruck erweckt das Boxerherz zum Leben. Mit sanften Leerlauf-Vibrationen wartet der Zweizylinder auf das Startsignal am rechten Gasgriff – das er dann vehement umsetzt. Schon knapp über Leerlauf-Drehzahl zieht die BMW kraftvoll von dannen. Die variable Ventilsteuerung garantiert effektive Befüllung der Brennräume: ein weiterer Meilenstein modernen Maschinenbaus.

Das bedeutet nicht, dass die große GS nur zum gemütlichen Gleiten taugt, im Gegenteil: Wird der Gasgriff weit aufgerissen, stürmt sie mit Leichtigkeit voran und in die hohen Drehzahlen, die man eher schlanken Sportmaschinen zutraut; dann natürlich unter gehaltvollem, aber nie nervigem Motorgeräusch. Nur das etwas hakelige Getriebe stört den Vorwärtstrieb ein wenig, immerhin lässt es sich – mit etwas Kraftaufwand – auch per Schalt-Assistent, also ohne Kuppeln, durchklicken.

Das Gewicht, die hohe Sitzposition sind bei flüssiger Fahrt wie weggezaubert, mit Leichtigkeit lässt sich die große Enduro durch kurvige Straßen dirigieren. Auf der Autobahn verblüfft, wie effektiv das kompakte, einstellbare Windschild den Fahrer entlastet: Reisetempo 150, 160 lässt sich, eine entsprechend leere Spur vorausgesetzt, über viele Kilometer völlig entspannt durchhalten.

Dann kann der Fahrer auch etwas mit den Einstellmöglichkeiten herumspielen – per Drehrad lassen sich verschiedene Modi, etwa für Regen oder besonders sportliche Fahrt, einstellen und unzählige Informationen abrufen. Über die Connectivity-Funktion lässt sich auch das Smartphone koppeln und, alternativ zum fest verbauten Gerät von Garmin, als Navi verwenden.

Das alles funktioniert recht gut und zeigt einmal mehr, dass BMW auch in Detaillösungen viele Ingenieurs-Stunden steckt. Das gilt im Besonderen auch für die optionalen Koffer an der Seite oder auf der Gepäckbrücke: Mit welcher Leichtigkeit sich diese installieren, abnehmen, öffnen oder verriegeln lassen, sucht auf dem Motorradmarkt seinesgleichen.

Nicht zuletzt dank dieser überzeugenden Gepäcklösung wird die R 1250 GS zur nahezu perfekten Langstrecken-Maschine, die vollverkleidete Supertourer der 300-Kilo-Klasse im Grunde überflüssig macht. Dass sie auch im Gelände besteht und sich für die letzten Abenteurer unter den Motorradfahrern empfiehlt, ist da kein Widerspruch: Wirklich bemerkenswert, welch schöne Motorräder moderne Technik hervorbringen kann.

Vollverlinkte TRD Beitragsversion

Bürgerreporter:in:

Heinz Stanelle aus Düsseldorf

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