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Alfred Delp - Geschichte eines Zeugen. Ausstellung im Deutschmeister

Vernissage im Deutschmeister Donauwörth:
Alfred Delp - Geschichte eines Zeugen
Brillanter einführender Vortrag Jörg Fischers zur Eröffnung der Ausstellung

Zum 100. Geburtstag Alfred Delps (1907 bis 1945) wurde im Deutschmeister Donauwörth (Parkstadt) durch eine Ausstellung des großen Jesuitenpaters gedacht - nach ihm ist die Bundeswehrkaserne in Donauwörth benannt - der durch sein Wirken, Leben und Sterben ein beeindruckendes Zeugnis für das “andere Deutschland”, für Humanität, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, für gelebtes Christentum und menschliche Authentizität in der Zeit des Nationalsozialismus ablegte.

Am vergangenen Freitag fand eine abendliche Vernissage mit einem biografisch-historisch orientierten Festvortrag des Bürgermeisters Jörg Fischer statt, der die zentrale Bedeutung des Jesuitenpaters im faschistischen Deutschland beleuchtete. Oberbürgermeister Armin Neudert und Oberstleutnant Achim Werres würdigten das Wirken und Streben Delps durch ihre Festansprachen als authentisches Vorbild eines Christen, der für seine Überzeugung in den Tod gegangen ist.

Am 2. Februar 1945 wurde Alfred Delp nach eine Verurteilung durch den Volksgerichtshofs unter Vorsitz Roland Freislers wegen “Hoch- und Landesverrats zum Tod durch den Strang” hingerichtet. Von 1942 an hatte er im Kreisauer Kreis um Helmuth James Graf von Moltke mitgewirkt, wo er zukunftsweisende Ideen einer Demokratie und eines Rechtsstaates für die Zeit nach dem Ende des Nationalsozialismus entwickelte. Das so durch historische Dokumente belegte Modell einer Demokratie enthält die zentralen Elemente der Rechtsstaatlichkeit, des fundamentalen Menschenbildes, wie es durch das Grundgesetz der Bundesrepublik repräsentiert wird, und der modernen Staatlichkeit überhaupt, wie sie u. a. auch durch die UNO signifiziert wird. Alfred Delp antizipierte so ein zukunftsweisendes Modell des demokratischen Rechtsstaates, in dem die Würde der Individualität und des Menschen als unantastbares Fundament gilt.

Delp erkannte, wie ein in Diskrepanz zur Humanität und Christlichkeit stehendes Menschenbild, wie es sich als richtungsweisend in der Zeit des Kaiserreichs nach 1871 bis über die Machtergreifung Adolf Hitlers 1933 hin, dem Holocaust und der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs hin zeigte, in allen wichtigen politischen Vorgängen im Verlauf der Geschichte wirksam war, wie es gleichsam die Irrwege ebnete, die Katastrophe anbahnte.
Dass ein dem christlichen Humanismus entsprechendes neues Menschenbild mit allen politischen, nationalstaatlichen und international verbindlichen Implikationen konzipiert werden müsse - darin sah der Jesuitenpater seine große Aufgabe: es entstanden Ideen und politische Konzeptionen (ein “dritter Weg” in der Mitte zwischen Kapitalismus einerseits und Kommunismus andererseits), die im damaligen historischen Kontext als zukunftsweisend und aus heutiger Sicht wie die große Vision eines durch Leid, Verfolgung und Bedrängnis und Tod geprüften Menschen sich erweisen, der aus seiner Überzeugung heraus ein kompromissloses “Ja” auf die Frage nach seiner Ablehnung dem faschistischen System in Deutschland seinem Richter und Gegenspieler Roland Freisler aussprach, eine Antwort, auf die dieser mit der Tyrannenstrafe des Todes durch Strangulierung reagierte.

Wie kaum ein anderer Lebenslauf, der uns heute vorliegt, bezeugt das Leben Alfred Delps sein Streben nach einer gesellschaftlichen und politischen Realität, deren tragendes Fundament Humanität und der unverzichtbare Respekt vor der Würde des Menschen in sich erfüllt, eine individuelle, menschliche Vision von einer Gesellschaft, die aus Toleranz, Liebe zum Menschen und zur Menschlichkeit lebt.-

Vom 14. bis zu 16. September war die Ausstellung zu sehen.-

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6 Kommentare

@ Wolfgang

deiner letzten Aussage kann ich bedenkenlos zustimmen. Leider sind die wenigen Ausnahmefälle bedingt durch Entgleisungen von Soldaten im In und Ausland nicht gerade dem Image der Bundeswehr dienlich. Auch das allzu lange Festhalten an Kasernennamen mit dem Hintergrund ehemaliger Soldaten der Wehrmacht, die sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert hatten.

@Max,
der Name des Piloten war "Mölders", bis 2005 war dieses auch der Traditionsname des JG 74 in Neuburg, wurde dann aber zurückgenommen aufgrund seiner Verbindungen zum NS-Regime. Nähere Infos hierzu findet ihr in Wikipedia.
Schade ist nur, dass einzelne Entgleisungen unserer Soldaten bis zum Erbrechen hochgespielt werden, über die Entbehrungen während eines Auslandeinsatzes aber nicht, oder nur wenig, gesprochen wird. Versteht mich nicht falsch, das soll nicht heißen, dass ich die Entgleisungen für gut befinde.

mfg
günther

Zweifellos gibt es dieses bedauerliche Phänomen in der Medienlandschaft - nicht nur als Einzelfall, sondern chronisch, sobald als sensationell eingestufte Nachrichten "Schlagzeilen machen"; de facto sind es ja Reporter und Redakteure, die aus einer Nachricht "Schlagzeilen machen".

Ungeachtet dessen muss auch auf ein anderes Phänomen hingewiesen werden: Kann es denn angehen, dass eine Einrichtung der Bundeswehr überhaupt nach Personen aus der NS-Zeit benannt werden?

Der Name sollte doch ganz bewusst ein positives Vorbild assoziieren: wer meint, Einrichtungen der Bundeswehr könnten bedenkenlos nach NS-Größen oder Wehrmachtsoffiziere benannt werden, ignoriert, dass die Bundeswehr völlig andere Zielsetzungen verfolgt als die Wehrmacht. Auch dann wenn keine Verfehlung an einer Persönlichkeit aus der Wehrmacht haftet, müsste bedacht werden, ob eine Benennung nach ihr adäquat sein kann.

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