Zwei Lebenschancen aus Herbertshofen durch Typisierungsaktionen im Donau-Ries

Brigitte Lehenberger aus Münster (li) und Margot Scharfenstein-Schmidt aus Donauwörth-Nordheim (re) freuen sich, dass Johanna Kempter und Thomas Graf aus Herbertshofen aus ihren Aktionen als genetische Zwillinge für Patienten gefunden wurden
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Johanna Kempter und Thomas Graf - beide wohnen in Meitingen-Herbertshofen, beide ließen sich mit Anfang 20 typisieren, beide spendeten ihre Stammzellen im Juni 2008 nach Belgien.

Soweit die Gemeinsamkeiten. Nur dass sich Thomas Graf bereits Januar 1995 als 21jähriger bei einer Aktion in Donauwörth-Nordheim typisieren ließ. Damals rührte das Schicksal der kleinen Melissa die Herzen der Bevölkerung in allen benachbarten Landkreisen. Margot Scharfenstein-Schmidt hatte diese Typisierungsaktion für die Tochter einer Bekannten organisiert, bei der sich 3139 hilfsbereite Menschen bei der DKMS registrieren ließen. 46 Menschen wurden aus diesem Aufruf bereits als genetischer Zwilling für Patienten gefunden - aktuell Thomas Graf aus Herbertshofen. Er stammt aus dem Landkreis Dillingen und erinnert sich: „Wir waren damals eine Gruppe der Katholischen Landjugend aus dem Kreis Dillingen und fuhren gemeinsam zur Typisierung nach Nordheim.“

Bereits drei Mal stimmten die gespeicherten genetischen Merkmale des heute 35jährigen Familienvaters mit denen eines Patienten überein. Nach den beiden ersten Feintypisierungen erhielt er die Nachricht, dass er als Spender nicht weiter in Frage käme. Im April dieses Jahres hieß es nach dem dritten Anschreiben und nach der Generaluntersuchung: Sie könnten einem Patienten das Leben retten, sind Sie endgültig bereit dazu? „Keine Frage“ war es für Thomas Graf, auch den letzten Schritt zu wagen. Mit seiner Frau Anita reiste er Ende Juni nach Dresden. In etwa 4 bis 5 Stunden wurden die nötigen Stammzellen aus seinem Blut gefiltert. Die angekündigten Gliederschmerzen als Grippesymptome durch die vorherige Stammzellstimulation hielten sich in Grenzen. „Das ist auf alle Fälle für jeden machbar. Es ist ein schönes Gefühl, einem anderen die Chance auf ein neues Leben geschenkt zu haben.“ Er und seine Frau wünschen der Patientin, einer 16jährigen Belgierin, einen guten Verlauf und hoffen am ausschlaggebenden ‚Tag 100’ auf gute Nachrichten aus Belgien!“

Der 22jährigen Journalistik-Studentin Johanna Kempter aus Herbertshofen fielen im November 2007 die Typisierungsaufrufe für Florian Hartmann aus Münster/Rain in der Zeitung auf. Dort wurde zur Typisierung in Rain, Wemding und Neuburg aufgerufen. Das Thema interessierte sie für eine Studienarbeit. Sie nahm Kontakt mit den Eltern von Florian auf und schrieb einen Artikel für ein Magazin der Uni Eichstätt über das Thema Leu-kämie. Da ihr das Schicksal von Florian nahe ging, ließ sie sich in diesem Zuge als Brief-spenderin mit einem Wangenabstrich bei der DKMS registrieren. „Nie hatte ich damit gerechnet, so schnell angeschrieben zu werden“, erinnert sie sich an den ersten Brief der DKMS im Februar. Sie ließ sich beim Hausarzt die nötigen Röhrchen Blut für die Feintypisierung abnehmen und beschäftigte sich intensiv mit den beiden Methoden der Stammzellspende (peripher über das Blut oder aus dem Beckenknochen). Sie hätte die Entnahme der Stammzellen aus dem Beckenknochen vorgezogen. Da aber für ‚ihre’ Patientin die periphere Spende die idealere zu sein schien, entschied sie sich trotz ihrer Abneigung gegen Spritzen für diese Methode der Entnahme aus dem Blut, die zu 80 % angewandt wird.

Nachdem auch gesundheitlich nichts gegen eine Stammzellspende sprach, verabreichte auch sie sich fünf Tage lang vor der Spende das körpereigene Enzym zur Stammzellstimulation und fuhr am Nachmittag des 11.06.08 mit ihrer Mutter in die Entnahmeklinik nach Nürnberg, um sich ausgeruht am nächsten Morgen am Zellseparator anschließen zu lassen. „Genau 219 Minuten hat es gedauert“, weiß sie, dann waren genügend Stammzellen aus ihrem Blut her-ausgefiltert. Mit diesen hat jetzt ‚ihre’ Patientin, eine 66jährige Belgierin, die Chance auf ein neues Leben. „Vor den Spritzen hatte ich schon etwas Angst - aber das war die Sache auf je-den Fall wert!“ meint sie abschließend und hofft ebenfalls nach dem Tag 100 auf gute Nach-richten aus Belgien.

Für den grauen Kasten:
Jeder von uns kann über kurz oder lang der genetische Zwilling für einen Patienten sein, der nur mit einer Stammzellspende überleben kann. Sie möchten sich ebenfalls registrieren lassen? Dann lassen Sie sich von der Deutschen Knochenmark-Spenderdatei gGmbH ein Wan-gen-Abstrich-Set zusenden unter www.dkms.de oder Tel. 07071/943-0. Vielleicht organisie-ren Sie sogar eine kleine Aktion in Ihrem Verein oder Bekanntenkreis oder Betrieb?

Sehr wichtig ist auch die finanzielle Unterstützung! Viele junge Leute (ab 18 Jahren) und El-tern stellen sich gerne als potentielle Lebensretter zur Verfügung und unterstützen ihre Typisierung oft auch selbst durch eine Geldspende. Nicht allen ist dies möglich. Für jede Typisie-rung (teure Laboruntersuchung) fallen 50 Euro an Unkosten an. Hier ist die DKMS auf Spenden angewiesen! Auch die aktuellen Aktionen sind noch nicht finanziell gedeckt. Unterstützen Sie die vielen hilfsbereiten Menschen aus Ihrer Umgebung mit Ihrer Spende auf das örtlichen DKMS-Spendenkonto bei der
Raiffeisenbank Rain, BLZ: 722 617 54, Nr. 627 569

Bürgerreporter:in:

Brigitte Lehenberger aus Münster (BY)

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