Die Weihnachtstrommel

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Voller Vorfreude auf das bevorstehende Weihnachtsfest stapfte ich durch den hohen Schnee heimwärts. Ich war im Vorschulalter und erlebte meine Welt in knallbunten Farben. An diesem sternklaren Abend umgab mich eine tiefe kindliche Stimmung . Die Luft war klar und jeder Atemzug versetzte meiner Lunge einen kleinen Stich.

Den ganzen Tag über hatte es kräftig geschneit, wovon die anderthalb Meter großen Schneeberge am Straßenrand eindrucksvoll zeugten.
Am Ende der Straße strahlten mich bereits die hellen Lichterketten der heimischen Fenster an.

Beim Näherkommen sah ich beim Blick durch die Gardinen schemenhaft den Weihnachtsbaum in allen Farben glitzern.

Eigentlich durfte ich ihn vorher gar nicht sehen. Erst am Heiligabend wurde die Tür zur „guten Stube“ geöffnet, nachdem der Weihnachtsmann seine Geschenke hinterlegt hatte.
Als dann der Moment kam und die Türe sich öffnete, leuchteten meine Augen glanzvoll.
Welch ein Zauber der diesen Raum erfüllte, welch Glückseligkeit die in mir aufstieg.

Wir sangen Weihnachtslieder, während die Kerzen am Tannenbaum unwirklich in meinen sehnsuchtsvollen Augen tanzten.
Wir konnten es überhaupt nicht mehr erwarten, die Geschenke auszupacken.
Und dann war es endlich soweit.

Ich zog ganz vorsichtig an der Schleife eines meiner Geschenke, zerriss das Papier, öffnete den Karton und da lag sie nun: „Meine Weihnachtstrommel.“
Rot-Weiß lackiert mit Kunststoff überspannt und zwei kleinen Trommelstöcken. So ist sie mir bis heute in Erinnerung geblieben.
Unmittelbar nach dem Auspacken, begann ich, darauf herumzuhämmern, bis meine Mutter mich höflich bittend in die Küche verwies.

Dort saß Oma, und sie sprach mich zwischen meinem Trommelwirbel an, ob ich nicht lieber mit meinen anderen Geschenken spielen möge.
Nachdem auch die Geschwister meine Begeisterung für das Trommelspiel nicht teilen mochten, saß ich den Rest des Abends alleine in meinen Zimmer.
Aber ich war mir sicher, dass ich meine Schulkameraden für die hohe Kunst des Trommelns gewinnen würde.

Am nächsten Tag lief ich trommelnd durch die Dorfgasse und verstand die Aufgeregtheit der Leute nicht. Da wurden Fenster zugeschlagen, der ein oder andere stieß unvermittelt Flüche aus und ich glaube mich noch erinnern zu können, dass mich ein Hausschuh, der durch die Luft flog, nur knapp verfehlte.
Auf dem Spielplatz angekommen überredeten mich meine Freunde dazu, dass ich meine Talentfähigkeit erst einmal alleine auf meiner Trommel ausüben sollte.

Auch nachdem mich noch unsere Hauskatze angefaucht hatte und sich nicht mehr unter der Küchenbank hervortraute, hatte ich keine Zweifel an meiner Trommelmission.
Im Gegenteil. Ich hämmerte wie im Delirium nur noch heftiger auf die Trommel, bis es einen lauten Knall gab und sie für immer verstummte.
Ein riesengroßes Loch klaffte auf der Oberseite, wo ich eben noch gefühlvoll den Radetzkymarsch intoniert hatte.

Traurig saß ich nun auf meinen Schneehaufen und war völlig verzweifelt, weil mein schönstes Weihnachtsgeschenk zerbrochen war.
Aber meine Freunde kamen und luden mich ein zum Schlittenfahren. Da wurde es doch noch ein herrlicher Tag.
Im Übrigen waren meine Eltern und Geschwister zu Hause trotz der Geschehnisse völlig entspannt und baten darum, dass ich mich letztendlich auch meinen übrigen Geschenken widmen sollte.

Doch um welche anderen Geschenke es sich dabei noch handelte, blieb mir bis heute leider nicht mehr im Gedächtnis.

Ich weiß nur, wenn ich heute im Katalog stöbere und auf ein Schlagzeug zeige, verfinstern sich die Mienen im Raum.

In diesem Sinne wünsche ich Allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

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Bürgerreporter:in:

Georg Schmidt aus Diemelstadt

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