Rettung aus dem Ofen:Trommelgruppe entdeckt jungen Turmfalken im Ofen des Goddelsheimer Dorfmuseums!

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Wie alle 14 Tage üblich, traf sich die Goddelsheimer Trommelgruppe auch am vergangen Donnerstag außerhalb des offiziellen Unterrichts zum freien Üben. Die schwungvollen Rhythmen der fünf Trommler zauberten afrikanisches Flair ins alte Goddelsheimer Dorfmuseum. Einem gefielen die lauten Schläge aber wahrscheinlich gar nicht…
Marlene Schüttler und Beate Nagy nahmen als erste ein knisterndes Geräusch aus Richtung Ofen wahr. Eine Maus? Eine Ratte? Oder etwa ein Marder? Zeitweise fiel der Verdacht auch auf den alten, vibrierenden Wasserkessel, der bereits bei der letzten Probe für Unruhe gesorgt hatte.
Als das Geräusch auch in der nächsten Pause nach etlichen Takten nicht verstummte, fasste sich Beates Mann Robert ein Herz und ging mutig auf die Suche. Sogar das Ofenrohr wurde abmontiert, doch nichts war zu sehen.
Letztendlich war es dann Irmhild Weber, die die Brennkammer des alten Küchenherds öffnete. „Ich blickte direkt in zwei dunkle Augen“, erzählte sie, „und habe mich ganz schön erschrocken!“ Auch alle anderen Trommler sprangen mit einem großen Satz zur Seite. „Ich vermutete, “, sagte Irmhild Weber, „das es ein Turmfalke sein könnte.“ Marlene Schüttler öffnete schließlich die großen Türen des Museums. Nach einem kurzen Augenblick der Orientierung nutzte der Turmfalke auch prompt die Gelegenheit, hinaus zu fliegen. Doch damit war die Aktion für die Trommler längst nicht vorbei. Der geschwächte Turmfalke versuchte, auf dem der nahegelegenen Scheune zu landen, stürzte dabei jedoch kläglich ab. Könnte das Jungtier in freier Wildbahn denn überhaupt überleben? Robert Nagy warf den Mantel seiner Frau Beate über den Vogel und fing den vermutlichen Kirchturmbewohner somit wieder ein.
Hoffnung der fünf Trommler war nun Freundin und Nachbarin Wilma Wendel. Von ihr wussten sie, dass sie bereits seit vielen Jahren einen Wellensittich besitzt und möglicherweise auch einen leeren Käfig haben könnte. Wilmas Mann Hans-Werner benachrichtigte dann auch sofort Gerhard Kuhnhenne vom NABU-Lichtenfels. Er gab wertvolle Tipps, um das Überleben des jungen Turmfalken zu sichern. So diente vorerst Gras, Katzenfutter und Wasser als Nahrung für das Jungtier, das sich nun erst einmal von der vielen Aufregung erholen musste.
Am Freitag hatte er jedoch schon einen Großteil des Katzenfutters verzehrt. „Der Turmfalke war sehr zutraulich und hatte überhaupt keine Angst vor mir“, erzählte Wilma Wendel stolz. „Am liebsten hätte ich ihn behalten.“
Davon rät Experte Gerhard Kuhnhenne jedoch ab. „Turmfalken sind Raubtiere und gehören in die freie Wildbahn. Sie privat zu halten, ist in Deutschland verboten.“
Ziel der Sache war ja schließlich auch, den jungen Turmfalken möglichst schnell wieder in seine Familie zu integrieren, die am Kirchturm der Goddelsheimer St. Martins Kirche ihr zu Hause gefunden hat. Bereits seit 11 Jahren lebt dort ein Turmfalkenpaar, weiß Küster Fritz Mitze. „In der letzten Zeit habe ich die Turmfalken des Öfteren beobachtet“, berichtet er, „das Pärchen flog mit genau drei Jungtieren immer um unseren Kirchturm herum.“Und genau dort wurde das ausreichend gestärkte Tier am Abend des vergangenen Freitags auch wieder ausgesetzt. Wilma Wendel und Gerhard Kuhnhenne brachten den Turmfalken mit einer Leiter in die Nähe des Nistkastens. „Den habe ich vor vielen Jahren einmal dort oben angebracht“, erinnert sich der Vogelschützer, „das hat sich wohl gelohnt!“
Gelohnt hat sich ganz bestimmt auch die Rettung des jungen Turmfalken. „Kurz nach dem Aussetzen kam bereits ein ausgewachsenes Tier und hat den jungen Vogel zu sich genommen“, sah Wilma Wendel. Alle Beteiligten sind nun erleichtert und froh, dass der erschöpfte Jungvogel aus dem Ofen gerettet werden konnte und wieder zu Kräften gekommen ist. „Ich bin optimistisch,“, so Gerhard Kuhnhenne, „dass der Turmfalke ein ganz normales Leben führen wird.“

Bürgerreporter:in:

Torben Schott aus Lichtenfels (HE)

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