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Steampunk - Das neue Lebensgefühl?

Steampunk ist eine Nischenkultur, die seit den 1980er Jahren existiert. Der Hintergrund ist das 19te Jahrhundert und konzentriert sich auf eine alternative Welt, in der Dampfkraft statt der Petrochemie dominiert. Der Begriff aus dem englischen setzt sich aus Dampfmaschine und rebellischen Punk zusammen. Wobei das Dampfzeitalter durchaus auch die Elektrizität duldet, war doch Tesla einer der frühen Erfinder und Entwickler. Der Zweite Teil des Steampunk, der amerikanische Punk, ist in manchen Erklärungen die rebellische Haltung, die Begeisterung für das Unkonventionelle und Unangepasste. Damit ist die Begrifflichkeit mies oder wertlos ausgehebelt und erhielt eine neue sich selbst verständliche Bedeutung. Manch einer nimmt Bezug auf die Science Fiction, was nicht verkehrt ist, denn der eigentliche Ansatz ist „Was wäre wenn ...“ und damit die Alternativwelt-Geschichte. Allerdings ist die Verbindung zu Cyberpunk nicht zutreffend. Dieser steht für virtuelle Welten und modernste Maschinen und Gerätschaften. Das genaue Gegenteil zu Steampunk.
Im Vordergrund steht nicht die Moderne, sondern die Ästhetik im Alltag. Sie ist sofort durch einen altmodischen Ansatz an erkennen. Hier werden Dampfmaschinen, Gaslaternen, Zahnräder und ähnliche Produkte in den Mittelpunkt gestellt, während die Mode sich eindeutig der viktorianischen Zeit zuwendet mit modernsten Materialien, auf alt getrimmt. So kommt oftmals eine Schweißerbrille mit Zylinder in Einklang, viktorianische bodenlange Kleider, jedoch mit einem modernen Ansatz, hohe Ausschnitte am Bein, Korsetts über der Kleidung und anderes mehr. Wichtig ist den echten Steampunkern jedoch, das hier „gelebte“ Lebensgefühl, Höflichkeit etc. Hierin unterscheiden sie sich deutlich von den „Mode-Mitläufern“.

„Was wäre, wenn ...?“ sich die Welt anders entwickelt hätte? Diese Frage ist die Voraussetzung aller Alternativweltgeschichten. In diesen Erzählung nimmt die bekannte Geschichte ab einem bestimmten Punkt einen anderen Verlauf. So kommen wir zu einer sozialen Struktur, die im Steampunk dem viktorianischen England entspricht. Computer mit Tastaturen altmodischer Schreibmaschinen, Luftschiffe (Zeppeline und Ballons), dampfbetriebene Autos und / oder Kutschen, einfach alles moderne, wie wir es kennen im Retro-Aussehen des 19ten Jahrhunderts mit viel Messing und Zahnrädern. Wir haben eindeutig den Dampf und die Mechanik im Mittelpunkt stehen, unterstützt mit moderner Elektrizität in durchaus eigenwilliger Verwendung. Die Dampfmaschinen sind jedoch nicht nur Maschinen, sie sind ein Kunstwerk. Oft haben sie, wie die kleineren Gerätschaften verschnörkelte Muster, die auch auf Schrauben und Zahnräder nicht verzichten, sondern sie in die Muster mit einbeziehen. So kommen z. B. riesige Dampfloks in den Einsatz, deren rußige Schwärze der bekannten Loks durch filigran erscheinende Erweiterungen und die Farbe von Kupfer und Messing annehmen.
Anders hingegen bei den Zeppelinen und Ballonen für die Luftfahrt. Hier kommt, gerade bei den Ballonen, viel Farbe ins Spiel. Hier wird eindeutig kein Dampf benötigt, aber man greift ja auch auf das 19te Jahrhundert zurück und dessen Errungenschaften. Ein anderer Zugriff auf diese Zeit sind Autoren wie H. G. Wells und Jules Verne. Diese frühen Science Fiction Autoren haben mit ihren Erfindungen und Beschreibungen großen Einfluss auf den Steampunk.

Wer mehr über das Lebensgefühl Steampunk und die Hintergründe erfahren will, sollte etwa beim Verlag Feder und Schwert anklopfen. Dort erscheint seit 2009 eine Buchreihe mit Steampunktiteln unter der Überschrift Steampunk. Oder die Autorin Anja Bagus, die ihre Bücher auf regionalen Buchmessen und Convention vorstellt. Hier an dieser Stelle seien nur drei Bücher erwähnt. Es sind Kurzgeschichtensammlungen, denn auf diese Weise kann man viele Autorinnen und Autoren kennenlernen. Gleichzeitig sind die Texte nicht sehr lang, so dass man sich vielerlei Steampunkrichtungen widmen kann.

Im Jahr 2011 erschien im Verlag Saphir im Stahl die Kurzgeschichtensammlung „Steampunk“ Als Ausschreibungstext hieß es u.a. „Preußen hat den Krieg 1870/71 gewonnen und Frankreich ist nur eine Provinz, die Metropole Prag liegt unter einer magischen Kuppel, die die Stadt unangreifbar macht und so ihre Selbstständigkeit sichert ...“ An dieser Erzählung beteiligten sich 14 Autorinnen und Autoren. Von Abenteuererzählung, Kriminalgeschichten, Gaslicht-Romantik bis hin zur Sozialkritik war alles vertreten. Daher war es nicht verwunderlich, als die Kurzgeschichtensammlung 2012 den Deutschen Phantastik Preis verliehen bekam.
Im Internet ist die Gruppe „Geschichtenweber“, gegründet 2013, sehr aktiv. Sie sind Autorinnen und Autoren die sich gegenseitig unterstützen. Sei es durch Kritik beim Lesen der Texte, beim Lektorat, bei Ausschreibungen. Es geht um Literatur im Allgemeinen, der Phantastik im Besonderen. So widmeten sie sich in unterschiedlichen Werken auch dem Steampunk. 2010 erschien im Arcanum Fantasy Verlag die Sammlung „Von Feuer und Dampf“.

Wiederum im Arcanum Fantasy Verlag erschien 2018 eine weitere Kurzgeschichtensammlung. „Dampf über Europa“ ist eine Fortführung des erstgenannten Kurzgeschichtenbandes der „Geschichtenweber“.

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