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Helden wie wir, oder 50 Mann und kein Befehl

Wir Deutschen haben so im Allgemeinen ein eher gestörtes Verhältnis zu Helden und Heldentum. Unsere Großeltern hatten es da noch einfach. Über 13 Jahre lang gab es Helden satt, erst die Helden der Partei, danach 5 Jahre Helden an allen Fronten. Jedoch nachdem das letzte Ritterkreuz verteilt war, wurde es ruhiger um diese Helden.

Meine Eltern hatten da schon andere Helden, vielleicht den Jungen aus Memphis, dessen Musik so schockierend war für die Großeltern, später kamen die Helden der sexuellen Aufklärung und Revolution dazu. Dann gab es in den 68er Jahren noch ein paar neue Volkshelden, deren Anliegen aber in den 70er Jahren irgendwie aus dem Ruder lief und im Massenselbstmord endete.

Meine Generation hatte kaum noch Helden, wenn überhaupt hießen die Fix und Foxi oder Asterix und Obelix, dann auf den ersten Fernsehgeräten, wetteiferten die Cowboys der Ponderosa Ranch mit Kapitän Kirk um die Wette, wer der größere Held ist. Noch später kamen noch ein paar Sporthelden wie Boris Becker oder Michael Schumacher dazu.

Meine Kinder hatten dann irgendwie gar nichts mehr und die heutige Jugend findet es schon heldenhaft, wenn es ein verpickelter Justin Biber Verschnitt mit schlechten Deutschkenntnissen, unter den strengen Augen des Pop-Titanen, es in die 4te Mottoshow schafft.
Oder sie spielen selber Helden, indem sie sich mit Sturmgewehren, Pistolen mit Schalldämpfern und jeder Menge Handgranaten, in Counterstrike oder Medal of Honor, bluttriefend durch jede Menge an bösen Terroristen, durchballern. Helden wir wir!

Aber so wirkliche Helden sind das alles nicht mehr und man hatte den Eindruck, das sich mit Jean Luc Picard, der letze Held der die Welt gerettet hatte, in die wohlverdiente Rente zurück zog, doch nun kam Japan. Und hier wird uns Europäern wieder einmal vor Augen geführt, dass gerade die Japaner auch um 21 Jahrhundert noch Helden hervor bringen können.

Seit 6 Tagen arbeiten 50 Mann im zerstörten Atomkraftwerk Fukushima jeden Tag am Rande der totalen Katastrophe, wohl wissend, dass ihre Tätigkeit dort, ihr eigenes Leben vermutlich massiv stark verkürzen wird. Und obwohl es in Japan politisch gewünscht ist, das Fukushima nicht aufgegeben wird, sind die Arbeiter dort, im Gegensatz zu Tschernobyl, freiwillig. Zudem dürften ihnen die radioaktiven Strahlenwerte bekannt sein. Aber irgendwie ist auch in den heutigen Japanern ein kleines Kamikaze-Gen immer noch aktiv. Und wenn das Volk, besser die Regierung ruft, wird sich mit stoischer Banzei-Mentalität für das Gemeinwohl geopfert.

Am Anfang habe ich selber noch überlegt, ob ich diese Menschen bewundern oder nur noch den Kopf schütteln soll. Inzwischen aber schaut nicht nur ganz Japan auf diese 50 Todeskandidaten, die ganz Welt ist doch beeindruckt. Und ich bin sicher, dass auch im 21 Jahrhundert in Japan kein Unternehmen von seinen Arbeitnehmern verlangen kann, sich zu opfern.
Also sind es alles Freiwillige, die ohne direkten Befehl versuchen, eine total Katastrophe noch ab zuwenden. Selbst wenn es nicht klappen sollte, für mich sind die 50 Mann doch wirklich Helden, die ihrem immer noch geschockten und traumatisierten Volk zeigen, dass Japan nicht klein zu bekommen ist. Nur ihre Anwesenheit stützt und tröstet eine ganze Nation, und das bei einer friedlichen Heldentat.
Ich bin mir sicher, dass wir in Deutschland keine 50 Männer mehr zusammen bekämen, wenn Biblis A aus dem Ruder laufen würde.

Ich wünsche diesen Männern alles Gute und hoffe mit ihnen, dass mögliche körperliche Schäden, nicht ganz so schlimm ausfallen.

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2 Kommentare

Den Teil über Helden der Vergangenheit habe ich gern und schmunzelnd gelesen... ;)

Den Rest sehe ich kritischer... Sicher sind die 50 zu loben... aber was die japanische Mentalität betrifft, ist das wohl normal gewesen, sich für die Firma notfalls auch totzuarbeiten. Die Japaner haben ja sogar ein Wort (Karoshi) für den Tod durch Überarbeitung. Auch die Suizidrate durch Arbeitsstress soll hoch sein.
Insofern mag da manches weniger überraschend wirken.

> Ich bin mir sicher, dass wir in Deutschland keine 50 Männer mehr zusammen bekämen, wenn Biblis A aus dem Ruder laufen würde.

Da wäre ich mir nicht so sicher.
Wir sind zwar sehr aufs Eigenwohl bedacht, aber in einer Krise treten doch immer wieder Menschen vor, die sich opfern.
Sei es, weil sie nichts zu verlieren haben; sei es, weil sie mal berühmt werden wollen; sei es, weil sie selbstlos sind.

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