Ostern - im Hinterland . . .

Osterfeier
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. . . in den 40 er Jahren.

Für viele Christen ist Ostern das wichtigste Fest, es steht für Tod und Auferstehung von Jesus.
Das Färben von Ostereiern und das Suchen von buntgefärbten
Eiern am Ostersonntag ist auch eine christliche Tradition.

Einige Osterbräuche wie Osterfeuer, Osterrad werden auf germanische und keltische Sonnenkultur zurückgeführt.
In den verschiedenen Landesteilen sind weitere Bräuche
wie Ostereiertitschen, Ostereierschieben oder Eierschibbeln
angesiedelt. Bei uns im Hinterland war der Hoch- und
Weitwurf der Eier eine Osterdisziplin.

Ein paar Tage vor Ostern wurde mit dem Färben der Eier begonnen.
Die damals z.T. in verschieden bunten Farbtöpfen gekochten Eier waren manchmal angerissen und die Farbe drang durch die Schale in's Innere. Das Eiweiß war dann häufig mitgefärbt
und wurde oft nicht gegessen.
Es gab aber auch viele natürliche Färbemittel u.a. auch die
sehr beliebten Zwiebelschalen. Dabei erhielten die Eier eine
schöne tiefbraune Farbe und mit einem Trick konnten scheckig braune und helle Flecken in verschiedenen Mustern erzeugt werden.
Nach dem Kochen ( Färben ) und Abkühlen der Eier wurden diese noch mit einer Speckschwarte eingerieben und somit
für das Osterfest auf Hochglanz gebracht

Vor dem großen Ereignis am Ostersonntag wurden von uns Kinder schon an den Vortagen im Grasgarten an verschiedenen Stellen Osternester aus weichem Moos vorbereitet - in der Hoffnung daß der Osterhase die Nester schon finden würde.
Dann kam der mit Spannung erwartete Ostermorgen und
irgendwann schaute Oma oder Mama aus dem Fenster :
"Da, ich habe gerade den Osterhasen im Garten gesehen -
der ist aber schon zum Nachbarn weitergelaufen".
Das war dann das Signal in den Garten zu eilen und alle
Nester und Verstecke zu untersuchen.

Wir Kinder haben den Osterhasen niemals zu sehen
bekommen - der hatte ja keine Zeit und war immer gerade
eilig weiter zu den Nestern der Nachbarkinder.

Nach dem Suchen ging es dann zum Eierwerfen und oft noch zu einem Ameisennest. Die dunkelbraun gefärbten Zwiebelschaleneier
wurden auf's Ameisennest gelegt. Die Ameisen wehrten sich gegen diesen Fremdkörper Ei und besprühten es mit Ameisensäure. Das Ansprühen ergab auf der gefärbten Schale eine Ätzung und später viele gesprenkelte, helle Spuren in der
braunen Farbe mit einem tollen Geruch. Das waren besonders schöne Ostereier.

Als Osterbrauch bei uns im Hinterland war das Ostereierwerfen ( Hoch - und Weitwurf ) die Hauptattraktion.
Dieser Bericht bezieht sich auf meinen Geburtsort Angelburg-
Lixfeld - ehemals Lixfeld Kr. Biedenkopf.
Am 1.Ostermorgen nach dem Suchen der bunten Eier im Garten ging es zur Werferwiese.
Das war auch während des Krieges so, obwohl manches Ei nach einer harten Landung so auseinander gerissen wurde, daß man von den Resten der weit im Gras verstreuten Teile kaum noch was essen konnte.
Von dem hochaufgeschütteten Zufahrtsweg zum Lixfelder Bahnhof wurden die Eier in die etwa 20 m tiefer gelegenen Wiesen geworfen.
Die besseren Werfer probierten dann die Eierwürfe über die stählerne Eisenbahnbrücke in die dahinter liegenden sumpfigen Wiesen.
Wenn dabei die Eier die Überwurfhöhe nicht erreichten, zerschellten sie am Eisenträger.
Trotzdem überlebten viele Eier diesen Hoch- und Weitwurf in die weichen Wiese.
Wenn nach vielen "gut gegangenen Würfen"dann ein Ei mal
nur angerissen war, ging es schnell nach Hause. Ein Austausch mit Omas oder Opas noch unbeschädigten Eiern
wurde dann vereinbart und schon gings wieder an den Bahndamm zum Werfen.

Eine hektische Zeit , eine schöne Zeit für uns Jungen.

Damals waren viele Eier die Hauptattraktion an Geschenken für Kinder - während heute die Osternester von Schokohasen und sonstigen Süssigkeiten überquellen.

Verzeiht mir, für normale User zu viel zum Lesen und zu wenig zum Sehen - aber für diejenigen, welche die schöne Zeit damals erlebt haben hoffentlich eine schöne Erinnerung.

Viele herzliche Ostergrüße an alle

Harry

Bürgerreporter:in:

Harry Clemens aus Breidenbach

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