„Kann die Schnauze nicht halten“

Der Streit um Jakob Augsteins „Platz 9“ wird aufgeblasen und wichtigtuerisch vermarktet. Israel ist weit weg. Warum in die Ferne schweifen, wenn die Unerträglichkeit so nahe liegt. Nicht weil sich die ehemaligen evangelischen Gemeindemitglieder der vormaligen Paul-Gerhardt-Kirche ihren Zorn von der Seele redeten und protestierten, gegen den Verkauf ihrer Kirche, sondern weil das nach außen Sichtbare als Synagoge den Beigeschmacks Gogols „Tote Seelen“ vermittelt. Es war ein Deal, der Verkauf, von dem offensichtlich beide, evangelische Kirche und Jüdische Gemeinde Bielefeld profitierten. Was blieb, ist ein in das Bewusstsein der Bielefelder Bevölkerung gerücktes Zerrbild, einer jüdischen Gemeinde, die allenfalls durch ihre fast schon zwangshaften Ausstellungen und Veranstaltungen auffällt. Das tut ein Museum aber auch. Da hilft auch keine Sicherheitsschleuse, wenn gähnende Leere vorherrscht. Allenfalls die Betriebsamkeit des angrenzenden Kindergartens haucht Leben ein. Bis zum Zaun.

Was noch auffällt, ist die Beharrlichkeit, den deutschen Rechtstaat mit Füssen zu treten. Wo andere Vereine und kirchliche K.d.ö.R um Transparenz bemüht sind, ordnungsgemäß Jahresversammlungen abhalten und Hauswirtschaftspläne vorlegen, wo Entlastungen angestrebt und Vorstand und Vertreter gewählt werden, so wie es eine Satzung vorsieht, schert das hier keinen. Es traut sich ja auch keiner, etwa von der nichtjüdischen Bevölkerung Bielefelds, etwas zu sagen. Wohl wissend, dass ihre Gegenüber sofort unisono in das Horn des „Antisemitismus Vorwurfes“ blasen und damit einen Wind der Entrüstung entfachen würden. Da schließt sich der Kreis um Jakob Augstein u.a.

Vor diesem „Windchen“ fürchten sich offenbar auch die maßgeblichen Politiker in Bielefeld. Aussitzen und Schweigen, auf beiden Seiten. Man darf gespannt sein, wie die jüdische Gemeinde „Beit Tikwa“ in die 800 Jahresfeier zur Stadtgeschichte eingebettet wird? Und wer wird Ansprechpartner sein? Spätestens dann, wenn auch Medien außerhalb Bielefelds dieses Ereignis aufgreifen, werde ich nicht umhin kommen, auch hier wieder den Mund aufzumachen. Wie hat Hanna Arendt in etwa bekannt: „Ich kann die Schnauze nicht halten!“

Bürgerreporter:in:

Laus Lausilov aus Bielefeld

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