myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Hätten Sie es gewusst? Der Landkreis Biedenkopf wurde zweimal aufgelöst

Jetzt sieht man im Kreisgebiet von Marburg-Biedenkopf wieder Autos mit dem Autokennzeichen „BID“. Möglich wurde dies durch einen Erlass des Verkehrsministeriums = alte mit ausgeübter Gebietsreform verschwundene Autokennzeichen können in Deutschland wieder benutzt werden. Im Kreisgebiet machen sich dies eine Reihe von Lokalpatrioten zu Eigen.

Diese Regelung gilt nur für die Kreise, die etwa bis 1970 Bestand hatten. Sonst hätten auch frühere Kreiseinheiten wie der – bezogen auf den Bereich Mittelhessen - bis 1932 selbständige Landkreis Kirchhain ein eigenes Autokennzeichen. Dies hat aber noch niemand gefordert. Das Jahr 1932 liegt doch zu weit zurück – die Geschichte des ehemaligen Landkreises Kirchhain ist wohl vergessen.

Zurück zu Biedenkopf.

Der Landkreis Biedenkopf entstand im Großherzogtum Hessen (Hessen-Darmstadt) im Jahr 1832. Dabei wurden die Landratsbezirke Battenberg, Vöhl und Gladenbach zum Landkreis Biedenkopf vereinigt. Als Verlierer im Krieg gegen Preußen verlor das Großherzogtum seine Eigenständigkeit. Die Bereiche Battenberg, Biedenkopf und Blankenstein formte Preußen zu einem neuen Landkreis Biedenkopf.

Der neue Kreis wurde eingegliedert in den Regierungsbezirk Wiesbaden, wie der Regierungsbezirk Kassel Teil der Provinz Hessen-Nassau. Eine kurze Zeit lang (im Jahr 1867) wurde für den Landkreis Biedenkopf der Name „Hinterlandkreis“ geführt. Die Bezeichnung wurde offiziell bald wieder aufgegeben. Der Name „Hinterland“ blieb jedoch haften. Er entstand bezogen auf die Lange des Kreises von Südhessen her gesehen. Biedenkopf gehörte zum Großherzogtum Hessen, nicht zu Kurhessen.

Mit der preußischen Verwaltungsreform im Jahr 1932, wohl ausgelöst durch die erneut aufgetretenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten und dem Zwang zu Sparmaßnahmen, wurde der Landkreis Biedenkopf aufgelöst. Die Landkreise Dillenburg und Biedenkopf sollten eine Einheit bilden. Zuerst war sogar kolportiert worden, dass Biedenkopf den Sitz der Verwaltung erhalten sollte.

Doch dies stellte sich schnell als unwahrhaftig heraus. In Biedenkopf war unter der Bevölkerung eine große Verbitterung zu verzeichnen für die Auflösung ihres Kreises und Zuordnung zu Dillenburg. Die Reform wurde beschrieben als „ein Stück aus dem Tollhaus“.

Die Reform war jedoch im Jahr 1932 nicht aufzuhalten. Ausgenommen von der Zusammenlegung mit Dillenburg wurden 12 Gemeinden. Sie wurden aus dem Landkreis Biedenkopf statt nach Dillenburg zum Landkreis Frankenberg zugeordnet: Allendorf, Battenberg, Battenfeld, Berghofen, Biebighausen, Bromskirchen, Dodenau, Eifa, Frohnhausen, Hatzfeld, Holzhausen, Laisa, Oberasphe, Reddighausen und Rennertehausen.

Auch aus dem Südteil des ehemals flächenmäßig dem Landkreis Marburg entsprechenden Landkreises Biedenkopf wurden sieben Gemeinden ausgegliedert. Sie wurden dem Landkreis Wetzlar zugeteilt: Fellingshausen, Frankenbach, Hermannstein, Königsberg, Krumbach, Naunheim, Rodheim und Waldgirmes.

Doch die Proteste, die sich bis weit in das Jahr 1933 fortsetzten, hatten letztendlich noch teilweise Erfolg. Zum 1. Oktober 1933 wurde die Auflösung des Landkreises Biedenkopf wieder rückgängig gemacht. Allerdings verblieben die Teile im Edertal im Landkreis Frankenberg und die Gemeinden im Süden im Kreis Wetzlar.

In der damaligen Zeitung hieß es: "Es war ein großer Freudentag, als die Möbelwagen am 1. Oktober mit den vormaligen Biedenköpfer Büromöbeln wieder in Biedenkopf ankamen und ausgeladen wurden." Die Möbel waren aus dem Kreishaus in Marburg zurückgeholt worden. Empfangen wurden sie von einer großen Menschenmenge, die den Vorgang jubelnd begrüßte.

Das endgültige Aus für die Selbständigkeit des Landkreises Biedenkopf kam im Jahr 1974. Mit der hessischen Gebietsreform wurde der Landkreis Biedenkopf mit dem Landkreis Marburg zusammengelegt. Zudem wurden aus dem Altkreis Biedenkopf die Gemeinden Bischoffen, Niederweidbach, Oberweidbach, Roßbach und Wilsbach dem Kreis Wetzlar angegliedert. Die Gemeinden Roth und Simmersbach kamen zum Dillkreis.

Neu entstand der „Landkreis Marburg-Biedenkopf“. Sitz des Kreises war Marburg-Cappel. Eine Zweigstelle der Verwaltung blieb jedoch in Biedenkopf. Biedenkopf war keine Kreisstadt mehr. Doch der Name blieb als Teil des Bindestrich-Kreisgebiets erhalten. Und jetzt noch das Auto-Kennzeichen "BID".

Weitere Beiträge zu den Themen

Kreis Marburg BiedenkopfKreis MarburgHinterlandkreisAnno dazumalVermischtes -überregional-HinterlandHessen-NassauNah & FernKreis Biedenkopf

2 Kommentare

  • Gelöschter Nutzer am 23.02.2016 um 08:56
Gelöschter Kommentar

Danke Volker,

zur Darstellung der Auflösung der Kreisfreiheit von Biedenkopf bin ich angesprochen worden auf die Schwierigkeiten (eigentlich Kämpfe) um die Zusammenlegung der Gemeinden Biedenkopf und Wallau.

Aber eine Darstellung dieser erst ein paar Jahrzehnte zurückliegenden Problematik erscheint mir noch zu heikel. Zumal gibt es zu viele Personen, die das alles - fast noch - brandheiß im Kopf haben.

Denn Wallau wollte auf keinen Fall zu Biedenkopf. Manche sagen, dass über 400 Jahre lang kein Mädchen von Wallau nach Biedenkopf geheiratet hätte (und umgekehrt). Wallau war in Richtung Breidenbach orientiert, nicht nach Biedenkopf. Es gab eine andere Tracht in beiden Ortschaften, sogar der Dialekt der Nachbargemeinden war unterschiedlilch.

Aber die Politik hätte entschieden, die Parteipolitiker - und jemand, der dachte, er könnte sogar mit der Zahl der zusammengelegten Bürger Oberbürgermeister werden ...

Das sollen später mal andere aufschreiben - was da alles stimmt oder nicht.

Beteiligen Sie sich!

Um zu kommentieren, öffnen Sie den Artikel auf unserer Webseite.

Zur Webseite