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TUMULT - Rolf Schilling begegnet Angerer dem Älteren

TUMULT präsentiert in der Herbst-Ausgabe 18 Bilder des 1938 in Bad Reichenhall geborenen Malers, Architekten und Bühnenbildners Ludwig Valentin Angerer, genannt „der Ältere“. Angerers Bilder sind ungeheuerlich – Ergebnisse eines Zusammenwirkens von virtuos beherrschter, wahrhaft altmeisterlicher Lasurtechnik, unangefochtener Treue zum christlich-abendländischen Erbe und der Schubkraft gereifter Kindlichkeit. Wer dies noch fassen kann, nennt es „magischen Realismus“ oder „Tradition des italienischen Manierismus“, in der Nachfolge von Bronzino und Cambiaso, der Nachbarschaft von Ernst Fuchs und Friedrich Hechelmann – zutreffend und doch hilflos. Aber seien wir froh, wenigstens diese Etiketten zu haben.
Angerer der Ältere hat sich reinen Herzens, gänzlich unspekulativ, auf die Fabulier-, Formen-, Sprach- und Pathoswelten von Friedrich Hölderlin, Ernst Jünger, Salvador Dali, J.R.R. Tolkien, Michael Ende, Arno Breker und Rolf Schilling eingelassen (und die Genannten, sofern sie noch lebten, sowie Kirchenfürsten und weltliche Repräsentanten sich auf ihn) – im Sog der Sehnsucht nach der Wiederkehr des Wundersamen, einer Sehnsucht, die der Einsicht in die absolute Unfassbarkeit des Universums verschwistert ist. Dies alles ist phantastisch, und folgerichtig hat Angerer zweimal den französischen Kunstpreis „Trophée Apocalypse Dore“ des Europäischen Phantastensalons gewonnen.
Wir sehen sagenferne Landschaften, ins Dämmerlicht frühneuzeitlicher Verzauberung getaucht, neomythische Tierwesen, nackte und geharnischte Heldengestalten. Wir sehen eine Gegenständlichkeit triumphieren, die schon in der frühsteinzeitlichen Höhlenmalerei Alteuropas vorherrscht. Wir sind von diesem spektakulären Realismus hingerissen.
Doch dem Kunstverstand der Experten, abgehärtet in tausend Gewittern der Entmystifizierung, somit auch unserem eigenen Verstand, sind diese Bilder tief suspekt. (Und der Bildredakteur von TUMULT war kurz davor, uns die Loyalität aufzukündigen, als er sie ins Heft gelangen sah.) Wem angesichts der hier beschworenen Harmonie des Alls nicht die Attribute „schwülstig“ und „süßlich“ auf die Lippen drängen, der sieht nicht fern, liest keine Zeitschriften und hat keinen Computer.
Wir haben sie ja nicht mutwillig vertrieben, und es bedürfte weitaus rigoroserer Kraftakte als eines künstlerischen Entschlusses, um sie zurückzugewinnen. Es war nicht einfach nur Frevel, sondern auch europäisches Geschick, dass wir auf den Pfad freudlosen Erkennens gerieten, und dabei sie verscheuchten, obwohl wir sie scheinbar anbeteten. Sie, die Schönheit. Angerer der Ältere will sie der Kunst und uns allen aufs Neue erschließen.
(Frank Böckelmann)

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