Offener Brief an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel von Mihriban Memet, uigurische Menschenrechts-Aktivistin

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel | Foto: www.welt.de
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Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

bei Ihrer, am 23. Mai 2018 beginnenden Chinareise haben Sie Vieles bereits im Gepäck.
Das, wovon ich Ihnen schreibe, darf keinesfalls fehlen: umso mehr, als Sie ja bereits ausführten, dass neben den wirtschaftlichen Interessen auch die Menschrechte eine Rolle spielen werden!
Bitte dabei keinesfalls also die Uiguren vergessen!
Dabei schreibe ich weder, um Ihnen von Ostturkestan zu erzählen, das seit 1949 bereits von China besetzt ist, noch berichte ich Ihnen darüber, wie Millionen Uiguren jeden Tag leiden: einfach nur, weil sie als Muslime geboren worden sind.
Nachstehend werde ich über meine Schreie schreiben, die Sie nicht hören können, von meinen Tränen, die Sie nicht sehen können und meiner Wut, die Sie jetzt noch nicht fühlen können.
Dies sind nicht nur meine eigenen Gefühle, sondern die Gefühle von Uiguren auf der ganzen Welt, die still und heimlich von China angegriffen werden.
Vor Kurzem veröffentlichte AP’s Chinakorrespondent Gerry Shih seine mutige Geschichte über die “Umerziehungslager“, wie sie in Ostturkestan (fälschlicherweise als Xinjiang bekannt) betrieben werden. Er interviewte frühere Insassen dieser Lager, die das Glück hatten, ihnen lebend entkommen zu sein.
Während des Lesens hielt ich an einem bestimmten Punkt erschrocken inne: chinesische Regierungsoffizielle verleumdeten unsere uigurische Geschichte, indem sie uigurische Frauen ins Visier nahmen und beleidigten. Sie hatten Uiguren im Lager erzählt, dass uigurische Frauen in der Vergangenheit keine Unterwäsche getragen, ihr Haar aufreizend geflochten und zahlreiche Sexualpartner gehabt hätten.
Haben Sie diese Zeilen gelesen? Lassen Sie sich Zeit, sie setzen zu lassen!
Bis jetzt hat uns China gezwungen, unsere Kinder abzutreiben, sie in Waisenhäuser gesteckt, wenn sie uns rechtswidrig gefangengenommen haben. Uns verboten, den Islam zu praktizieren, Kopftücher zu tragen, den Ramadan zu begehen, haben unsere Korane verbrannt, uns gezwungen, Alkohol zu trinken.
Haben Funktionäre bei uns zu Hause eingesetzt, um uns zu beobachten, und jetzt erklären sie uigurische Frauen zu Prostituierten! Sie deklarieren uns nicht nur so, sondern unterziehen uns noch dazu einer Gehirnwäsche, um uns das auch glauben zu machen.
Sie versuchen uns so weit zu bringen, dass wir uns unserer Kultur schämen, indem sie solche Beleidigungen unserer Geschichte verbreiten. Diese neuen Umerziehungslager der chinesischen Regierung sind gefährlicher als die Nazi-Lager von Hitler. Denn hier werden Uiguren nicht nur körperlich, sondern auch geistig, zu Tode gefoltert. Sogar Diejenigen, die irgendwie lebend zurückkommen, sind nicht in der Lage, das Szenario zu vergessen.
Jetzt, mit solchen Beleidigungen der uigurischen Frauen, hat China alle Grenzen überschritten und gezeigt, wie tief es sich erniedrigen kann, um unsere Gemeinschaft auszulöschen.
Wenn Xi Jing Ping und die Kommunistische Partei Chinas nicht davon abgehalten wird, dies in Ostturkestan zu tun, werden bald auch andere Länder ähnliche Umerziehungslager sehen, in denen ihnen ihre Identität weggenommen und sie zu chinesischen Sklaven oder Parteisklaven gemacht werden.
Auch habe ich, wie viele weitere in Deutschland lebende Uiguren keinerlei Kontakt zu unseren Familien, wobei es uns verständlicherweise sehr am Herzen liegt zu wissen, wie es ihnen geht.
Xi Jing Ping hat zudem angeordnet, ab sofort möglichst viele Uiguren in das innere China zu vertreiben und viele Chinesen in unserem Land anzusiedeln, was bitte gestoppt und verhindert werden muss.

Von Frau zu Frau und ganzem Herzen bitte ich Sie, sehr geehrte Frau Dr. Merkel, Ihr gewichtiges Wort für das Überleben unseres Volkes bei Ihren chinesischen Gesprächspartnern einzusetzen.

Herzlichen Dank und beste Grüße

Mihriban Memet, München
uigurische Menschenrechts-Aktivistin
mihribanmemet@t-online.de
21. Mai 2018

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Mihriban Memet | Foto: Mihriban Memet
Bürgerreporter:in:

Erich Neumann aus Kempten

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