Ein Preuße gründet den Fußballclub Bayern München
Ein Fotograf aus Pankow wird „Bayer“ der ersten Stunde

Berlin-Pankow I Dem Berliner Journalisten Hans-Joachim Rechenberg ist es zu verdanken, dass der Pankower Franz John noch nach seinem Tod zu Ehre und Anerkennung kam.

John, der am 28. September 1872 im brandenburgischen Pritzwalk das Licht der Welt erblickte, war so um 1904 Fotograf und betrieb in der Kreuzstraße 16 in Berlin-Pankow ein Fotolabor und Atelier. Er war aber auch begeisterter Fußballfan und da lag es nahe, sich dem VfB Pankow anzuschließen, um später auch Präsident des Vereins zu werden.

Doch die ganz Geschichte um Franz John beginnt schon Jahre früher. In Jena hatte er eine Ausbildung zum Fotografen gemacht und ging anschließend nach München, um dort sein persönliches Glück zu finden.
Sportbegeistert wie er war, schloss er sich der Fußballabteilung des MTV 1879 München an, der aber im weiteren Verlauf im Streit um den Beitritt zum Süddeutschen Fußballverband seine Fußballabteilung verlor.

Kurzentschlossen gründeten daraufhin unter der Führung von Franz John 11 Balltreter im Restaurant Gisela in Schwabing am 27. Februar 1900 ihren eigenen Fußballverein.

Um 23.15 Uhr an jenem Tag war der heutige deutsche Rekordmeister, der Münchener Fußballklub ⚽ FC Bayern München ⚽ geboren.

Heute vermutlich unvorstellbar, ein Preuße war nicht nur der Hauptinitiator der Vereinsgründung, der Pankower wurde 1900 zum ersten Präsidenten des FC Bayern München gewählt. Der Brandenburger Franz John war also ein „Bayer“ der ersten Stunde.
Doch schon nach drei Jahren an der Vereinsspitze trat John 1903 von seinem Präsidentenamt zurück. 1929 wählte der Club John zum Ehrenvorsitzenden, 1936 erhielt er die Goldene Ehrennadel des Vereins.

Dann verliert sich seine Spur, bis der Journalist Hans-Joachim Rechenberg aus Berlin sein Grab in Fürstenwalde wiederentdeckte und es publik machte. Im Alter von 80 Jahren soll er 1952 vereinsamt verstorben sein.
Nachdem die Fans des FCB die Wiederherstellung des Grabes gefordert hatten, ließ der FC Bayern München anlässlich des 100. Jahrestages seiner Gründung auf dem verfallenen Grab von Franz John einen Grabstein aufstellen, der an seine Verdienste um den Verein erinnert.

John war mit gerade mal 27 Jahren zum Vorsitzenden ernannt worden und es dauerte nicht lange, bis der zugezogene Fußballpionier den FC Bayern mit seiner Energie zur treibenden Kraft im Münchner Fußball machte. Von Beginn an zeigte sich der Klub unter John weltoffen, tolerant, zielstrebig und Neuerungen gegenüber aufgeschlossen. Dabei blieb der Verein aber immer bodenständig.

Unter seiner Führung entwickelte sich der Verein in kürzester Zeit zur stärksten Kraft im Münchener Fußball. Bereits ein Jahr nach der Gründung qualifizierte sich die Mannschaft erstmals für das Halbfinale um die Süddeutsche Meisterschaft.
1903 verließ der preußische Bayernpräsident den FC Bayern München und kehrte 1904 nach Pankow zurück. Dort erwarb er in der Kreuzstraße ein Fotolabor, das er mit einem Foto-Atelier ergänzte.

Auch engagierte er sich wieder bei seinem Stammverein VfB Pankow, wo er auch für zwei Jahre das Präsidentenamt übernahm.
Nach einem Bombenangriff auf sein Geschäft 1943 wurde Franz John mittellos. Nur mit Hilfe seiner alten Freunde in München, die ihn mit Lebensmitteln versorgten, konnte er den Zweiten Weltkrieg überstehen, um dann doch verarmt zu sterben. Text Klaus Tolkmitt. Foto: Wikipedia

Bürgerreporter:in:

Klaus Tolkmitt aus Berlin

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