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Oper in Berlin: Populistische Nebelkerzen des Finanzsenators

Leserbrief an die Berliner Zeitung zum Interview mit Ulrich Nußbaum in der Wochenendausgabe vom 10./11.07.2010

(Vorbemerkung: der Text bezieht sich auf folgende zwei Interviewpasagen:

"Wenn die drei Opern knüppeldicke voll sind, sich selbst tragen und sich gesamtwirtschaftlich für Berlin rechnen, kann man sich drei Opern leisten. Wenn nicht, sind mir zwei hervorragende Opern lieber."

"Wieso sind Theater und Opern, die vor allem von Leuten mit besseren Einkommen besucht werden, so stark subventioniert? Ist mir nie klar gewesen.")

Der Herr Finanzsenator macht im Interview ja einen ganz sympathischen Eindruck, aber was soll das weltfremde Gerede von Opernhäusern, "die knüppeldicke voll sind, sich selbst tragen und sich gesamtwirtschaftlich für Berlin rechnen"? Wenn er damit nur pointiert ausdrücken wollte, dass sich Berlin eben keine drei Opern leisten kann, hätte er es tun können, ohne populistisch den Eindruck zu erwecken, es gäbe die beschriebene Eier legende Wollmilchsau tatsächlich, als wäre alles nur eine Frage effizienterer Arbeit und kostendeckender Preisgestaltung. Oper ist aber nun mal eine extrem aufwändige Sache und war schon immer und nicht nur in Berlin viel zu teuer, um sich aus eigener Kraft refinanzieren zu können. Das musste zuletzt sogar der gefeierte Kultur-Unternehmer Christoph Hagel (u.a. "Die Zauberflöte in der U-Bahn") einsehen, dessen groß beworbene Mozart-Adaption "Sex, Lügen und TV" 2009 sang- und klanglos in die Pleite schlitterte, obwohl bei ihm sogar vornehmlich Gesangsstudenten und Laienchöre auf der Bühne stehen, die fast für umsonst auftreten. Von den großen Häusern wird aber Weltklasse erwartet, und die hat ihren Preis.

Wenn Herr Nußbaum die Notwendigkeit der Subventionen dann ausgerechnet mit der Begründung in Zweifel zieht, dass Theater und Opern ohnehin nur noch "vor allem von Leuten mit besserem Einkommen besucht werden", dann erreicht der Zynismus schon fast das Niveau seines Amtsvorgängers Sarrazin. Denn dass der Bedarf an kultureller Teilhabe auch bei weniger gut Betuchten riesengroß ist, beweist nicht zuletzt der wachsende Erfolg von öffentlich geförderten Ermäßigungsangeboten wie der ClassicCard für junge Leute oder dem 3-Euro-Ticket für sozial Bedürftige, auf dessen Einführung dieser Senat doch - mit Recht - so stolz ist. Die vielen Empfänger kleinerer Einkommen bleiben hingegen nach wie vor weitgehend ausgeschlossen, weil die regulären Preise für sie schon jetzt kaum noch erschwinglich sind.

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3 Kommentare

Natürlich weiß ein erfahrener Finanzsenator wie Ulrich Nußbaum ganz genau, weshalb der Kulturhaushalt Subventionen für Opernhäuser vorhalten muss. Nußbaum stellt sich hier unter taktischen gesichtspunkten "unwissend" dar, wie bereits in der Haushaltskontrolle der Einstein-Stiftung:

http://www.myheimat.de/berlin/politik/zoellner-str...

Es wäre Aufgabe der Berliner Zeitung und der anderen Qualitätsmedien in Berlin, Nußbaums angebliche Unwissenheit in diesem wie jenem Falle kritisch zu hinterfragen. Glückwunsch zu Ihrem Leserbrief!

Schön, aber irgendjemand muss den Riesenapparat ja bezahlen.
Bei einer "Meistersinger"-Aufführung stehen mit allen Solisten, Chor, Extra-Chor und Statisterie bis zu 200 Menschen auf der Bühne (bei sparsamen Inszenierungen reichen vielleicht auch 150), dazu auf der Seitenbühne die Bühnenmusik, Ankleider, Requisiteure, Bühnenarbeiter, Inspizienten, Abendspielleiter, Beleuchter usw. usf., dazu kommen natürlich noch die 120 Musiker im Orchestergraben, Dirigent (möglichst berühmt, also teuer, gleiches gilt für die Sänger), Einlasspersonal, Garderobe, Gastronomie, Haustechnik, Abendkasse... - wenn das alles über den Ticketpreis finanziert werden soll, können wir die Häuser gleich dicht machen. Denn so viele Superreiche, die sich das dann noch leisten können und wollen, gibt es es ja nun auch wieder nicht.
Abgesehen davon habe ich noch nie gehört, dass von Parteien Einfluss auf Spielpläne genommen wird. Im Gegenteil: gerade in Berlin mit seinen drei Opernhäusern, die es selbst in der gemeinsamen Opernstiftung seit Jahren nicht schaffen, ihre Pläne effektiv miteinander abzustimmen, würde ein bisschen politischer Druck vielleicht sogar ganz gut tun.
Aber die Politik interessiert sich nun mal vorrangig für Zahlen, und da sind wir dann wieder beim Thema.

Doch, Sponsoren hatten Sie bereits erwähnt, und ich hatte Ihren Beitrag (offenbar irrtümlich) so verstanden, dass sie von denen auch nichts halten, wegen des ungesunden Einflusses auf die Spielplangestaltung. Und da drängte sich eben die Frage auf, was dann noch bleibt außer Hundefutter-Werbung, die Sie ja glücklicherweise auch nicht wollen.
Über die Qualität amerikanischer Theater kann ich mir leider (noch) kein Urteil erlauben.

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