was dem einen sein Ul ist dem anderen sein Nachtigall.

So ist es, was dem einen sein Ul ist dem anderen sein Nachtigall.
Mich hat es erwischt, ich musste in den Rollstuhl umsteigen und somit meine Wohnung von der Altstadt im 2. Stock in die Pommernstrasse in ein barrierefreies Haus umziehen. Mein Vermieter hatte leider am eigenen Leib erfahren, wie schnell man seine Mobilität verliert, als sein Sohn nach einem Autounfall nun auch im Rollstuhl sitzt. Dies war für ihn Anlass das Haus komplett zu sanieren und 18 Wohnungen barrierefrei zu gestalten. Nun haben wir alles auf das feinste, selbst unsere Klingelanlage ist nicht für jeden sofort zu verstehen. Da ist ein Zahlenfeld und eine Taste mit Klingelsymbol und auf der anderen Seite stehen Zahlen von 01- 18 jeweils mit dem Namen der Mieter. So steht bei mir 09 Dingel und zur Erklärung steht dort: Zahl bitte doppelstellig eingeben, dann den Klingelknopf drücken.
Neulich sollten wir Besuch bekommen, da aber zur genannten Zeit keiner kam, fuhr ich vor unsere Eingangstür, von wo ich die Haustür sehen konnte. Tatsächlich stand mein Besuch vor der Klingelanlage und drückte 9 und Klingel aber nichts tat sich, da habe ich Ihnen zugerufen, erst die Null, dann die 9 und nun den Klingelknopf, jetzt klappte es und ich konnte Ihnen die Tür öffnen. Aber mit dem Fahrstuhl waren Sie komplett überfordert, Sie gingen lieber die Treppe hoch. Als Sie nachhause gehen wollten, fiel der Blick misstrauisch auf die Klingel. Plötzlich sagte Sie Karl guck mal in der 3 wohnt ja Mariechen (Namen geändert), da klingele ich mal. Da sagte Er, du musst erst die Null drücken, Sie, wieso muss ich 30 wählen? Er, nicht dreißig, null drei, ach sagte Sie immer dieser moderne Kram, da kann man keinen mehr besuchen.
Bei mir ist es genau umgekehrt, ich kann nur noch Freunde und Bekannte einladen oder auf neutralen Boden treffen, denn Die wohnen leider nicht in so einem modernen Haus. Wann wird endlich die Inklusion auch bei den Hausbesitzern und Architekten ankommen, damit wir ohne Hindernisse zueinander kommen können und nicht mehr ausgekränzt werden. Selbst Gaststätten sind nur bedingt Barierefrei und auf die Toiletten kommt man erst garnicht mit dem Rollstuhl. Selbst die Parkplätze, die speziell für uns bereitgestellt werden, die werden regelmäßig von gesunden beparkt und wir wissen nicht mit dem Rollstuhl aus dem Auto zu kommen. Dann wundern Sie sich, wenn plötzlich Ihr Auto abgeschleppt ist.

Bürgerreporter:in:

Klaus-Dieter Dingel aus Bad Wildungen

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