Das Bad-Wildunger Scharnier und seine Tücken

Autor: Klaus-Dieter Dingel, Pommernstrasse 27, 34537 Bad-Wildungen
Hier meine persönliche Meinung von Bad-Wildungen und deren Umgestaltung.
Ich hatte gehofft, dass man aus den Fehlern in der Altstadt gelernt hätte. Dort gab es mal einen Markt und einen Platz, (Marktplatz) keines von beiden gibt es dort noch.

Der Umsatz tendiert zu null. Leerstand ist die Folge.
Ich muss mal etwa 60 Jahre zurückgehen, damals gab es die Ahlenstätter und die Aleegräffer, diese beiden Volksstämme konnten es noch nie miteinander. So war es immer, da wurde die AWW gegründet und in der Brunnenalle gab es fast Zeitgleich die WIN, das das nicht gutgehen konnte war mir in dem Moment klar, wo beide zusammen gingen und daraus die AWWIN wurde. Nun hatten es die Aleegräffer geschafft diese Orga an sich zu reißen. Die Folgen waren ab sofort spürbar.
Den Markt hat man auf den Postplatz gelegt, dort gibt es aber auch schon keine Post mehr.

Nun kommt der Weisheit letzter Schluss „Das Scharnier„ nun verlängert man die Brunnenallee bis zum Postplatz und schneidet endgültig die Altstadt ab.
Ich habe voll gebannt am 20.06.11 den Ausführungen des Planers gelauscht. Für mich machte Er bei der Vorstellung seiner Visionen einen völlig unsicheren Eindruck, dokumentiert durch seine sehr leise, nuschelige Aussprache.
Bei dem Wort Vision, lief es mir eiskalt den Rücken runter. Das Wort bedeutet ich habe zwar eine Vorstellung, weiß aber nicht ob es klappt, nur Ihr wisst, dass Ihr zahlen müsst, viel Geld (Lehrgeld) zahlen müsst. Etwas Vergleichbares als Referenz kann ich nicht vorlegen, Ihr werdet es herausfinden.
Seine Vision ist es Ruheflächen und ein grünes Band zu schaffen. Ich kenne Ruheflächen von mir zuhause, vom Kurpark und vom Friedhof. Sein Kommentar, Er wolle die 30er Zone entschleunigen, passt genau zum Friedhof, die Geschäfte sind dann die Gräber.
Ich fand auch das Konzept sehr fragwürdig, denn nur einmal kam im Ansatz das Wort Barrierefrei und im gleichen Atemzug, dass man die Höhenausgleiche durch Stufen und Podeste schaffen möchte. Dann kamen Bordsteinkannten und Rinnen ins Spiel, ich frage mich ernsthaft, hat dieser Mann jemals etwas von Barrierefreiheit gelesen?
Das ist ein Taktiles Feld!
Die allerbeste Idee ist die beiden einzigen sichtbaren Behindertenparkplätze zu streichen. Auf meinen Einwand sagte Er, dass dafür in der Poststraße ein neuer angelegt würde, wusste aber gar nicht, dass es nach DIN18025 auch Mindestmaße gibt (4,5m breit und 7,5m Tief). Bei der Poststraße ist es unmöglich die geforderte Tiefe des Platzes zu erreichen, da die Strasse nur 6m breit ist. Als Alternative kam der Vorschlag auf dem Hinterhof der Brunnenallee 1 einen einzurichten. (Bei einem barrierefreiem- Mehrfamilienhaus werden ab 3 Etagen zwei Behindertenparkplätze gefordert laut Bauordnung) Super Idee, nur weg vom Sichtfeld, was brauchen wir noch zusätzliche Behinderte in unserer Stadt!
Dann kam das Beste, Die Fahrbahn soll von allen Verkehrsteilnehmern gleichberechtigt genutzt werden. Das Essen und das Bett kann man sich teilen, aber den Verkehrsraum mit Sicherheit nicht, (DIN 18040) das liegt schon in der Natur der unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Wobei die Radfahrer mit Sicherheit zwischen den Fußgängern die höchste Geschwindigkeit erreichen. In der STvO steht, dass Kinder bis 6 Jahre die Bürgersteige benutzen müssen und Kinder bis 10 Jahre die Bürgersteige benutzen dürfen! Von Erwachsenen ist nur bekannt, dass Sie schieben dürfen. Eine Schulung der Hipos ist dringend nötig. Ampeln und Fußgängerüberwege werden abgeschafft, scheinbar kennt er die Klientel in Bad-Wildungen nicht. Wir sind eine Gesundheitsstadt und leben von kranken und Hilfsbedürftigen Menschen. Er kennt die einzelnen Hindernisse und Barrieren nicht.
Wie sagte einst Richard von Weizsäcker: Nicht behindert zu sein ist ein Geschenk, was einem jederzeit genommen werden kann.
Wir haben Klein und Großwüchsige, Gehörlose und Schwerhörige, Sehbehinderte und Blinde, Mobilität eingeschränkte Menschen und Rollstuhlfahrer mit und ohne Motor und natürlich Kinder und gesunde Erwachsene, Werdende und junge Mütter mit Kinderwagen. Ab und zu auch mal Flucht und Rettungswege und für große Feste Umzugsraum auf der Strasse und Platz für Bühnen falls man noch Kunst zulassen möchte. Achja, wir wollen doch die Stadt entschleunigen.

Mit keiner Wimper wurde erwähnt, dass wir eigentlich ein Blasenheilbad sind, da sollte man sich mal an alten Ansichtskarten informieren, womit das Welt- Bad beworben wurde.

Natürlich braucht so ein Bad auch Toiletten für Männer und Frauen und natürlich auch für Geschlechtslose Rollstuhlfahrer. Es gibt in Wildungen zwar Schilder mit Rollstuhlsymbol aber die Toiletten sind nicht als solches zu bezeichnen und keiner weiß wo sie zu finden sind. Wo gibt es eine Behindertentoilette mit einer Liege, wo man auch mal ein erwachsenes behindertes Kind Windeln kann? Und das nennt sich Gesundheitsstadt. Erste Sahne kann ich nur sagen, da werden Tausende für Planungen ausgegeben um einen großen Friedhof zu kreieren.
Wieso lassen wir uns eigentlich von sogenannten Sachverständigen sagen, was für uns gut ist? Diese Leute haben bevor Sie den Auftrag erhielten noch nicht einmal den Fuß nach Bad-Wildungen ausgestreckt und nun maßen Sie sich an uns zu sagen wie wir die Stadt zu gestalten haben. Was wir brauchen, sind Kunden und Zahlungskräftige Gäste, die sich hier wohlfühlen und wiederkommen und möglichst noch andere mitbringen. Das erreicht man bestimmt nicht mit Ruhezonen (Wer Ruhezonen sucht, findet genügend in unserem Europas größten Kurpark) und entschläunigen Verkehr unter Wegnahme der Parkplätze, Einbau von Stufen und Podesten. So etwas kann hier jede Straßenbaufirma unter Anleitung unseres Bauamtes auch bauen. Was wir dringend benötigen ist eine Mobilitäts- uneingeschränkte- Stadt, wo jeder gleichberechtigt ist, auch die Behinderten, denn die bringen uns das Geld und die Arbeitsplätze. Diese Behinderten haben das Recht der Rücksichtname und das Bereitstellen von Toiletten die für Sie geeignet sind, dazu zählt auch Parkraum der leicht zu erreichen ist, denn sie sind halt mobilitätseingeschrenkte.

In anderen Stätten tobt das Leben, wir haben Ruhezonen!!!
Ich kann gern Kompetente Planer für wirkliche Barrierefreiheit benennen. ( Diplom Ing. Architekt Bernhard Kohaupt 60489 Frankfurt, Leiter der Arbeitsgruppe Barrierefreier Verkehrsraum der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung Mitarbeiter der DIN 18070 Öffentlicher Verkehr und Freiraum, Mitarbeiter DIN 32984 Bodenindekatoren) (Besonderheit: Bundesweite Beratung, Planung, Seminare, Vorträge und Schulungen für Planer, Kommunen, Behindertenbeauftragte und alle, die mit der Planung barrierefreier Anlagen befasst sind.).
Aber wir brauchen ja in der Stadt keinen Behindertenbeauftragten, wir haben ja genügend Fußgänger, die sich anmaßen über die Bedürfnisse der Behinderten zu planen. Wie das dann aussieht, sieht man am Rollstuhlweg in der Altstadt, dort muss man aufpassen dass man das Gebiss nicht verliert.
Aber der Belag in grau / rot das ist sehr wichtig, auch die Rinne in der Mitte der Straße, früher sagte man Drusel. Obwohl, so abwegig ist das gar nicht, als nächstes schaffen wir die Busse ab und setzen Postkutschen ein. (Ein bisschen Sarkasmus muss sein). Auch das Wort Taktile Elemente habe ich einfach nicht gehört, oder ich habe etwas mit den Ohren.

Bad-Wildungen von dem Welt- Bad bis zum Niedergang.
Im Jahre 1906 wurde die Stadt Nieder-Wildungen als Heilbad von europäischem Rang in Bad Wildungen umbenannt. 1940 erhielt Bad Wildungen das Prädikat „Preußisches Staatsbad“. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt Hessisches Staatsbad.
Wie sagte ich bereits vor über 25 Jahren „ Das einzige was klappt in Wildungen, sind die Türen“.
Erst gibt es eine große Lösung, dann eine abgespeckte Lösung und zuletzt kommt eine Minimallösung heraus, ein Jahr später hat man erkannt, dass man Fehler gemacht hat. Siehe Kurhaus und nun die Wandelhalle. Da werden Säle und Vollbühnen geplant und gebaut und für die perfekte Technik fehlt das Geld. Die Säle sind viel zu klein um mit dem Eintrittsgeld auch mal Namhafte Künstler zu holen. Aber dann muss man ja auch noch für die Infrastruktur sorgen, dass ist dann aber wirklich zu viel.
Was hat denn Bad-Wildungen noch zu bieten? Ich weiß! Eine neue Verkehrsführung. Wir einheimische gewöhnen uns schon daran, die Auswärtigen müssen sehen wie Sie durchkommen, die bleiben beim nächsten Mal eh zu Hause. Zum Einkaufen fahren sie in das Ratio mit kostenlosen Parkplätzen.
Ich hoffe nun, Sie nehmen es mit Humor. Zu ändern ist ja nun sowieso nichts mehr. Was man in Wildungen gut kann ist reden, reden, reden….
Klaus-Dieter Dingel

Bürgerreporter:in:

Klaus-Dieter Dingel aus Bad Wildungen

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