Im Frühjahr 1896 startete der Arbeitskampf, der als der Lauterberger Stuhlarbeiterstreik Geschichte schrieb. Die Unternehmer Haltenhoff und Zeidler überspannten die Lohndrückerei und lösten damit den am 2. März 1896 beginnenden Streik aus. Die Arbeiterbewegung stand unter staatlicher Kontrolle. Nur wenige Betriebe leisteten sich die Beschäftigung von offen auftretenden Sozialdemokraten oder Gewerkschaftern. Wurde die Mitgliedschaft bekannt, folgte bald die Kündigung. Der Streikleiter Fritz Erfurth wurde im Laufe des Streiks zum Angriffsobjekt der Unternehmer. Er war der böswillige Agitator, der Verführer – der sozialistische Teufel. Der als hitzig bezeichnete Erfurth überzog die Richtung des Arbeitskampfes, sodass die Unternehmer mehr als nur eine Lohnerhöhung befürchten mussten. Im Mai eskalierte der Streik und umfasste den gesamten Ort Lauterberg. Doch mit der Zeit erschöpfte der Streik die Kassen der Arbeiterschaft. Im Herbst 1896 zeichnete sich ab, dass der Streik die Gewerkschaft in den Ruin treiben würde. Man hatte die Durchhaltekraft der Unternehmer unterschätzt und der Streik wurde beendet. Eine lohnpolitische Verbesserung erreichte der Streik nicht. Die wirtschaftliche Lage der Stuhlindustrie setzte sich in weiterer Lohndrückerei fort und führte 1906/07 erneut zu Streiks in Lauterberg. Der Stuhlarbeiterstreik galt mit 23 Streikwochen als längster und dramatischster Arbeitskampf seiner Zeit. Wegen der mit ihm verbundenen Auseinandersetzungen beschäftigte er sogar den Reichstag.
Mehr zum Streik und zu weiteren Details dieser Geschichte findet sich im Beitrag von Klaus Wettig in der jüngsten Harz-Zeitschrift. Sie erschien im Lukas-Verlag Berlin im 71. Jahrgang für das Jahr 2019. Der aktuelle Band beschäftigt sich neben der Lauterberger Stuhlfabrikation, zu der Hans-Heinrich Hillegeist einen weiteren Beitrag zusteuert, mit historischen Fachthemen zahlreicher Orte aus dem gesamten Harz. Sieben Beiträge zur Harzgeschichte enthält der Band. Über die Struktur eines mittelalterlichen Weges von Quedlinburg in den Harz berichtet Udo Münnich. Der Beitrag von Maik Hauf bearbeitet die Wüstung Tautenhain im Braunschwender Forst im Ostharz. In Bezug zur Grube »Lautenthals Glück« publiziert Reinhard Kuhn anschließend Gedanken zur Symbolik zweier Oberharzer Münzen. „Prof. Dr. Hermann Böttcher – ein Langelner schreibt die Geschichte Halberstadts“ – mit diesem Thema hat sich der Autor Hendrik Finger ausgiebig beschäftigt. Ein neues Nekrolog-Fragment aus dem Stift St. Johann in Halberstadt hat der Autor Klaus Naß bearbeitet.
Eine Literaturschau und Rezensionen sowie Berichte der Arbeitskreise des Harz-Vereins runden den Band ab. Er ist mit zahlreichen Abbildungen illustriert, hat einen Umfang von 139 Seiten und kann über den örtlichen Buchhandel oder den Lukas-Verlag www.lukasverlag.com bestellt werden.
Vereinsgeschichte
Im April 1868 wurde in Wernigerode der Harz-Verein für Geschichte und Altertumskunde e.V. gegründet. Schon von Anfang an sollte er die Geschichtsinteressen aller am Harz beteiligten Menschen und Orte bündeln. Seit 1868 erscheint auch die durch den Harz-Verein herausgegebene Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde e.V., seit 1948 Harz-Zeitschrift genannt.
Der Harz-Verein hat eine wechselvolle Geschichte, die zunächst sehr stark mit seinen prägenden Vorstandsmitgliedern verknüpft war. Bedeutende Vorstandsmitglieder waren u.a. der 1. Vorsitzende, Graf Botho zu Stolberg-Wernigerode, der gräfliche Bibliothekar und Archivar Eduard Jacobs, der Wernigeröder Amtsgerichtsrat Walter Grosse, der Ehrenvorsitzende Karl Wolfgang Sanders, der den Verein nach dem 2. Weltkrieg wieder ins Leben rief, der langjährige Kustos am Braunschweigischen Landesmuseum Christof Römer sowie viele weitere Persönlichkeiten, die weit über die Geschichte des Harzes hinaus von Bedeutung sind.
Der Harz-Verein für Geschichte und Altertumskunde e.V. arbeitet länderübergreifend in Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen – konsequenterweise ist er denn auch beim Vereinsregister Braunschweig registriert und unterhält seine Geschäftsstelle seit 2000 bei der Schloß Wernigerode GmbH. Der Verein gibt eine Monografien-Reihe heraus – die Forschungen zur Geschichte des Harzgebietes (kurz Harz-Forschungen). Diese bündeln immer wieder besondere Fragestellungen und Interessen, die das Harzgebiet betreffen. Gegenwärtig unterhält der Harz-Verein mehrere Arbeitskreise:
• zur Archäologie des Harzes, geleitet von Hans-Jürgen Grönke in Nordhausen,
• zur Landesgeschichte mit Kirchen- und Klostergeschichte, geleitet von Dr. Monika Lücke in Naundorf bei Halle,
• zur Montangeschichte, geleitet von Hans-Heinrich Hillegeist und Dr. Wilfried Ließmann in Göttingen,
• zur Rechtsgeschichte, geleitet von Dr. Dieter Pötschke in Leest bei Potsdam
• und zur Zeitgeschichte in der Verantwortung von Dr. Friedhart Knolle in Goslar in Verbindung mit dem Verein Spurensuche Harzregion e.V.
Die Abbildungen zur Illustration der historischen Stuhlfabrikation von Bad Lauterberg wurden aus dem Privatarchiv von Hans-Heinrich Hillegeist zur Verfügung gestellt.
Harz-Verein für Geschichte und Altertumskunde e.V.
für den Vorstand
Dr. Christian Juranek und Dr. Friedhart Knolle
fknolle@t-online.de
0170 22 09 174