823. Newsletter Südharzstrecke
Ab 2025 drohen Kürzungen des Fahrplanangebots - Änderungen im Harzkursbuch 2024

Hallo liebe Eisenbahn-, ÖPNV- und SPNV-Interessierte!

1. Die Ampel schlägt zu: Ab 2025 drohen Kürzungen des Fahrplanangebots

(Stand: 28.12.2023)
Dass man einmal eine Bundesregierung, in der die GRÜNEN mitregieren und in der mit SPD und FDP Parteien sitzen, die verbal seit langem mit der „Mobilitätswende“ unterwegs sind, an den Pranger stellen muss, weil sie sich anschickt, den ÖPNV in Deutschland in Grund und Boden zu stampfen, war „Höchste Eisenbahn“ nicht in die Wiege gelegt. Traurig, wie tief eine Regierung sinken kann. Sämtliche guten Vorsätze und Vorhaben – vergessen.

Was waren das doch noch für Zeiten, als wir es mit Verkehrsministern aus der CSU zu tun hatten. Da wusste man, was man hatte, nämlich nichts. Da regierte unumschränkt der Straßenbau und das Auto, allenfalls für Bayern gab es da Ausnahmen. Es wurde zum Beispiel die Strecke München – Lindau elektrifiziert, etwas, von dem wir hier oben im Norden nur träumen konnten. Das seit eh und je sehr eisenbahnfreundliche Baden-Württemberg, mindestens so ein „Autoland“ wie Niedersachsen, machte sowieso schon immer viel mehr. Deswegen hängt der Fahrdraht ja auch über der kompletten Südbahn von Ulm nach Lindau.

Niedersachsen glänzte nie durch eine ausgeprägt positive Politik in Sachen ÖPNV. Die Bemühungen des Ministers Lies sind anzuerkennen, aber der wird ja von der eigenen LNVG immer wieder ausgebremst. Unter Althusmann passierte geschlagene 5 Jahre lang im Grunde gar nichts. Jetzt gibt es wieder so etwas wie eine Aufbruchstimmung, wenngleich nicht bei den dringend erforderlichen Neubauten, aber doch immerhin bei Reaktivierungen. Olaf Lies hat seine bei Althusmann 5 Jahre lang ruhenden Bemühungen wieder aufgenommen.

Aber nun kommt die große Kürzungskeule aus Berlin. 350 Millionen werden bei den – verbindlich mit den Ländern vereinbarten! – Regionalisierungsmitteln gestrichen. Damit ist das neuerliche Siechtum des ÖPNV vorprogrammiert, und das, nota bene, ausgelöst von einer Regierung, die sich die „Verkehrswende“ auf die Fahnen und ins Programm geschrieben hat. Kontraproduktiver geht es wirklich nimmer. Der Verfasser dieser Zeilen, in der Wolle gefärbter bundesdeutscher Demokrat, weiß nun nicht mehr, was er wählen soll… Aber das ist ein Einzelschicksal. Schlimmer ist das, was dem „flachen Land“ droht. Denn hier, fast nur hier, dürfte die Kürzungsarie gesungen werden.

2024 wird noch nichts passieren. Und es gibt Leute, die damit argumentieren, dass das Land sich ja ob der fehlenden 32 Millionen Euro nicht aufregen muss, da man mindestens so viel infolge Schlechtleistungen und nicht gefahrener Züge eingespart habe. Wer so argumentiert, der befürwortet eine sich immer schneller nach unten beschleunigende Spirale des ÖPNV-Niedergangs. Keine Züge, keine Ausgaben, also Kürzung nicht so schlimm. Kürzung da, also Angebot eindampfen. Macht nichts, wird ja sowieso nicht gefahren…

Da müssen im Hause von Porsche-Lindner und auch im Hause seines Parteifreundes Wissing einige was total falsch verstanden haben. Oder, sagen wir mal, der Begriff der „Verkehrswende“ wird etwas eigenwillig interpretiert. Sie soll ganz offenbar nur auf der Straße mittels E-Autos stattfinden und ansonsten gar nicht.

Von einem Aufschrei der unsere Region vertretenden MdB oder gar von Bemühungen, diesen Murks wieder rückgängig zu machen, ist uns nichts bekannt. Ok, wir streichen ja auch nicht wie andere Lobbyisten-Heerscharen durch das Foyer des Reichstags. Aber es geht um nicht mehr und nicht weniger als die Zukunft unseres Bahn- und Busverkehrs. Und das ist schon ein Thema, für das man sich einbringen könnte, wenn man einen ländlichen Wahlkreis vertritt.

Es wird nicht nur den Schienenverkehr treffen, sondern auch den Busverkehr. Ein kaum mehr attraktiver Linienbusverkehr wiederum wird im Harz dazu führen, dass man HATIX immer lauter in Frage stellen wird. Alles, was in den letzten Jahren bewegt wurde, war dann für die Katz.

Laut gemurrt hat übrigens nur ein MP, und das war ausgerechnet unser Stefan Weil. Hut ab! Der hat was gemerkt. Aber über das Statement, dass das nun wahrlich keine gute Idee sei, hinaus war weiter noch nichts zu vernehmen. Da die anderen MPs verdächtig ruhig sind, drängt sich der Verdacht auf, dass da wieder irgendwas gedealt wird. Ein „Green Deal“ wird es aber wohl kaum sein.

Wir müssen gegen die Kürzungen Front machen – hier und jetzt

Noch ist der Bundeshaushalt 2024 nicht in Stein gemeißelt. Aber bald ist er es. Nehmen wir die ÖPNV-Kürzung widerstandslos hin, ist der Weg für weitere Kürzungen 2025 und danach geebnet. Leider haben wir zu wenige Traktoren, um unseren Unmut auszudrücken. Bei den Landwirten wird garantiert noch etwas zurückgenommen, so laut wie die auftreten können. Macht ja nichts – das, was man da wieder zugesteht, lässt sich vielleicht beim ÖPNV noch on top einsparen…

Liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter, es mag vielleicht in der Fülle trauriger Meldungen etwas untergegangen sein, aber die ÖPNV-Kürzung ist die größte Katastrophe, die Bahn und Bus in der Fläche aktuell droht. Deswegen die herzliche Bitte: Schreiben Sie Ihre oder Ihren MdB an. Weisen Sie ihn auf die drohenden Folgen gerade für den Landbereich hin. Fordern Sie ihn oder sie auf, diesen Kürzungen im Bundestag nicht zuzustimmen.

Es gibt auch die Möglichkeit, sich an einer Online-Petition zu beteiligen. Das ist auch ok, ersetzt aber nicht die persönliche Mail oder das persönliche Gespräch.

Wollen wir auch in Zukunft im und am Harz noch sinnvoll Bahn und Bus nutzen, dann müssen wir jetzt aktiv werden. Mal wieder – aber es hilft nichts.

Danke!
Michael Reinboth

2. Harzkursbuch: Neues zum Jahresfahrplan 2024 - betrieblich bedingte Änderungen

(Stand: 28.12.2023)

Liebe Leserinnen und Leser des Harz-Kursbuchs,

es gibt einige Anpassungen und Änderungen zum Jahresfahrplan 2024 zu vermelden. Nein – wir meinen nicht die bevorstehenden GDL-Streiks, die wieder tagelang alles durcheinander bringen. Die Hoffnung auf das Obsiegen des gesunden Menschenverstandes auf beiden Seiten der Tarifmauer haben wir aufgegeben.

Manche finden es ja auch gut, dass gestreikt wird. Wir immer noch nicht. Wir haben uns vor vielen Jahren unter anderem deswegen gegründet, damit am Harzrand weiter Züge fahren. An diesem Ziel halten wir fest, und damit meinen wir: Jeden Tag sollen Züge, zuverlässig wie ein Uhrwerk, fahren und nicht nach Gutdünken einer Gewerkschaft. Schließlich gibt es ja immer noch so uralte Schlagworte wie „Beförderungspflicht“ und „Daseinsvorsorge“…

Was nun folgt, sind betrieblich bedingte Änderungen. Und die sind überwiegend negativ. Wir beginnen daher mit der einzigen bedingt positiven Meldung:

Einer kam durch
Es gibt ihn doch noch, den einsamen ICE, der im Leinetal die Fahne hochhält. Unpaarig natürlich, also ohne entsprechenden Gegenzug. Montag bis Freitag verlässt er Göttingen um 6.45, Northeim um 6.58 und Kreiensen um 7.12, um dann – jedenfalls ist es so ab 01.03.24 vorgesehen – über Hannover und Hamburg nach Stralsund und Rostock zu fahren. Bis zum 29.02.24 (korrekt – 2024 ist ein Schaltjahr) macht er das nicht und erreicht Hannover und Hamburg auch später.

Aber gut, er ist wieder da. Dass wir nicht in totale Begeisterung verfallen, liegt einmal daran, dass es ja zuvor drei ICE waren, und daran, dass wegen dieses einen Zuges die angedachte Beschleunigung der Regionalbahn nach Göttingen weiterhin ausfallen muss. Sie steht weiter in Northeim herum.
Fatale Folge: Der Anschluss an den ICE um 7.16 nach Frankfurt ist keiner, weil es nur 5 Minuten Übergang gibt. Das reicht auf dem Papier nicht und in der Praxis vermutlich auch nicht, wenn unsere RB vor Göttingen mal wieder ausgebremst wird.

Also bitte in der Tabelle F8 ändern: RB ab Nordhausen bis Northeim 6.50 und ab dort ICE um 6.58 nach Hamburg.

Wie gewonnen, so zerronnen
Jetzt kommen die negativen Meldungen. Unser Jubel über die Verbesserung beim RE11 Düsseldorf – Kassel-Wilhelmshöhe mit schönen Anschlüssen an RE9 Kassel-Wilhelmshöhe – Nordhausen – Halle war verfrüht. Ist wie in der Bundesliga. Man bejubelt ein Tor, und dann kommt einer aus dem Kölner Keller und erklärt, dass es gar keines war.
In diesem Falle kommt keiner aus Köln, aber aus der Zentrale des Unternehmens „National Express“.
Auch diese Firma hat den Mund zu voll genommen und kann das, wofür sie den Auftrag übernommen hat, nicht leisten. Rettungsanker und wohlfeile Begründung sind mal wieder Bauarbeiten, die eine Durchführung des RE11 zwischen Hamm und Düsseldorf verhindern.

Dies allerdings nur über einige Wochen. Danach ginge es wieder, aber „National Express“ bläst lieber gleich zum Rückzug und beschränkt den RE11 bis auf weiteres, also über das Ende der Bauarbeiten hinaus, auf den Weg Kassel – Hamm und zurück. Es gäbe in Hamm ja noch andere RE- oder RRX-Linien… Die gibt es schon, aber man steht in Hamm 20 Minuten herum.
Die Verbesserungen beziehen sich mithin nur auf Ostwestfalen und Lippe.
Wann „National Express“ gedenkt, mal seinen Vertrag einzuhalten, muss man abwarten. Die Zweckverbände in NRW sehen das offenbar gelassen, müssen sie doch jede Menge Geld nicht zahlen. Und das ist im Zeitalter gekürzter Regio-Mittel ja ein Segen.

Fahrgäste? Was ist das denn für eine Frage? Brücke kaputt, Personalmangel übertüncht
Das Aufatmen in der Chefetage von „DB Start“ war bis in den Südharz zu vernehmen. Man braucht keine Züge zu fahren, für die man sowieso kein Personal hat!
Und man kann das sogar begründen! Denn ein Lkw hat – man muss sagen, mal wieder – infolge Nichtbeachtens der Höhenangabe (viele Lkw-Fahrer vermögen arabische Zahlen wohl nicht mehr zu lesen) bei Osterwald eine Brücke beschädigt.
Erst einmal dauerte die Untersuchung Wochen, und dann kam scheibchenweise die Wahrheit ans Licht.
Die Brücke muss neu werden, und man hat, natürlich, kein Material, keine Firma, keine Ingenieure – was man aber offenbar hat, sind Busse, und die fahren nun leider anstelle der (freilich häufig ausgefallenen) Züge zwischen Elze und Hessisch Oldendorf.

War also nichts mit den schönen neuen Verbindungen Elze Herford und zurück! Mindestens eine Stunde setzt man zu und muss zudem auf windigen Stationen umsteigen. Ende offen!

Also: im Harz-Kursbuch die Tabelle A.17b erst einmal überblättern. Positiver Effekt: Während der Streiks könnten die Busse zwischen Elze und Hameln eigentlich fahren. Schauen wir mal, ob sie es auch tun.

Es fährt ein Zug nach Nirgendwo – aber keiner von Nordhausen nach Halle
Der dritte Fall liegt anders. Hier hätten wir ein durchaus fahrwilliges und auch nicht bestreiktes Unternehmen, nämlich Abellio. Lokführer sind auch ausreichend da, jedenfalls meistens. Hier nun springt DB Netz in die Bresche und erklärt kurzerhand, dass man kein Personal mehr für Stellwerke habe.

Deswegen fallen – Achtung! Nicht auf einer eingleisigen Nebenbahn mit rudimentärem Verkehr! – auf der zweigleisigen, einst als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit ausgebauten und elektrifizierten Hauptbahn Kassel – Nordhausen – Halle immer mehr Züge aus.
Neuester Gag, über den kein Fahrgast mehr lachen kann: Bis zum 31.12. fallen jeden Tag zwischen 18 und 6 Uhr alle Züge zwischen Nordhausen und Halle aus!
Ja, sie lesen richtig. Nicht mehr „nur“ in der Nacht von Freitag auf Samstag oder Samstag auf Sonntag – jeden Tag findet auf einer mit sehr viel Geld aus der Bundeskasse ausgebauten Strecke keinerlei Zugverkehr statt. Ob das nach dem 1.1.24 besser wird? Wohl eher nicht. Immerhin könnten aber einige Stellwerker deswegen zurückkehren, weil ihr Arbeitszeitkonto wieder bei Null steht. Vielleicht hat aber auch hier die GDL schon ihre Finger drin.

Mit den Begriffen „Versagen auf ganzer Linie“ oder „Unvermögen“ ist diese Fehlleistung noch milde umschrieben. DB Netz Leipzig glänzt ja schon zwischen Nordhausen und Erfurt mit katastrophalen Leistungen. Warum gerade in diesem Bezirk massenhaft Stellwerker und Stellwerkerinnen fehlen, bleibt ein Rätsel. Zum Teil liegt es daran, dass jede Menge Projekte verzögert ablaufen, durchaus um Jahre, und das geistig bereits ausgemusterte Personal dann eben für die klassische Technik fehlt.

Wie die zuständige NASA das findet, können wir nur vermuten. Aber auch hier gilt: Für nicht fahrende Züge muss man auch nichts zahlen. Und das tut der Kasse gut, weil ja, siehe oben, von der „Ampel“ deutliche Kürzungen der Regio-Mittel vorgesehen sind anstatt, wie dringend geboten, Erhöhungen.

Wie aber kommt man denn nun noch halbwegs sinnvoll nach Halle und zurück? Aus Harzer Sicht im Grunde gar nicht. Man müsste „oben herum“ fahren, also über Goslar – Halberstadt, da klappt es so la la, denn der Weg via Erfurt funktioniert ja auch nicht richtig. Und dann sitzt man in Halle in der Falle. Was immer geht, ist natürlich das eigene Auto…

Was bleibt für uns? Die Tabelle A.8 und am besten die A.9 gleich mit, denn wenn in Sangerhausen keiner da ist, fahren auch die Züge zwischen Magdeburg und Erfurt nicht, mit Vorsicht genießen und unbedingt vorher nachschauen, welche Sperrstunden (als Begriff letztmalig 1949 so benutzt) mal wieder gelten. Mag ja sein, dass man noch hinfahren kann, aber wenn man am Abend dann nicht zurückkommt…

Für alle vorgenannten Fälle können wir für das Harz-Kursbuch nur um Entschuldigung bitten.

Wie viel schlechter der Bahnbetrieb immer noch werden kann, das ahnt man ja nicht.

Wie heißt es bei NDR Radio Niedersachsen am Ende langer Staumeldungen immer:
„Wo es geht, gute Fahrt!“

Dem ist nichts hinzuzufügen.
Michael Reinboth

Viele Grüße

Burkhard Breme

Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz"

37431 Bad Lauterberg

E-Mail: burkhard.breme@suedharzstrecke.de
Internet: http://www.suedharzstrecke.de

Bürgerreporter:in:

Bernd Jackisch aus Bad Lauterberg im Harz

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