796. Newsletter Südharzstrecke - Was der Harz alles eingebüßt hat!

Früheres Zuglaufschild Mönchengladbach - Walkenried | Foto: Höchste Eisenbahn
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  • Früheres Zuglaufschild Mönchengladbach - Walkenried
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Harz: Ein Schild zeigt, was der Harz alles eingebüßt hat (Stand 03.02.2022)


Hallo liebe Eisenbahn-, ÖPNV- und SPNV-Interessierte!

Mönchengladbach – Walkenried – einst durchgehend, heute vier Mal umsteigen Das abgebildete Zuglaufschild befindet sich in der Sammlung des Vereins für Heimatgeschichte Walkenried. Wie es dorthin gelangte, sei einmal dahingestellt. Heute bekommt man solche antiquierten Schilder massenhaft im Internet…

Das Zuglaufschild beweist: Bis nach der Wende konnte man ohne Umsteigen aus dem Rheinland und dem Ruhrgebiet in den Südharz kommen
Das früher an den D-Zug-Wagen innen und außen aufgehängte Schild zeigt auf einen Blick, was wir im Harz (denn dem Nordharz geht es da nicht besser) in Sachen Erreichbarkeit mit der Eisenbahn verloren haben.
Mit der Bahnreform 1996 wurde der Fernverkehr der Deutschen Bahn AG als eigenwirtschaftlich zu erbringen übertragen, womit das Ende aller Fernzüge 
jenseits der ICE-Magistralen eingeläutet wurde, während der Nahverkehr den Ländern übertragen wurde, womit das Schubladen-Klein-Klein der Aufgabenträger seinen verhängnisvollen Anfang nahm. Zwar fahren heute rein rechnerisch mehr Züge auch auf ländlichen Strecken, aber ihre Laufwege sind extrem eingeschränkt, werden an allen möglichen und unmöglichen Stellen gebrochen und die Fahrpläne sind kaum aufeinander abgestimmt.

Die einstige West-Ost-Achse Ruhrgebiet – Northeim – Nordhausen ist hierfür eines der schlechtesten Beispiele.
Gab es, siehe oben, vor der Bahnreform nicht nur diesen, sondern auch noch andere durchgehende D- und Eilzüge, so muss der geneigte Fahrgast heute mindestens in Paderborn Hbf und in Bodenfelde den Zug wechseln.

Wobei Bodenfelde so ziemlich das abschreckendste Beispiel eines Umsteigepunktes ist:
• Menschenleer,
• nicht barrierefrei,
• ohne jede Hilfe für den wegen Verspätung gestrandeten Reisenden, und
• das nach dem Willen der zu sinnvoller Planung offenbar nicht mehr befähigten Deutschen Bahn AG für mindestens weitere 2 bis 3 Jahre.

Mitunter kommt ein abermaliger Umstieg in Northeim hinzu. Und wer gar kühn aus einer Großstadt links des Rheines anreisen möchte, hat einen weiteren Umstieg in Duisburg oder Düsseldorf vor der Nase. Die er dann vermutlich schon beim Anblick des Zettels mit der Verbindung voll hat und sich lieber ein anderes Reiseziel aussucht.

Handwerkliche Fehler runden das schlechte Bild ab

Hinzu kommen kapitale handwerkliche Fehler – oder aber ganz bewusst aus den Angeln gehobene Anschlüsse, damit im Verspätungsfall kein Fahrgast reklamieren kann.
Das betrifft auf unserer Strecke die Anschlüsse aus dem Harz an den Regionalexpress RE11 nach Düsseldorf in Paderborn Hbf. Die gab es sogar einmal, mit 5 Minuten Übergang im nicht wirklich großen Bahnhof der Bischofsstadt.
Damit ist es seit einem Jahr und mindestens bis 2023 nun auch vorbei, da der RE11 für zweieinhalb Jahre um Dortmund Hauptbahnhof herum umgeleitet wird – was im Grunde nicht schlimm ist, da er ja immer noch Bochum, Essen, Duisburg ansteuert und sogar in Dortmund-Hörde stoppt – aber man hat die Abfahrt in Paderborn Hbf um genau jene eine Minute vorverlegt, die genügt, um einen Anschluss dort jedenfalls elektronisch aus den Angeln zu heben. Hiergegen gab es zwar Protest der Fahrgäste, der aber die beteiligten Aufgabenträger nicht wirklich gestört hat. Unternommen jedenfalls wurde nichts.

Und inzwischen fallen zahlreiche RE11 wegen der Abellio-Pleite sowieso aus… Anschluss hat man nur dann, wenn der RE11 aus Kassel kommt und in Altenbeken stoppt, da reichen 6 Minuten eben aus.
Leider tun das längst nicht alle RE11, und die es tun, haben keine gescheiten Anschlüsse aus dem Süd- oder Nordharz – NRW denkt von Holzminden und Wehrden aus westwärts, Niedersachsen denkt von Lauenförde oder Holzminden aus ostwärts, dazwischen muss der Kunde halt sehen, wie er klarkommt.

Gebraucht werden bessere Anschlüsse und durchgehende Züge

EIN HARZ, aber auch andere Initiativen, haben mehrfach und durchaus laut auf die Missstände in der Anbindung des Harzes an den Fernverkehr hingewiesen, von denen das obige Beispiel ja nur einen Fall herausgreift.
Bahn- und aufgabenträgerseitig vorgeschlagen wird anstelle des – gar nicht einmal langsameren – direkten Weges über Paderborn der – deutlich teurere – Weg mit dem ICE über Hannover, wo der Anschluss an den „Metronom“ nach Northeim eine regelmäßig wackelige Angelegenheit ist.
Für die Hetzerei in Hannovers völlig überlastetem Hauptbahnhof wird man dann durch eine halbstündige Wartezeit in Northeim „entschädigt“ – ohne Kaffee oder Brötchen, denn der „DB Service-Store“ ist natürlich dicht. Immerhin hat man – noch! – anders als in Kreiensen, wo es drunter und drüber geht und man genauso allein dasteht wie in Bodenfelde, in Northeim bis 18 Uhr einen örtlichen Betreuer.
Was der Harz braucht, sind endlich wieder durchgehende Regionalverbindungen wie Paderborn – Bad Harzburg oder Paderborn – Nordhausen, fahrplantechnisch kein Problem, und/oder mindestens saisonal oder am Wochenende auch durchgehende Fernzüge.

2022 ist das Jahr der Landtagswahlen in Niedersachsen – wie wäre es mit etwas mehr Aktivität in dieser Frage?

Michael Reinboth

Viele Grüße

Burkhard Breme
Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz"
37431 Bad Lauterberg

E-Mail: burkhard.breme@suedharzstrecke.de
Internet: http://www.suedharzstrecke.de

Bürgerreporter:in:

Bernd Jackisch aus Bad Lauterberg im Harz

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