Auf der schönen blauen Donau - oder auf zur letzten Runde°

Der „Mexikoplatz“, der die Kirche umgibt, soll daran erinnern, dass Mexiko1938 das einzige Land war, das vor dem Völkerbund gegen den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich protestierte.
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  • Der „Mexikoplatz“, der die Kirche umgibt, soll daran erinnern, dass Mexiko1938 das einzige Land war, das vor dem Völkerbund gegen den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich protestierte.
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Und wieder standen wir am o9.Juni 2011 am Donau-Kai und es war kalt. Die Donau brüstete sich mit starkem Wellengang, auch der Wind nahm keine Rücksicht auf unsere sommerliche Kleidung. Deshalb durchstreiften wir zum wiederholten Mal das Terrain und warteten auf die Vienna. Auf der Suche nach einer Lokalität erweckten Stapelstühle unser Interesse und die Hoffnung wuchs, endlich etwas Warmes zu uns nehmen zu können. Doch so oft zitiert, sie stirbt zuletzt… Ein Blick durch die Scheiben und schon war es verschwunden, das kleine Fünkchen Hoffnung, denn hier wurde renoviert. Eine kleine Krise bahnte sich an, angefüllt mit Schweigen, Hände vergraben, und jeder für sich weiter laufend und um Beherrschung bemüht. Nach einiger Zeit kam Herr Stock mit optimistischem Schritt daher und spendierte mir eine Flasche Wasser. Das Niederösterreichische Quellwasser tat uns gut und ich fotografierte nun doch ein wenig.
Da war mir gestern dieser Kirchenbau direkt hinter dem Kai aufgefallen - die Kirche zum Heiligen Franz von Assisi (auch: Mexikokirche). Sie wurde als Pfarrkirche im rheinisch- romanischen Stil von 1898 bis 1910 erbaut. Der 1956 parlamentarisch beschlossene heutige Platzname „Mexikoplatz“, der die Kirche umgibt, soll daran erinnern, dass Mexiko1938 das einzige Land war, das vor dem Völkerbund gegen den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich protestierte.
Wenig später stolperte ich an einem Abfallbehälter vorbei und knipste ihn. Erst während der Bildbearbeitung fiel mir ein Schriftzug auf, der auf rotem Untergrund markiert worden war. MISTTELEFON und Tel.-Nr. Und siehe da, es gibt es tatsächlich. Das Misttelefon wurde im Winter 1987 als Schneetelefon gegründet. Es war ursprünglich nur als Anlaufstelle für die Schneeräumung gedacht. Heute ist das Misttelefon die zentrale Service- und Informationsstelle für die Bevölkerung. Die Palette der Fragen ist weit gefächert. Jährlich nutzen mehr als 60.000 Wienerinnen und Wiener diesen Service. Die Misttelefonnummer ist auf allen 18.000 Papierkörben und 400.000 Abfallbehältern zu finden. (meint Google)
Endlich kam Vienna angetuckert und wir ließen uns gemütlich unter Deck nieder. Es war wenig Betrieb auf dem Schiff und so hatten wir freie Platzwahl und eine gute Rundherumsicht war garantiert. Die Ausführungen des mehrsprachigen Lautsprechers zu Land und Leuten störten nicht, und so gaben wir uns ganz und gerne den gastronomischen Häppchen und Getränken hin und smalltalkten über Essen und Trinken im Allgemeinen. Nur mit dem Fotografieren war es schwierig, das Schiff vibrierte heftig und ich hatte alle Mühe, die Kamera ruhig zu halten. Ein bequemer Ausweg waren dem zufolge Tisch und Fensterbank. Meine Knipslaune hielt sich in Grenzen, denn das Wetter war noch immer trist, und der Wind zerpflügte nur ab und an die Wolkenwand, so dass die wenigen Sonnenstrahlen einige Farbtupfer auf das Grau setzen konnten. Kaum stampfte jedoch das Donauschiffchen durch deren Wellen, begleitete uns ein strahlend blauer Himmel und mich überfiel dieses Neugiergefühl.
Nachdem wir die sanierte Reichsbrücke unterfahren hatten, versetzte uns Steuerbord ein eigenartig anmutendes Schiff in Erstaunen. Es war das Schulschiff “Bertha-von-Suttner“.
Ähnlich wie bei Hotelschiffen erfolgreich ausgeführt, wurde 1991 ein Schulhaus in Form eines Schiffes geplant, das bereits 1994 den Schulbetrieb aufnahm. Die Schulstruktur ist als Bundesgymnasium und seit 2010 auch als Bundesrealgymnasium ausgewiesen. Gegenwärtig gibt es 36 Klassen. Aus der allgemeinen Schulinformation erfährt man, dass
für alle Klassen die 5-Tage-Woche gilt und
alle Klassen mit einem Computer und Internetzugang ausgestattet sind.
Am 21. September 2001 jedoch passierte der 189 Meter langen „Bertha von Suttner“ allerdings etwas, was einer „normalen“ Schule nicht so schnell passiert. Sie wurde von einem Schubverband gerammt und leicht beschädigt. Der verantwortliche Kapitän des Frachtschiffs beging Fahrerflucht.

Schon waren wir an der Nussdorfer Schleuse angekommen, die im August 1894 errichtet und in den 60er Jahren die Nussdorfer Schleuse modernisiert und mit Hubschwenktoren ausgestattet wurde. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis sich diese gehoben und geschwenkt hatten. Zügig schepperten wir im Leisegang und mit Rückenwind auf dem Donaukanal in das Stadtinnere.
Unser Blick fiel auf ein glänzendes Etwas, das, wie uns der Lautsprecher viersprachig erläuterte, ein von Friedensreich Hundertwasser ummantelter Schornstein einer Müllverbrennungsanlage war. Hundertwasser hatte sich doch noch vom OB, Herrn Zilk, überreden lassen, der MVA ein neues Aussehen zu verpassen, nachdem ihm zugesagt wurde, dass Österreich einen Stufenplan erarbeitet hätte, um mit modernsten technischen Einrichtungen zur Reinigung der Emissionen beizutragen. Die Stadt Wien fordert seither ein nationales VERBOT FÜR PLASTIKSACKERL. Da das gesamte Werk nicht von Wassers Seite aus zu sehen war, habe ich ein öffentliches Foto eingestellt..

Eine weitere Sehenswürdigkeit war ein Gebäudekomplex auf drei Stelzen oder Säulen, der zu einem architektonischem Gesamtkonzept gehörte, bestehend aus dem (Architekt Otto Wagner) freistehenden dreiteiligen Gebäudekomplex und DER Eventlocation Spittelau10 direkt am Ufer des Donaukanals, die sich in den Stadtbahnbögen der Spittelauer Lände 10 befindet. Es ist das modernste, internationale Ambiente mit Wiener Flair in Österreich.
Nach einem weiten Bogen fuhren wir an einer Steilmauer vorbei, auf der junge Menschen mit ihren Malutensilien beschäftigt waren und sich durch uns nicht ablenken ließen. Hier musste ich mich auch erst im nach hinein sachkundig machen und habe folgendes herausgefunden: der Künstler Sydney Ogidan holt mit seinem „Black River Festival“ heuer bereits zum zweiten Mal die Stars der Street-Art-Szene nach Wien. Also ein internationaler Kunstevent im Freien! Weiter stand da zu lesen:
„Street-Artists sind Künstler, die sich entschieden haben, im öffentlichen Raum zu arbeiten. Die Gastkünstler beim Black River Festival haben ein paar Gemeinsamkeiten: Sie arbeiten im öffentlichen Raum, haben fast alle Kunst oder Architektur studiert, sind alle einmal Skateboard gefahren und haben alle einmal einen Joint geraucht. Das sind die Eckpfeiler - das gehört in jede Biografie“
Das hätte ich mir gern genauer betrachtet, aber dazu fehlte einfach die Zeit, schade.

Als nächstes wurde uns das Badeschiff angepriesen, ein Stadtstrand mit Schiffsbad, das ein Wasserbecken von 189 m2 Wasserfläche hat, über ca. 750 Gastronomieplätze verfügt und rund 500 Plätze am Ufer des Donaukanals anbietet. Einen besonderen Eindruck konnten wir dem Kahn allerdings nicht abgewinnen. Obwohl nachzulesen war, dass im Club des Laderaumes sich die besten DJs und Clubveranstalter der Stadt die Klinke in die Hand geben und ihr Publikum bis in die frühen Morgenstunden begeistern würden

Daran anschließend zeigte sich die Rossauer Kaserne. Sie wurde im späten Stil des romantischen Historismus erbaut und war bereits in den Anfangszeiten unzureichend und zweifelhaft konzipiert, was räumliche Proportionen und sanitäre Anlagen betraf. Es ging zuweilen die Geschichte um, dass der Architekt Selbstmord beging, weil er vergessen hatte, Toiletten einzubauen

Vor uns – an der Mündung der Wien, die hier in den Donalkanal einfließt - erschien ein strahlend weißes Gebäude, die Urania. 1897 als Verein gegründet, wurde dieses Gebäude im Jugendstil 1910 im Auftrag des Kaiser Franz Joseph als Volksbildungshaus mit Sternwarte erbaut.
Heute ist die Wiener Urania eine Einrichtung der „GmbH die Wiener Volkshochschulen“

Der Lautsprecher bedankte sich für unsere Aufmerksamkeit, die Fahrt sei hier zu ende. Wir staunten nicht schlecht, waren wir doch in der Schwedenstraße gelandet. Das war ein schöner Abschluss an diesem Abend, der gleichzeitig unser letzter war im schönen Wien. Die Sonne zeigte sich noch einmal von ihrer besten Seite, und trotz Abschiedsstimmung stimmte uns dieser Tag durchaus einnehmend
bis …
ja das wäre nun schon wieder eine andere Begebenheit…

Also Ihr Lieben vielen Dank noch einmal und sagen Tschüss oder baba wie die Wiener es sagen

Bürgerreporter:in:

frau stock aus Bad Kösen

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