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Geschichte vom Mord und Totschlag - ein Schäferkreuz

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Das Schäferkreuz bei Landau
(Bericht aus dem Waldeckischen Landeskalender 1971, sinngemäß aktualisiert)

Südlich der Stadt Landau, an der steilen Böschung der Strasse nach Volkhardinghausen, etwa 100 Meter südwestlich des Abzweigs zur Badeanstalt, steht ein schönes Steinkreuz, das „Schäferkreuz“ genannt wird.
Es hat am Schaft, Kopf und an den Kreuzarmen abgefasste Kanten und zeigt sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite im Kreuzungsfeld ein zusätzliches Scheibenkreuz, das heißt ein in einer Kreisscheibe im Flachrelief herausgearbeitetes Johanniterkreuz. Der Kreuzstamm wird nach unten keilförmig breiter.

Das Steinkreuz hat (hatte, denn inzwischen steht es unterhalb der Wasserkunst, etwa 150 Meter vom ursprünglichen Standort entfernt) einen guten Standort und wird als kulturhistorisches Denkmal gepflegt.

Wie unterschiedlich die Legende, die sich um das Flurdenkmal rankt, wiedergegeben wird , mögen die folgenden beiden Beispiele aufzeigen:
Herr Nieschalk berichtet, daß er das Steinkreuz 1935 zum ersten Male sah. Es stand damals aufrecht im Leitegraben unterhalb der Strasse. Ein alter (inzwischen verstorbener) Strassenwärter erzählte ihm die Sage schlicht und unverfälscht: Zwei Schäfer lagen wegen der Hude am Dachsberg im Streit. Da schlich sich der eine Schäfer in der Nacht auf den Dachsberg zu dem Schäferkarren, in dem der andere Schäfer schlief, und schubste den Karren den Berg hinunter, so daß sein Berufskollege in dem Karren zu Tode stürzte. An der Stelle wurde das Kreuz aufgestellt.

Herr Robert Wetekam beschrieb die gleiche Sage figürlicher und phantasievoller in seinem Buch
"Landau - Geschichte einer Waldeckischen Festungsstadt", 1964

Vor vielen hundert Jahren lebten in Landau zwei Brüder, beide Schäfer; der ältere stand bei der Stadt im Dienst, der andere bei dem Herrn von Daseburg. Der jüngere war ein hübscher Bursche, den sogar das Edelfräulein nicht ungern sah. Im Sommer flocht er Binsenkörbchen und überreichte ihr darin, mit artigem Blick Erd-, Heidel- oder Himbeeren, wenn sie auf ihrem Schimmel vorüber ritt. Da Fräulein dankte mit huldvollem Lächeln. Da erwachte die Eifersucht des Bruders, der in seinem Wesen derb und ungeschliffen und der höfische Sitte fremd war. Er wollte sich auch die Gunst des Fräuleins erwerben, pflückte einen Feldblumenstrauß, zog seine Kappe und überreichte ihn am Stuken. In seiner Erregung und Ungeschicklichkeit fand der Hirte nicht die rechten Worte. Das Fräulein nahm den Strauß wohl an, warf ihn aber achtlos beiseite. Das wurmte den Stadtschäfer. Er dachte, der Bruder soll´s mir büßen. Als bald darauf dessen Schafe am Dachsberg in den Hürden lagen und er in der Schäferhütte schlief, pflockte sie der Mißgünstige zu und ließ die Karre den Berg hinunter laufen. Die Wasserkunst war noch nicht gebaut. Vor dem Damm lag damals ein großer Teich. Die Schäferhunde des jüngeren Bruders kannten den Stadtschäfer, darum hatten sie bei seinem Kommen nicht angeschlagen. Doch nun jaulten sie los. Das hörte der Wächter am oberen Tor. Er weckte einige Männer , die sprangen schnell hinunter, fanden die Karre im Teich, machten sich dran und zogen sie heraus. Einer sagte gleich: Das war kein Unglück, das hat kein anderer als der neidische Bruder getan. Noch in derselben Nacht holten sie ihn herbei. Zuerst wehrte er sich und wollte es nicht gewesen sein, doch unter der Folter gestand er. Nun wurde er aufs Rad gebunden und den Dachsberg hinunter in den Teich gerollt. Der Ritter ließ ein Kreuz hauen und unten am Teich aufstellen, wo sein Schäfer das Leben hatte lassen müssen und auch der Bruder zu Tode gekommen war.

Der Wassergraben für die Kunst wurde erst 1535 ausgehoben. Wäre er damals schon vorhanden gewesen, hätte man das Kreuz wahrscheinlich höher an den Hang auf die Südseite der Straße gesetzt, wo es jetzt steht (inzwischen, wie schon erwähnt, steht es an der Wasserkunst). Bei einem schweren Gewitter im Jahre 1910 rutschte es die Böschung hinunter in den Graben und blieb darin liegen. Niemand kümmerte sich darum, bis im Jahre 1959 bei den Vorbereitungen zur Instandsetzung der Badeanstalt der Wassergraben gereinigt und das Mal gefunden wurde. Schon lag der schwere Vorhammer in der Hand eines Arbeiters; er wollte das Kreuz zerschlagen um die Stücke leichter zu befördern. Karl Tönges griff ein und veranlaßte die Firma Lahrmann, das mehrere Zentner schwere Kreuz mit dem Bagger zu heben und aufzustellen.

Heute steht es, wie gesagt im Umfeld / Park der historischen Wasserkunst in Landau.

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7 Kommentare

  • Gelöschter Nutzer am 24.11.2009 um 02:46
Gelöschter Kommentar

Rauhe Sitten, gut, dass die alten Geschichten noch bewahrt werden.

Solche Geschichten und Sagen sollte man unbedingt aufschreiben, dass sie nicht im laufe der Zeit in vergessebheit geraden. Das wäre Schade!
Gruss, Gisela

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