Allgäuer Freilichttheater Stiller Winkel Eglofs: mit den Halbstarken ganz stark!

GHV Vorsitzender Karl-Heinz Marx bei Begrüßung
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Den Unwägbarkeiten um Corona trotzte der seit 1982 rührige GHV Geschichts- und Heimatverein im unerschütterlichen Vertrauen auf eine realisierbare Spielzeit und brachte nach 2019 um zweiten Mal ein Stück der Schreiberwerkstatt zur Aufführung: Die Halbstarken.

Wird im zweijährigen Turnus für gewöhnlich mit Historienstücken dafür sorgt, dass die bewegte Geschichte vom Dorf der freien Leut nicht in Vergessenheit gerät, an die – weit über das Allgäuer land it luck hinausgehende – Besonderheit des Meglatzer Zusammenhaltes erinnert, stand diesmal jüngere Zeitgeschichte an .

Während sich die Welt in einem Umbruch wie kaum jemals zuvor befindet und verzweifelt nach Lösungen sucht, treten allenthalben Strukturen und Ablaufmechanismen zu Tage, wie sie in die dunkelste Phase deutscher Geschichte: die NS-Zeit führten.

So blieb es – ursprünglich nur als Arbeitstitel gedacht – bei Die Halbstarken, denn wir wollten Nichts mit Besatzung oder Drittem Reich, führt Karl Milz, neben seinem Engagement beim GHV Eglofs im Unruhestand der Vorsitzende des Allgäuer Heimatbund aus. Und weiter: den Leuten soll Etwas in Erinnerung bleiben, was die Veränderung, das Neue wiedergibt. Etwas, das positiv besetzt ist und auch für die Jugend wichtig war.
Kernbotschaft der Schreiberwerkstatt: ein tolerantes Zusammenleben!

Unter dem neuen Regisseur Richard Aigner, entstand aus den Federn von Karl Stiefenhofer, André und Karl Rauch, Karl Milz und Karl-Heinz Marx ein aufrüttelndes Stück, welches das Zeitfenster vom Niedergang der NS-Diktatur 1945 zum Um- und Aufbruch in eine neue Zeit unter französischer Besatzung reflektiert.
Beginnende Mechanisierung der Landwirtschaft, Umgang mit Andersgläubigen, Integration der Heimatvertriebenen, samt Weichenstellung für eine Dorfentwicklung, welche mit ihrer Infrastruktur bis in die Gegenwart wirkt, schaffen so manchen unter die Haut gehenden Brückenschlag zu den brennenden Gegenwartsproblemen.

Karl-Heinz Marx, Vorsitzender des GHV Eglofs vervollständigt nach launigen Begrüßungsworten sine Uniform, bemerkt, dass er ohne Spiegel des Schminkraumes mit weniger Reflektion und leichterem Glauben einen anderen Blick auf die Dinge hat und geißelt – seinerzeit wie heute gültig! – mit einer Bürste über Kleidung und Stiefel fahrend, dass je länger man an der braunen Scheiße stehend, sie umso schwerer abbekomme.
Ein absolut genialer Einstieg in einen ebenso genial angelegten Theaterabend, des absoluten Geheimtipp und must see Allgäuer Kulturszene.

In der Dorfwirtschaft lauschen zunächst Mitläufer und Protagonisten, nur von Wirt Heinrich Hägger kritisch hinterfragt, jedoch nicht beachtet am Volksempfänger den Durchhalteparolen vom scheinbar nahen Endsieg, während in der Talwirtschaft der auf Widerstand ausgerichtete Bevölkerungsteil eine gänzlich andere Wahrnehmung hat.
Trotz aller Drangsale dieser Zeit gab es diesen aktiven und konstruktiven Widerstand, während heute zumeist die Bequemlichkeit diesem obsiegend im Wege steht.

Am Bodenmüller Hof liest Bäuerin Resel ihrer Tochter Sofie aus dem Brief des im Krieg befindlichen Sohnes Ludwig vor. Im weiteren Gespräch mit Sohn Franz klingt an, wie wichtig die Zuteilung des Franzosen Pierre ist, seit der Vater in Frankreich fiel und Assoziationen entstehen zur Zeit der Gastarbeiter, wie heute bsw. osteuropäischen Pflegekräfte. Letztere mit dem Preis, dass deren Kinder ohne Elternkontakt aufwachsen müssen.

Gleiches gilt für das Eintreffen der Heimatvertrieben im Kontext zur heutigen Flüchtlingssituation.
Für Anna, Tochter der ostpreussischen Schauspielerin Lisa Hausmann, entbrennt das Herz von Jungbauer Franz Bodenmüller und Mutter Resel resümiert verzweifelt zur künftigen evangelischen Schwiegertochter do kann i jo de Hof glei selber anzünde.
Bei diesen Konflikten innerhalb christlicher Konfessionen verändert sich der Blick auf die heutigen Belange zwischen den Religionen.

Als Händler Theo Katzer den Schlüter Traktor vorführt, begegnet ihm blanker Zweifel an dessen Funktionsfähigkeit. Seine Freibier-Offerte lässt Gesprächsinteressen entstehen und den heutigen Größenwahn als einen Pfeiler der Vernichtung konventioneller Landwirtschaft noch nicht einmal erahnen.

In der Schlussszene klingt der Freddy Quinn Evergreen Schön war die Zeit an. War sie es wirklich? Neben dem Kampf um Veränderung, der Begeisterung für Technik, gab es auch die Kunst des Vergessens. Bedenkenswert also ebenso allemal, wie das Stück höchst sehenswert und seine Schlussfolgerungen für die heute richtigen Einstellungen lohnenswert!

Karl Stiefenhofer, der große Allgäuer Charakter, der Multiengagierte, vom mittelständischen Unternehmer, über den Autor diverser Theaterstücke, bis hin zum Heimatpfleger, sowie ehememals Vorsitzenden im Geschichts- und Heimatverein Eglofs und Heimatbund Allgäu, um neben dem Grüß Gott Verein nur einige seiner Aktivitäten zu nennen, bezeichnet Eglofs als einen Mikrokosmos, in dem sich eine vitale Möglichkeit auftut, Beispiel zu geben, wie in Respekt vor den früheren und Verantwortung für die künftigen Generationen, ein Stück besseres Leben praktiziert werden kann. Eglofs: als Dorf einzigartig – seine Freilichtbühne phänomenal!
Hinter dem ehemaligen, heute vorwiegend als Museum dienenden Kempterhaus finden an die 250 Gäste Platz: über 70.00 waren es über die Jahre bereits.
Sie lassen sich in lange zurück liegende Zeiten versetzen, oder wie aktuell auch in jüngere und genießen es, dass Eglofs, das Dorf der Freien Leut, sich verschrieben hat, seine Geschichte zu spielen.
Der Kampf um die Freiheit ist das prägende Merkmal Eglofser Geschichte, so schreiben die Historiker. Und das zeichnet Eglofs immer noch aus. Eine freie und unabhängige Gemeinschaft zu sein, das wollen die Leute im Dorf der Freien heute noch.

Wie es auch heute gelingt: den Eglofser in sich entdecken und eine Fülle von Inspirationen zu erhalten?
Am Samstag 10., Mittwoch 14., Freitag 16., Samstag 17., Sonntag 18. Und Mittwoch 21. Juli 2021 sind – Spielbeginn jeweils 20.30 – die weiteren Gelegenheiten dazu!

Kontaktdaten für Kartenbestellungen und Informationen:
GHV Geschichts- und Heimatverein Eglofs,
Onlinereservierung www.theater-eglofs.de oder per e-Mail karten@theater-eglofs.de.
Das Kartenbüro nimmt telefonische Bestellungen entgegen: Dienstag bis Freitag von 16.00 bis 19.00 unter +49 / 75 66 / 90 77 23

Erich Neumann, freier investigativer Journalist www.cmp-medien.de
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Medienunternehmer im Gesundheits- und Justizbereich
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© Bild: www.cmp-medien.de CC – GHV Vorsitzender Karl-Heinz Marx bei Begrüßung
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Impressionen aus Schminkraum
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Impressionen aus Schneiderei
© Bild: www.cmp-medien.de CC – gespannte Erwartung der Besucher
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© Bild: www.cmp-medien.de CC – … und Talwirtschaft
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© Bild: www.cmp-medien.de CC – Besatzung durch die Franzosen
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Kontrolle der Franzosen am Bodenmüller Hof
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Gesprächsrunde vor der Käserei
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Ankunft der Heimatvertriebenen
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Sängerrunde und Lisa Hausmann interpretiert ihre Sehnsucht nach dem Kurfürstendamm
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Musik und Tänze der neuen Zeit stecken Alle an
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Anna Hausmann und Franz Bodenmüller entdecken ihr Herz füreinander …
© Bild: www.cmp-medien.de CC – … wagen ein Tänzchen …
© Bild: www.cmp-medien.de CC – … in wagemutigerer, …
© Bild: www.cmp-medien.de CC – … wie vertrauterer Form
© Bild: www.cmp-medien.de CC – ein Schlüter Traktor …
© Bild: www.cmp-medien.de CC – … Symbol der neuen Zeit
© Bild: www.cmp-medien.de CC – die Jugend tanzt vor dem Rathaus
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Schlussapplaus

Bürgerreporter:in:

Erich Neumann aus Kempten

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