Die Erinnerungen an gute Zeiten sind geblieben

„Es steht alles noch genau wie 1945.“ Irmgard Peters schwelgt in Erinnerungen.
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  • hochgeladen von Matthias Blazek

„Es steht alles noch genauso wie 1945“, sagt Irmgard Peters. „Das müsste eigentlich zum Denkmal erklärt werden.“ Peters hat die Geschichte der alten Burgdorfer Nahrungsmittelfabrik Peters seit 1945, als sie in Burgdorf eingetroffen ist, miterlebt. Ihr Schwiegervater, Willy Peters, hatte bereits 1928 an der Friederikenstraße ein Zweifamilienhaus gebaut und sofort in den Kellerräumen mit dem Herstellen von Pudding- und Eispulver begonnen. Wenige Jahre später baute er das erste Fabrikgebäude.
1933 stieg der Betrieb in die Mostproduktion ein: Obst, Sirup, Marmelade, Konditor-Eis, Süßspeisen, Getränke – die Nahrungsmittelfabrik gewann zunehmend an Bedeutung. Und am 5. August 1945 kam Irmgard Peters. „Ich war wohl die erste Flüchtlingsfrau, die hier eingetroffen ist“, erinnert sie sich. „Die Liebe hat mich hierher gezogen.“ Auf der Flucht vor den Russen, bei denen sie als junge Frau Zwangsarbeit geleistet habe, sei sie schließlich in den Armen von Hans-Georg Peters, dem Sohn des Firmengründers, gelandet. Und auch er hatte schwierige Zeiten hinter sich gelassen, war er doch ein halbes Jahr im Konzentrationslager Mauthausen inhaftiert gewesen, wo ihn am Ende die Amerikaner befreiten. Schon am 25. August 1945 heirateten die beiden. Und sie hatte an dem Tag nur geborgte Sachen angehabt, weiß die traditionsbewusste Frau zu berichten. Und wie hatte sie Burgdorf erlebt? „Das war ein Dorf“, sagt sie. Und damals habe jeder Geld verdienen können.
Ein besonderes Jahr war für Irmgard Peters das Jahr 1951: Nicht nur, dass der Reifenhändler Fritz Klippel auf dem Firmengelände seine Tätigkeit aufnahm, sie hätte fast einen tödlichen Verkehrsunfall erlitten. Immerhin habe sie einen doppelten Schädelbasisbruch davongetragen.
1963 übernahm ihr inzwischen verstorbener Mann vom Vater die Leitung der Fabrik, musste aber aufgrund schlechter Bilanzen schon im November 1974 das Handtuch werfen. Zuletzt hatte man nur noch im kleinen Kreis die Arbeit bewältigt. Die Anlagen wurden danach zum Teil nach Kuwait verkauft.
Und heute? In der alten Fabrikhalle hat das Bildungswerk niedersächsische Volkshochschulen Platz gefunden. Die Glasbaufirma Hoffmeister ist nach kurzer Verweildauer wieder verschwunden, und die Hallen stehen jetzt leer da. Ansonsten hat sich auf den etwa 10.000 Quadratmetern des ehemaligen Industrie- und Gewerbeareals kaum etwas geändert. „Es geht manches zum dekadenten Charme des Verfalls“, bedauert der Gärtner, der das Grundstück seit vielen Jahren pflegt.

Bürgerreporter:in:

Matthias Blazek aus Adelheidsdorf

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