In Göttingen wird 1828 der Vater- und Schwestermörder Andreas Christoph Beinhorn aus Grone mit schweren Eisenkeulen hingerichtet

Räderskizze zu Anfang des 19. Jahrhunderts.
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Der Räuberhauptmann Nickel List hat „den 23. Mai 1699 seinen Lohn empfangen, da er von unten auf mit acht Schlägen zerschmettert, ihm noch lebend der Kopf mit dem Beil abgehauen, selbiger auf einen hohen Pfahl genagelt, der todte Körper aber auf einem Scheiterhaufen zu Pulver verbrannt worden“, besagt der Text auf einem Stein in Beutha in Sachsen. Bis zum 17. Jahrhundert hatte man Verbrecher noch mit schweren Eisenrädern „gerädert“ und ist seit dem Spektakel von 1699, als in zwei Schüben eine ganze Räuberbande mit den unterschiedlichsten Methoden vor den Toren von Celle vom Leben zum Tode gebracht wurde, zum Einsatz schwerer Eisenkeulen übergegangen.
Das letzte bekannte Beispiel dieser Hinrichtungsmethode im Königreich Hannover datiert vom 10. Oktober 1828. Als Vergeltung für den aus Habsucht begangenen Mord an Vater und Schwester wurde Andreas Christoph Beinhorn aus Grone auf einer Kuhhaut zum Richtplatz geschleift und dort, auf dem Leineberg in Göttingen, öffentlich von unten auf gerädert – wie es in einem zeitgenössischen Flugblatt heißt – „mit Keulen zerschlagen und nachher sein Körper auf das Rad geflochten“ (wenn auch nur für einen Tag).
Das „Eisenbergische Nachrichtsblatt“ berichtete am 4. November 1828: „Am 10. October wurde zu Göttingen auf dem von einigen Speculanten für die schaulustige Menge gegen ein Entrée von 6 Gr. mit Bühnen amphitheatralisch eingeschlossenen Richtplatze der Vater- und Schwestermörder Beinhorn aus Grone schrecklich hingerichtet. Hingestreckt auf einen kreuzähnlichen Holzblock wurden dem Verbrecher mittelst eiserner Keulen durch 12 Schläge die Knochen zerschmettert, und er dann auf ein etwa 20 Fuß von der Erde erhobenes Rad geflochten.“
Mit dem Erlass des hannoverschen Kriminalgesetzbuchs vom 8. August 1840 wurde das Rädern mit eisernen Keulen im Lande abgeschafft.
Aufschluss über Grones Verbrechen gibt eine Akte des Niedersächsischen Landesarchivs mit der Signatur Hann. 26a, Nr. 7099. Die bei der Hinrichtung gebrauchten schweren eisernen Keulen befanden sich, wie Oberappellationsrat a. D. Johann Carl Ludwig Nöldeke 1895 in einem Vortrag in Celle mitteilte, im Stadtmuseum zu Göttingen. Ihr Verbleib ist dort heute allerdings, wie Museumsmitarbeiter Wolfgang Barsky sagt, unbekannt.
Literatur:
Matthias Blazek: Hexenprozesse, Galgenberge, Hinrichtungen, Kriminaljustiz im Fürstentum Lüneburg und im Königreich Hannover, Stuttgart: ibidem 2006, ISBN: 3-89821-587-3, 320 Seiten

Bürgerreporter:in:

Matthias Blazek aus Adelheidsdorf

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