Idar-Obersteiner hat durch die Stammzellspende die Chance ein Leben zu retten

Marco Bender hat Stammzellen bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei, gespendet. Damit hat er einem ihm unbekannten Menschen, der an Leukämie erkrankt ist, die Chance auf Leben gegeben.
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Ein Freund war an Leukämie erkrankt. Ihm wollte Marco Bender helfen. „Eigentlich nur genau ihm“, erinnert sich der 26-Jährige noch genau an den 22. November 2007. Der damals 18-Jährige ging aus diesem Grund zusammen mit seiner Freundin zur Typisierungsaktion der Stefan-Morsch-Stiftung in Hettenrodt (Kreis Birkenfeld). Dem Freund half schließlich ein anderer – doch mit dem Piekser vor acht Jahren konnte der Idar-Obersteiner jetzt einem jungen Menschen in einem anderen Teil der Welt mit seinen Stammzellen das Leben retten – für Marco Bender völlig überraschend, aber umso beglückender. „Das würde ich jederzeit wieder machen. Ich würde alles tun, um so zu helfen.“

Im März 2015 kam der Anruf der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei. Marco Bender arbeitet als Serviceberater im Autohaus Nahetal in Idar-Oberstein. Bei dem Telefonat blieb ihm im „ersten Moment die Spucke weg“. Nie hatte er damit gerechnet, dass er als Spender infrage käme, dass tatsächlich ein genetischer Zwilling von ihm existierte. Es waren ja auch schon acht Jahre seit der Typisierung vergangen. Vieles ändert sich in der Zeit. So auch die Adresse. Die Stiftung musste ein bisschen suchen, „aber über Facebook haben sie mich dann gekriegt“, grinst Bender. Bei der entscheidenden Frage, ob er noch bereit sei, zu helfen, musste er überhaupt nicht überlegen. „Klar“ – kurz und bündig ist die Antwort.
Was folgte, waren eine Reihe von Bluttests, umfassende Aufklärungsgespräche und eine Voruntersuchung. „Schließlich kam die Nachricht, dass ich best-passendster Spender sei“, erzählt Marco Bender. Er kann jetzt immer noch „Nein“ sagen. Doch der 26-Jährige zögerte keinen Moment. „Egal, was sie mir gesagt hätten: Ich wollte auf jeden Fall das Knochenmark spenden“, sagt der gelernte KFZ-Mechatroniker. Nicht nur, weil er miterleben durfte, dass sein leukämiekranker Freund weiterlebt – „mit einigen Einschränkungen zwar, aber das ist ja nicht das Entscheidende.“ Das Spenden liegt der Familie sozusagen im Blut: Seine Cousine hat nur wenige Monate vor ihm geholfen, ein Leben zu retten. „Meine Familie stand und steht voll hinter meiner Entscheidung.“
Die Stefan-Morsch-Stiftung leistet seit fast 30 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel ist es, Menschen über die Chancen der Stammzellspende zu informieren. Täglich sind in der ganzen Republik Teams unterwegs, um junge Menschen zu typisieren. Wie vor acht Jahren in Hettenrodt. Damals ließen sich fast 800 Menschen als Spender registrieren. In den Knochenmark- und Stammzellspenderdateien wie die der Stefan-Morsch-Stiftung sind derzeit weltweit mehr als 25 Millionen Menschen registriert. Trotzdem ist es für jeden Patienten ein Glücksfall, wenn sich ein passender Spender findet.
Marco Bender vertraut ganz auf die Erfahrung der Stiftung und erlebte ein professionelles Team um ihn herum, das ihn auf die Spende vorbereitet. Auch in der Entnahmeklinik in Wiesbaden fühlt sich der Idar-Obersteiner bestens betreut. „Ruckzuck war ich wieder zuhause“, gerät der 26-Jährige fast ins Schwärmen über den unproblematischen Ablauf in der Klinik. Unter Vollnarkose haben die Mediziner Knochenmark aus dem Beckenknochen des Spenders entnommen. Der Eingriff dauerte zirka eine Stunde. Marco Bender spürte kaum Nachwirklungen. „Ein bis zwei Mal war mir leicht schwindelig, weil ich zu schnell aufgestanden war.“ Während der ganzen Zeit hielt die Stefan-Morsch-Stiftung engsten Kontakt zu Marco Bender. „Die Betreuung ist super – davor und danach. Astrid Mohr, Mitarbeiterin der Stiftung, hat mich viele Male angerufen, um immer wieder Detailfragen zur Spende zu klären. Fazit des jungen Mannes: „Ich würde direkt wieder spenden.“ Aber natürlich ist das aus medizinischen Gründen nicht so schnell möglich.
Umso interessierter ist der leidenschaftliche Sportler daran, wie es dem Empfänger geht. „Nach zwei Monaten soll ich Näheres erfahren. Alles anonymisiert natürlich.“ Bender weiß nur, dass der mit dem Tode ringende Empfänger ein sehr junger Mensch ist. Ihm wünscht er alles, alles Gute. „Ich bin gerne bereit für ein Kennenlernen, aber das muss von ihm ausgehen. Ich würde nie von mir aus darauf drängen.“ Bis zum Ablauf von zwei Jahren bleiben beide Seiten anonym. Erst danach besteht die Möglichkeit, je nach Gesetzeslage des Landes, in dem der Patient lebt, dass Spender und Patient einander kennenlernen können. Marco Bender ist sehr verständnisvoll: „Wenn er das nicht will, ist das auch okay.“
Großes Aufheben macht Marco Bender von seiner guten Tat nicht. Die Kollegen im Autohaus fanden es zwar alle „affengeil, was ich da mache“. Aber nach wenigen Tagen sei das kein Thema mehr gewesen. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr 11 000 Menschen an Leukämie. Jeder zweite von ihnen ist ein Kind oder Jugendlicher. Sie alle hoffen darauf, dass es irgendwo in der Welt einen genetischen Zwilling mit gleichen Gewebemerkmalen gibt – und der, wie Marco Bender aus Idar-Oberstein, bereit ist zu helfen. Damit diese Patienten überhaupt eine Chance haben, den Blutkrebs zu besiegen. „Werdet Stammzellspender, lasst Euch typisieren“, appelliert der 26-Jährige voller Überzeugung. (aw)

Wer kann sich als Stammzellspender registrieren lassen?

Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 60 Jahren aufnehmen lassen. Wer nicht älter als 40 Jahre ist, kann kostenlos typisiert werden. Gleiches gilt für Jugendliche ab 16 Jahren – vorausgesetzt die Eltern stimmen zu. Doch es gibt Ausschlusskriterien für die Stammzellspende, über die man sich vor der Typisierung informieren sollte – schwere Krankheiten und die Zahl der Schwangerschaften sind relevant.
„Typisierung“ lautet der Fachbegriff für die Aufnahme in die Stammzellspenderdatei: Ist der Gesundheitsfragebogen unterschrieben, wird eine Speichelprobe abgenommen. Daraus werden die Gewebemerkmale des Spenders analysiert. Die Merkmale werden bei der Spenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung gespeichert und anonym an das deutsche Zentralregister übermittelt. So stehen sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung.
Es gibt im deutschen Gesundheitssystem kaum öffentliche Mittel für die Typisierung von neuen Spendern. Auch die Krankenkassen dürfen nach den geltenden Sozialgesetzen die Kosten der Ersttypisierung von Spendern nicht übernehmen. Die Kassen sind nur für die Vergütung von Leistungen für einen konkreten Patienten zuständig und dazu zählen Ersttypisierungen bei der Neuaufnahme von Spendern nicht. Die Spenderdatei finanziert die Typisierung deshalb überwiegend aus Spenden. Für die Neuaufnahme eines Spenders entstehen der Stefan-Morsch-Stiftung Kosten in Höhe von mehr als 50 Euro. Wer also aus gesundheitlichen Gründen nicht dazu in der Lage ist, sich typisieren zu lassen, kann trotzdem helfen, die Typisierung geeigneter Spender durch Geldspenden zu finanzieren. Gleiches gilt für Spender über 40 Jahre und Frauen mit mehr als zwei Schwangerschaften.
Mehr Info: Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de), gebührenfreie Info-Hotline 08 00 - 766 77 24, info@stefan-morsch-stiftung.de.
Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).

Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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