Geschichtliches aus Döhren-Wülfel: Nach 74 Jahren gab es wieder einen eigenen Bürgermeister

Der CDU-Politiker Leopold Merkelbach wurde 1981 erster Bezirksbürgermeister des Stadtbezirkes Döhren-Wülfel.
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Mit der Eingemeindung von Döhren und Wülfel anno 1907 in die damalige Provinzhauptstadt Hannover mußten der Döhrener Gemeindevorstand Abelmann und sein Wülfeler Kollege Schimmel ihren Hut nehmen. Fortan hatten beide Dörfer keine eigene Gemeindevertretung mehr. 74 Jahre sollte es dauern, bis die beiden Orte wieder ein örtliches „Parlament“ und einen eigenen Bürgermeister bekamen.

Gegen erheblichen Widerstand der damaligen Landtagsopposition und der Stadt Hannover setzte die CDU/FDP-Landtagsmehrheit durch, dass in Hannover eine Bezirksratsverfassung eingeführt wurde. Am 13. November 1981 war es dann soweit. Zum ersten Mal nach der Aufgabe der Selbstständigkeit trat ein neues Ortsparlament für Döhren und Wülfel zusammen. Der neugewählte Bezirksrat für den Stadtbezirk 8 (später dann Döhren-Wülfel benannt) begann seine erste Sitzung in der Pausenhalle der Christian-Andersen-Schule (heute Kardinal-Bertram-Schule) an der Locumer Straße in Wülfel. Die Mehrheitsverhältnisse waren bei den damals noch 21 Bezirksratsmitgliedern klar. Christdemokraten und Freie Demokraten verfügten über eine Stimme mehr als die Sozialdemokraten einschließlich des GABl-Mannes (die GABL war die Vorläuferin der Grünen in Hannover). Messe-Manager Leopold Merkelbach von der CDU wurde zum ersten Bezirksbürgermeister gewählt, FDP-Vertreter Rechtsanwalt Bernhard Wedler zum Vize gekürt. Gegenkandidat Oskar Schrader (SPD) konnte sich in beiden Wahlgängen nicht durchsetzen.

Nach fünf Jahren stand die Neuwahl des Bezirksrates an. Diesmal hatte die SPD die Nase als stärkste Fraktion vorn. Oskar Schrader wurde der zweite Bezirksbürgermeister von Döhren-Wülfel. Leopold Merkelbach rückte auf den Stellvertreterposten und gab dieses Amt dann an Klaus-Dietrich Meyer (ebenfalls CDU) weiter. Überraschend dann der plötzliche Tod von Schrader. SPD-Fraktionsmitglied Inge Meier folgte nun als erste Frau an der Spitze des Bezirksrates. Ihr Amt hielt sie auch in der dritten Wahlperiode von 1991 bis 1996, diesmal allerdings im Rahmen einer „Ampelkoalition“. Den Posten des stellvertretenden Bürgermeisters teilten sich Frau Dr. Anne Wilkening von der FDP und Grünen-Fraktionschef Wilhelm Krusholz. In der vierten Wahlperiode schmolz dann nicht nur die Anzahl der Bezirksratsmitglieder ab, die Mehrheitsverhältnisse änderten sich ebenfalls wieder. Zum Bezirksbürgermeister wählte das Gremium den bisherigen CDU-Fraktionsvorsitzenden Arno Kirse, unterstützt von FDP und WfH, die sich dafür das Amt des Vize-Bürgermeisters teilen durften. Später dann fanden sich CDU und Grüne zusammen.

In einem spannenden Wahlgang gab es dann im November 2006 eine Überraschung: Obwohl Grüne und CDU eine weitere Zusammenarbeit vereinbart hatten, errang SPD-Kandidatin Christine Ranke-Heck im zweiten Wahlgang überraschend die Mehrheit der Stimmen. Gemunkelt wurde damals über Abweichler innerhalb der Reihen der Christdemokraten. Als Vize setzte sich dann wieder Claudia Meier von den Grünen mit den Stimmen ihrer Fraktion und der CDU durch; hier stimmten wieder die Mehrheitsverhältnisse und die von der SPD unterstützte FDP-Kandidatin unterlag. Ab 2011 fanden sich dann SPD und Grüne zu einer Zusammenarbeit bereit und bestätigten sowohl die Bürgermeisterin als auch ihre Stellvertreterin in Amt. Christine Ranke-Heck blieb bis Sommer diesen Jahres an der Spitze des Ortsparlaments, machte dann aber ihren Platz für Antje Kellner frei.

Der einstige Streit um Sinn und Zweck die Bezirksräte ist inzwischen längst vergessen, die Mini-Parlamente sind voll etabliert. Viel zu sagen haben sie allerdings nicht. Wichtigste Aufgabe: die Ortspolitiker können sich zu den Bebauungsplan-Vorschlägen der Stadtverwaltung äußern. Auch stehen ihnen eine Reihe von Anhörungs- und Vorschlagsrechten, etwa zum Haushaltsplan der Stadt Hannover zu.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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