Tango-Konzert in Frankenberg (Eder): Bettina Born und Wolfram Born gastieren am 25.5.2014 im Hotel Die Sonne Frankenberg

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Was verstehen Sie unter „Tango“?

Ein Mann, der mit Rose zwischen den Zähnen seine Tanzpartnerin mit großen fließenden Schritten übers Parkett schiebt? Dass das nur ein klitzekleiner Teil dessen ist, was Tango ausmacht, das erlebten die Besucher des Konzertes „Mi tango querido“ am Sonntag Abend.

Die Akkordeonistin Bettina Born und der Pianist Wolfram Born kamen auf Einladung des Kulturrings Frankenberg e.V. und führten ihr Publikum auf eine musikalische Reise durch die Welt des Tango.

Dieser wurde Mitte des 19. Jahrhunderts in den Arbeitervierteln und Rotlichtmilieus am südamerikanischen Rio de la Plata geboren. So, wie Argentinien durch die Verschmelzung der Einwanderer vieler Nationalitäten entstand, so wurde auch der Tango von verschiedenen nationalen musikalischen Einflüssen inspiriert und war zunächst die Musik der Armen. Bald gelang ihm der Sprung in die Clubs der Aristokraten in Buenos Aires, der Tango wurde salonfähig.

Seine Erotik und Leidenschaft spiegelt sich in den vielen Facetten der Musik wider, typisches Instrument ist das Bandoneon. Jenes Handzuginstrument ist eine deutsche Erfindung und gelangte über die USA in die Hafenkneipen von Buenos Aires, in Europa wurde es allmählich vom leichter spielbaren Akkordeon verdrängt.

Bettina Born verkörpert mit ihrem Akkordeon die Dynamik und die Leidenschaft der Tangomusik. Stets lächelnd in Augenkontakt mit ihrem Konzertpartner Wolfram Born nahm sie ihre Zuhörer mit auf eine Reise, die mit Astor Piazollas „Añjos de soledad“ und Osvaldo Puglieses „La yumba“ in Argentinien begann. Kaum einer der Zuhörer hätte gedacht, dass der süß-schwere Klang von Wehmut in südamerikanischer Musik so dicht verwoben ist mit der fluffig leichten Französischen Musette, die Bettina Born in ihrer Eigenkomposition „Parlez-vous franc̨aise?“ so hinreißend spielte, dass man sich mitten in einem französischen Liebesfilm wähnte.

Zu Frankreich gehört das Akkordeon wie der Wein zum Baguette und wie der mit dem Tango verwandte Flamenco „Malanguena“ des Cubaners Ernesto Lecouna zu Spanien gehört, den Wolfram Born als Solo derart voller Dramatik und Emotion spielte, dass dem Zuhörer nur noch der Klang von Kastagnetten fehlte. Da wunderte auch nicht ein weiteres Kunststück:

Zu zweit eine Komposition für fünf zu spielen wie im anspruchsvollen „Concierto para quinteto“ oder eine singende Bettina Born: Von der Klavierbegleitung ihres Partners getragen und mit geschlossenen Augen gefühlvoll interpretiert ging es in „Malena“ und „Negra Maria“ des Tangodichters Homero Manzi und des Komponisten Lucio Demare – natürlich – um Liebe.

Spätestens bei der Komposition „Schattenspiel“ von Wolfram Born waren die Zuhörer völlig verwirrt: Denn Tango kann nicht nur aufwühlend und emotional sein, sondern auch entspannend, leicht und erzählend. Beim argetinischen Tango „Taquito militar“ diente das Akkordeon sogar als raffiniertes Percussionsinstrument. Durch Piazollas Ballade über Zugvögel oder der Zugabe „Nocturna“, bei der man sich augenblicklich von sirrenden Mücken umgeben glaubte, sowie dem nach „thüringisch frecher Art“ interpretierten Ballhaustango war man inspiriert von einer Musikrichtung, die Lebensgefühl, Emotion, Musik und Tanz auf eine ganz eigene Art verkörpert.

Bürgerreporter:in:

Dorothea Wagener aus Frankenberg (Eder)

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