„Mühlen um die Ecke“
Winsener Bockwindmühle - Müllertreffen April 2023

Foto: Creativ Common losch 2009, Wolfgang Kartscher,
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Nach drei langen Corona-Jahren fand am 14. April das zweite Treffen des regionalen hannoverschen Netzwerks „Mühlen um die Ecke“ statt. Dieses Mal kamen die Teilnehmer in Winsen (Aller) zusammen, denn die dortige Bockwindmühle gehört dem Netzwerk seit dem vergangenen Jahr auch an.
Zugleich war das auch in anderer Hinsicht ein besonderer Termin, denn das Netzwerk besteht von seinen ersten Anfängen her - in Wettmar und Hannover – jetzt seit zehn Jahren.
Zur Geschichte der Winsener Bockwindmühle vermerkt die Internetseite der Gemeinde: „Die Bockwindmühle ist eines der ältesten Baudenkmale der Gemeinde. Wie eine Inschrift im Hausbalken belegt, wurde sie im Jahr 1732 errichtet. Ihr Standort, auf dem wohl schon seit dem 15. Jahrhundert Mühlen betrieben wurden, befand sich ursprünglich weit außerhalb des Dorfes. Das Windrecht regelte, dass der Müller weder Bäume noch Häuser in der Nähe der Mühle dulden müsse, die ihr den Wind wegnehmen könnten.
Der letzte Müller, Karl Ploetz, stellt den Betrieb 1929 ein. Zu groß ist zu diesem Zeitpunkt die Konkurrenz durch die maschinell betriebenen Großmühlen geworden, die viel profitabler arbeiten. Im folgenden Jahr bemühte sich die Stadt Celle um den Erwerb der Bockwindmühle. Es handelte sich schließlich um die einzige noch erhaltene Mühle dieses Typs im Landkreis. Man wollte sie im Stadtgebiet wieder aufbauen – als Zeugin einer vergangenen Zeit, und auch um den Verkauf nach außerhalb des Landkreises zu verhindern.
Als die Winser Bürger im Januar 1930 von diesen Plänen erfuhren, war der Kaufvertrag schon abgeschlossen, für 1.700 Reichsmark wurde die Mühle nach Celle verkauft. Nun startete der hiesige Verkehrsverein eine beispiellose Spendenaktion. Mit großem Erfolg: Schon wenige Tage später vermeldete die Cellesche Zeitung, dass die Winser bereit seien, die gleiche Summe ebenfalls aufzubringen, um so den Verkauf der Mühle zu verhindern. Die Stadt Celle zeigte sich einsichtig und trat vom Kauf zurück. Somit erwarb der Winser Verkehrs- und Verschönerungsverein die Mühle, die nun am historischen Ort erhalten blieb. 1938 wurd die Gemeinde Winsen (Aller) Eigentümerin der Mühle. Wind und Wetter sowie ein Blitzeinschlag machten immer wieder aufwändige Reparaturarbeiten erforderlich. 1968 wurden die Winser Bürger erneut aufgerufen, für dringende Reparaturarbeiten an den stark beschädigten vier Flügeln zu spenden. Auch diese Spendenaktion verlief überaus erfolgreich und die Mühle konnte detailgetreu restauriert werden. 1984 folgte eine Generalsanierung. Bis auf das Mahlwerk wurde auch das Innenleben der Mühle komplett wiederhergestellt.“ Weitere Informationen zur Geschichte befinden sich in einer Chronologie auf der Website.
Da die Mühle bereits 1929 ihren Betrieb einstellte, wuchsen allmählich auf dem Mühlenberg mächtige Bäume heran und eine Wohnbebauung entstand rundum. Auch mit allen Bauteilen und Einrichtungen einer Mühle wäre heute eine Funktionsfähigkeit nicht mehr herzustellen. So ist jetzt ein gepflegtes Museum, in dem die Vergangenheit wieder anschaulich gemacht werden kann. Und da sie sich in der Nachbarschaft des Museumshofes Winsen befindet, ist auf kleinem Raum eine vergangene, noch lebendige bäuerliche Welt entstanden und wird bewahrt.
Der Unterhalt traditioneller Wind- und Wassermühlen ist immer ein riesiges organisatorisches und finanzielles Unterfangen, das häufig – aber sehr unterschiedlich – von Privateigentümern und Mühlenvereinen geregelt wird. In diesem anders gelagerten Fall ist die Gemeinde der Eigentümer. Das hat einerseits den Vorteil, dass für Finanzierungen immer öffentliche (Steuer-)Gelder im Hintergrund stehen, zu ergänzen durch Spenden und Eigenleistungen. Andererseits muss sich das Engagement der Mühlen-Enthusiasten immer mit den kommunialen (politischen) Interessen abstimmen.
Das Treffen der etwa 20 Teilnehmer von „Mühlen um die Ecke“ hatte – wie immer – die folgenden Schwerpunkte: Begrüßung, hier durch Winsener Müller und Vertreter der Gemeinde, Besichtigung der Mühle, Mühlen-Fachsimpelei, gegenseitiges Kennenlernen der Mühlenfreunde und anschließend gemeinsamer Imbiss in „Dat grode Hus“, Café, Veranstaltungshaus usw. Er war freundlicherweise und dankenswerterweise eine Einladung der Gemeinde Winsen! An kleinen Gruppentischen setzte sich der Informationsaustausch noch eine ganze Weile fort. Gegenstand eines gemeinsamen Gesprächs war noch der zu aktualisierende mit den vierzehn Mühlen des Netzwerks. Er wird wieder in den einzelnen Mühlen ausliegen, um Besuchern mitzuteilen weiche nahe gelegen Mühlen auch einen Besuch lohnen. Und schließlich: Im Herbst wird es ein neues Treffen an einem anderen Mühlenstandort geben.

Bürgerreporter:in:

Reinhard Tegtmeier-Blanck aus Wedemark

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