"Böllerbauern"

Ich hab’ die Gänse darben seh’n …
glaubt mir, es war nicht wunderschön ...

Dieser Textanfang sprang mir ins Denken, als ich am Tage nach Ostern in den drei regionalen friesischen Tageszeitungen Manfred Lehmanns Bericht über die, in den Augen eines Bauern Lührs, überaus schädlichen und gefräßigen Nonnengänse – die in den als „Europäisches Vogelschutzgebiet“ ausgewiesenen Grünlandflächen rund um den Jadebusen (hier die Marschwiesen um Petershörn herum) auf dem Zug in ihre nordischen Brutgebiete ihre allwinterliche Rast halten – las.
Man bediene sich der Böllerschußautomaten lediglich zur „Vergrämung“ der Nonnengänse. Das Unsinnige an dieser Wortwahl scheint einigen Landpächtern oder –eigentümern, sowie den Herrschaften in den Amtsstuben der unteren Naturschutzbehörden, noch gar nicht aufgegangen zu sein.
Wenn ich - zum Beispiel als Geschäftsmann – meine Kunden vergräme, dann verenden nicht die vergrämten Kunden (die weichen dann einfach zu anderen Handeslsleuten aus, bei denen sie dann wieder gewertschätzt werden) sondern ich als „Vergrämer“ pfeife dann über kurz oder lang aus dem letzten Loch meiner Existenz. Bei den Nonnengänsen und ihrem Bedürfen, sich Fettreserven für den kräftezehrenden Weiterflug in ihre Brutgebiete anzufressen, sind die Folgen genau entgegengesetzt.
Die Tiere können nach einer Vergrämumg nicht einfach auf andere Wirtsflächen ausweichen – es gibt sie in ihrem eingeprägten Vogelzugplan nämlich nicht, oder zumindest nicht in ausreichender Zahl. Unter den, dieses Schauspiel (jetzt wohl eher Trauerspiel) beobachtenden Spaziergängern und Naturfreunden entlang des Deiches, Richtung Dangast, machte plötzlich das Wort von den „Böllerbauern“ die Runde. Auf mein Nachfragen, was man mit dieser Bezeichnung denn zum Ausdruck bringen wolle, erklärte mir ein älteres Ehepaar (es waren übrigens Feriengäste aus dem Ruhrgebiet): „Die haben ganz einfach Lust am Böllern und am Tiere verängstigen, so der Herr – die alte Dame bezeichnete es sogar als Tierquälerei.
Verängstigt, scheinbar verwirrt, hockten die Gänse denn auch zur regulären Äsungszeit auf futterlosen Flecken am Rande der Pütten.
Der Hinweis des Bauern Lührs auf die Verkotung durch die äsenden Flieger ist selbst in der Meinung von nachbarlichen Landwirtskollegen ein Schuß nach hinten – in die eigene Güllegrube sozusagen. Weltweit zahlen nämlich Gärtner und Landwirte zum Teil horrende Summen für den Ankauf von Vogeldünger – hier bekommen die Nutznießer ihn als Bevorzugte frei Acker und Wiese geliefert – und trotzdem würden einige Agrarier die Lieferboten am liebsten enthaupten, wie es weiland die Herrscher mit Überbringern schlechter Nachrichten taten.
Dem Gerede des Lührs vom völligen Kahlfraß bis unter die Fruchtknoten wird die Natur in Kürze ihr Tun entgegensetzen – die Weiden werden sich so grün wie eh präsentieren. Es sei denn, dass gerade eine dicke Schicht „umweltfreundlicher Gülle“ das Land bedeckt und Mensch und Tier verschreckt. Ich frage mich nur immer wieder, warum von den institutionalisierten Natur- und Tierschützern so sehr wenig bis gar nichts zu diesem Geschehen zu vernehmen ist. Hat sie vielleicht auch Wer vergrämt, so dass sie jetzt alle verängstigt in irgendeiner Ecke ihrer Institute hocken?

text:ewaldeden
bild:dr.onken

Bürgerreporter:in:

Ewald Eden aus Wilhelmshaven

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