Renate Piel: Die Politiker sehen die Feuerwehr nur als Kostenfaktor

Ortsbrandmeisterin Renate Piel und Bürgermeister Christoph Meineke. | Foto: Renate Piel
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Renate Piel ist 2004 im Ortsteil Wennigser Mark zur ersten Ortsbrandmeisterin in der Region Hannover gewählt worden. Wie es dazu kam und was die Ortsfeuerwehr auszeichnet, verrät sie im myheimat-Interview.

Sie sind 2004 im Ortsteil Wennigser Mark zur ersten Ortsbrandmeisterin in der Region Hannover gewählt worden. Wie kam es dazu?

Mein Vorgänger Dirk Struß hat seinen Wohnsitz aus familiären Gründen nach Barsinghausen verlegt und konnte bzw. durfte sein Amt nicht mehr ausüben. Sein Stellvertreter Peter Schönfeldt, der heute noch als Gruppenführer fungiert, ist ebenfalls zurückgetreten, damit der Weg für eine Neubesetzung der Führungsebene frei war. In einer außerordentlichen Versammlung sind meine Stellvertreterin Elke Struß und ich einstimmig gewählt worden.

Was zeichnet die Feuerwehr der Wennigser Mark aus?

Ich glaube nicht, dass wir etwas Besonderes in der Feuerwehrfamilie sind. Wir sind stets einsatz- und hilfsbereit, auch außerhalb der Dienst- und Einsatzzeit. Nachbarschaftshilfe wird bei uns noch praktiziert. Meine Stellvertreterin und ich sind immer ansprechbar.

Und wo zwickt es?

Leider ist es bei uns in der Wennigser Mark schwer, neue Kameraden zu gewinnen und dauerhaft in der Kameradschaft zu halten. Wir bemühen uns und wollen natürlich auch Nachwuchs für die Führungspositionen, denn auch an mir nagt der Zahn der Zeit.
Nur in der heutigen Zeit muss man beruflich und somit auch privat flexibel sein. Das ist mit den Aufgaben bei der Feuerwehr oft nicht vereinbar.

Die komplette Führungsriege der Ortsfeuerwehr ist in Frauenhand: Sie haben mit Elke Struß eine Stellvertreterin, und auch die Jugendfeuerwehr wird von zwei Frauen geleitet (Silke Marscholleck und Svenja Schmedes). Gibt es in Ihrem Ort keine Männer, die Verantwortung übernehmen wollen?

Die Führungsriege besteht seit 2004 nur aus Frauen. Die Jugendfeuerwehr wurde bis 2008 von Frauke Budde und Silke Marscholleck geleitet. Danach von Silke und Svenja. Leider hat sich noch kein Mann bei uns gemeldet, der gern die Feuerwehrführung übernehmen möchte.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen?

Ausgezeichnet. In der heutigen Zeit geht der Informationsfluss per Telefon und E-Mail hervorragend. Außerdem wohnen wir recht nah beieinander, können uns auch außer der Reihe eben mal treffen.

An welche kuriosen Einsätze können Sie sich erinnern?

Ich habe bei uns im Ort nur einen Einsatz erlebt, den man getrost als kurios bezeichnen kann: der Brand im Blumentopf am 2. August 2005 um 23.45 Uhr. Die Bewohner eines Einfamilienhauses haben ihre glimmenden Zigarettenkippen in einem Blumentopf entsorgt und damit einen Schwelbrand verursacht. Der Pflanztopf ist einfach weggeschmort. Die Wohnung war enorm verqualmt, und keiner wusste so recht weshalb. Erst die angeforderte Wärmebildkamera aus Barsinghausen brachte Licht ins Dunkel. Dieser Einsatz hat zwei Stunden gedauert und bleibt der Feuerwehr noch lange im Gedächtnis.

Wenn sich ein Schüler überlegt, ob er zur Freiwilligen Feuerwehr gehen soll: Mit welchen Argumenten würden Sie dafür werben?

Langeweile gibt es bei uns nicht. Wir organisieren ihre Freizeit, auch nachts. Schlechtes Wetter gibt es bei uns nicht. Die Feuerwehr stattet sie mit optimaler Bekleidung aus. Spaß bei der Arbeit im Team ist garantiert. In der Feuerwehr ist Platz für jeden Menschen, der flexibel, teamfähig und gesund ist. Über eine entsprechende Vergütung brauchen sie sich keine Gedanken machen, die gibt es nicht. Aber wenn es gut läuft, sagt manchmal jemand „Danke“. Unser Motto ist: Helfen in Not ist unser Gebot.

Mal abgesehen von der Feuerwehr: Was macht Wennigsen lebenswert?

Ich bin hier geboren und aufgewachsen, somit fest hier verwachsen. Ein Leben in der Stadt kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Hier kennt man sich sogar mit Namen und grüßt sich. Die Menschen treffen sich bei verschiedenen Aktivitäten im Ort. Oder es wird über den Zaun getratscht. Der Ort ist noch überschaubar und gemütlich.

Und was sollte in Wennigsen besser werden?

Die Straßen, Geh- und Radwege sind überwiegend desolat. Die vorhandenen Schulen und Kindergärten müssen saniert werden. Natürlich muss auch der seit Jahren geplante Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Wennigsen endlich realisiert werden. Die Politiker in der Gemeinde Wennigsen sehen die Freiwillige Feuerwehr nur als Kostenfaktor, daran muss sich noch einiges ändern.

Seit über einem Jahr schreiben Bürgerreporter aus Wennigsen auf dem Mitmachportal der Calenberger Zeitung, myheimat. Was halten Sie von dem Portal?

Ich finde das Mitmachportal sehr gut. So hat jeder Informationen über Organisationen und Vereine aus erster Hand. Vielleicht wird der eine oder andere auch aktiv und unterstützt in seiner Heimatgemeinde die Vereine und Organisationen. Gute Ideen und deren Umsetzung werden immer gebraucht. Auch wir, die Mitglieder der Freiwillige Feuerwehr der Wennigser Mark, haben immer ein paar Aktivitäten, über die wir gern berichten.

Ortsbrandmeisterin Renate Piel und Bürgermeister Christoph Meineke. | Foto: Renate Piel
Nettes Dreiergespann (von links): Ehrengemeindebrandmeister Ernst Rogge,Ortsbrandmeisterin Renate Piel und Ehrenbrandmeister Alfred Größ. | Foto: Renate Piel
myheimat-Team:

Annika Kamissek aus Bad Münder am Deister

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