PRO Gentechnik bedeutet gegen den Verbraucherschutz

München, 30. Juni 2011 – In wenigen Tagen entscheidet die Europäische Union, ob nationale Anbauverbote von genmanipulierten Pflanzen bald leichter möglich sein werden. Bis zu einem Verbot auf Bundesländerebene ist der Weg dann nicht mehr weit. Bayerns Umweltminister Söder hat bereits angekündigt, schnell davon Gebrauch machen zu wollen. Nun mobilisieren Firmen, Verbände und Wissenschaftler in München – für die Agrogentechnik. In zahlreichen Veranstaltungen werden widerlegte Thesen propagiert, neue Argumente bleiben aus. Und der Verbraucherschutz wird wie immer völlig außer Acht gelassen.

Den Auftakt macht der Wirtschaftsbeirat Bayern. Die Unternehmervereinigung versteht sich als Sprachrohr der Bayerischen Wirtschaft und Wegweiser für die Politik in Bayern. Sie lädt zu einer Diskussion mit dem Schweizer Prof. Dr. Ingo Potrykus. Unter dem Deckmantel seiner Mitgliedschaft in der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften wird eine positive Einstellung der Katholischen Kirche zur Agrogentechnik untergeschoben. Der Vatikan distanzierte sich jedoch 2010 von der Befürwortung gentechnisch veränderter Nutzpflanzen. Nach Aussagen von Herr Prof. Potrykus sind genmanipulierte Pflanzen sicher, kontrollierbar und weder schädlich für Mensch noch Umwelt. Gleich vier mal falsch.

Die BayWa AG unterstützt zwei Vorträge im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Hans Eisenmann-Akademie. Der europaweit tätige Konzern holt zunächst mit Dr. Ralf-Michael Schmidt, Vize-Präsident der BASF Plant Science Company GmbH einen seiner Kunden und Hersteller von genmanipulierten Pflanzen nach Freising. Objektive und kritische Informationen sind hier nicht zu erwarten. Eine Woche später möchte uns Prof. Dr. Klaus Hahlbrock, ehemaliger Direktor des Max Planck Instituts für Pflanzenzüchtungsforschung erklären wie es funktioniert, mit Hilfe der Agrogentechnik die Welternährung zu sichern und den Hunger von über einer Milliarde Menschen zu beenden. Dabei sind sich führende internationale Wissenschaftler einig, nur der Ökolandbau kann dies leisten.

Auch die Kommission für Ökologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften lädt zum Thema Gentechnik ein. Schließlich soll die Kommission die Mitglieder des Bayerischen Landtags, die Mitarbeiter in der bayerischen Staatsregierung und in den Bayerischen Staatsministerien sowie in deren nachgeordneten Behörden zu aktuellen ökologischen Fragen beraten. Zu diesem Zweck werden Fachtagungen ausgerichtet. Diskutiert werden soll: Wie können klassische Pflanzenzucht, Grüne Gentechnik und biologischer Landbau zur Bekämpfung des Hungers weltweit beitragen?

Auf dem Podium wird es keinen einzigen Fürsprecher für die klassische Züchtung und nur einen für den ökologischen Landbau, dafür mindestens zehn Anhänger der Agrogentechnik geben. Klare Sache: Wie die Beratung der Landesregierung ausfallen wird, scheint heute schon fest zu stehen.

Anja Sobczak, Gentechnikexpertin des Umweltinstitut München e.V. erklärt dazu: „Diese Veranstaltungsreihe stellt den verzweifelten Versuch der letzten Anhänger der Agrogentechnik dar, die CSU auf einen pro Gentechnikkurs einzuschwören. Die CSU sollte aber gelernt haben, dass eine Politik gegen die Mehrheit der Verbraucher wenig erfolgversprechend ist.“

Weiter zählt Anja Sobczak folgende Fakten zu Agrogentechnik auf:

* Immer mehr Menschen hungern – trotz Gentechnik
* Manipulierte Gene sind nicht rückholbar
* Genpflanzen sind gesundheitsschädlich
* Der Anbau von Genpflanzen zerstört und vergiftet Ökosysteme
* Gentechnik rationalisiert. Sie vernichtet Arbeitsplätze in der Landwirtschaft
* Genkontaminationen bedrohen Ökolandbau und bäuerliche Landwirtschaft in ihrer Existenz
* Der Gentechnik-Anbau rodet Regenwälder und legt Moore trocken. Das killt das Klima Genfelder brauchen viel mehr Pflanzengifte

Das Umweltinstitut hofft, dass die bayerischen Abgeordneten in Brüssel für die Möglichkeit eines „Gentechnikfreien Bayern“ stimmen.

Bürgerreporter:in:

Horst Kröger aus Walsrode

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