Bei uns ist nur das Moor braun!

Gemeinsame Presse-Erklärung der Bürgermeisterin der Stadt Bad Nenndorf, Gudrun Olk, des Samtgemeindebürgermeisters Bernd Reese sowie des Bündnis gegen Rechtsextremismus „Bad Nenndorf ist bunt“ :

Bei uns ist nur das Moor braun!

Am 1. August 2009 demonstrierten in Bad Nenndorf rund 1200 Menschen friedlich gegen den erneuten Aufmarsch von etwa 750 Neonazis aus ganz Deutschland und mehreren europäischen Ländern. An der Gegendemonstration beteiligten sich Politiker aller in Stadt- und Samtgemeinderat , Kreis- und Landtag vertretenen Parteien sowie viele Mitglieder Nenndorfer Vereine, Institutionen und Verbände. Weiterhin nahmen etliche Schaumburger und Hannoveraner teil, ebenso wie Nazigegner aus anderen Orten Niedersachsens sowie aus Bremen und Ostwestfalen/Lippe. Wir bedanken uns hiermit herzlich bei allen Menschen, die unserem Aufruf zur Demonstration und Kundgebung gefolgt sind . Ebenso danken wir jenen, die am Tag zuvor tatkräftig mitgeholfen haben, den Faschisten das Marschieren zu verleiden, indem Häuser, Vorgärten, Schulen, Kliniken und Straßen bunt geschmückt, bemalt und mit Spruchbändern gegen Nazis versehen wurden. Die vielfältigen Aktivitäten wurden mit Überzeugung und großem Engagement eingebracht.
Der heuchlerischen „Trauer“ wurde die bunte Vielfalt unseres wirklichen Lebens entgegengesetzt, dem martialischen Gehabe durch Musik und Kreativität ein Teil seiner Bedrohlichkeit genommen. Dennoch stellen wir mit Besorgnis fest, daß mehr Nazis als in den Jahren zuvor an dem Aufmarsch teilgenommen haben , darunter viele sehr junge Menschen. Umso wichtiger war es, sich diesem braunen Wanderzirkus in einer großen, gemeinsamen Demonstration entgegenzustellen.
Unser spezieller Dank geht an die Feuerwehr, die in stundenlanger Arbeit Transparente über die Straßen gespannt hat; an die Mitarbeiter der KurT und des Bauhofes, die u.a. das „Ort der Vielfalt“ – Schild an der Poststraße plazierten; an den Kindergarten in der Bahnhofstraße, dessen bunte Dekoration ein echter Hingucker war; an die jüdische Gemeinde, die katholische und die evangelische Kirchengemeinde, deren gemeinsamer Gottesdienst in der Kurmuschel-angekündigt durch Glockengeläut im gesamten Nordkreis- am Samstag morgen viele Menschen bewegt hat; an den VfL Bad Nenndorf, der mit etlichen Mitgliedern, Luftballons und Transparenten sehr deutlich die Meinung der Nenndorfer Bürger – Nein zu Nazis! - dargestellt hat ; an die Mitglieder des „Pannonia“ – Orchesters, der Sambagruppe „Unidos do Samba Reggae“ und der „Bad Nenndorf Boys“ für ihre musikalische Unterstützung; an den Deutschen Gewerkschaftsbund/Region Niedersachsen – Mitte für die ausgezeichnete Organisation und Durchführung der Gegendemonstration; an die Initiatoren und Förderer des Films „Klau braun“, der mit Spielern von Hannover 96 unser Anliegen deutlich sichtbar macht ; an die Vereine, Institutionen und Verbände der Samtgemeinde und des Landkreises, die in einer gemeinsamen Resolution klar zum Ausdruck gebracht haben, daß Feinde der Demokratie in Bad Nenndorf und Schaumburg keinen Platz haben; an die mehr als 700 Menschen aus Bad Nenndorf und Umgebung, die sich im Vorfeld an der Unterschriftensammlung gegen die Naziaufmärsche beteiligt haben; an die Räte von Stadt und Samtgemeinde sowie der Stadt Rodenberg, einschließlich des Rodenberger Bürgerbündnis gegen Rechts, die sich in Resolutionen einmütig für die Unterstützung der antifaschistischen Proteste ausgesprochen haben; an die Parteien, die in Anzeigen und Beschlüssen klar gegen Nazis Stellung bezogen und zur Teilnahme an der Gegendemonstration aufgerufen haben.
Danke an alle, die in diesen Tagen die kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Unterschiede beiseite gelegt haben, sich in der Ernsthaftigkeit ihres Protestes gegenseitig respektiert und toleriert haben und zeigten, daß gemeinsamer Widerstand gegen Nazis möglich ist. Von dieser Erfahrung wird eine Signalwirkung für andere Orte mit ähnlichen Problemen und für das Jahr 2010 ausgehen, in dem wir wieder mit einem Aufmarsch der Neonazis zu rechnen haben. Bis zum Jahr 2030 wurden diese „Trauermärsche“ angemeldet – sie wollen Bad Nenndorf langfristig zu einem Wallfahrtsort für Rechtsextreme machen. Doch dieser Versuch, unsere Stadt zur Bühne ihrer menschenfeindlichen Propaganda zu machen, führt zu einem Zusammenrücken und gemeinsamen Aufstehen der Demokraten. Schluß mit den Naziaufmärschen! Diese Stadt hat die Nazis satt – bei uns ist nur das Moor braun!

Bad Nenndorf, 9.11.2009

Bürgerreporter:in:

Horst Kröger aus Walsrode

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