Erfurt, Emsdetten, Winnenden...

…kann auch Uetze, Burgdorf oder Lehrte sein.

Es ist mal wieder typisch, nach dem schrecklichen Amoklauf in Winnenden wird wieder mal nur über den Täter berichtet. Kaum jemand spricht über die Opfer oder die Rettungskräfte. Sicher ist es wichtig Ursachenforschung zu betreiben, aber muss das in aller Öffentlichkeit stattfinden?

Das die Polizeikräfte unter Einsatz ihrer Gesundheit und ihres Lebens mit hoher Wahrscheinlichkeit eine grosse Zahl an Menschenleben gerettet haben, kommt kaum an die Öffentlichkeit.

In einigen Filmbeiträgen wurde über die neue Polizeitaktik in Baden-Württemberg berichtet.
Was hat sich da im Gegensatz zu Erfurt geändert?
In Erfurt hat die Schutzpolizei die Aufgabe gehabt das Gebäude zu sichern und quasi auf die Spezialisten (SEK) zu warten. In Winnenden hat die Schutzpolizei sofort das Gebäude betreten, mit dem Ziel, den Täter so schnell wie möglich „ausser Gefecht“ zusetzen. Und diese Taktik hat den Erfolg gehabt, dass der Täter aus dem Gebäude geflohen ist. Allein dadurch wurde viele Jugendliche und Lehrer gerettet.
In Erfurt hatte der Täter keine Möglichkeit zu fliehen, er setzte seine Bluttat fort und tötete weiter, bis die Kräfte des Spezialeinsatzkommandos vor Ort waren, eine Einweisung bekamen und dann das Gebäude gestürmt haben.
In der Schule in Winnenden hat man mehrere hundert Schuss Munition gefunden. Nicht auszudenken wie viel weitere Opfer es in der Schule gegeben hätte, wären die Schutzpolizeibeamten nicht sofort auf den Täter losgegangen.
Und über dieses heldenhafte Verhalten berichtet niemand. Stellen Sie sich bitte vor, das sind Frauen und Männer aus dem ganz normalen Streifen- und Einsatzdienst. Maximal ausgerüstet mit einer Unterziehschutzweste der Schutzklasse 1 und einer Pistole. Wer seine Unterziehschutzweste zu Dienstbeginn nicht angezogen hat, der hat in diesem Moment nicht einmal diesen (geringen) Schutz. Durchschusshemmende Westen sind keinesfalls „kugelsicher“. Es ist nicht gewährleistet, dass der Träger trotz einer Schutzweste nicht innere Verletzungen wie Knochenbrüche oder Quetschungen davonträgt. Auch ist es immer noch möglich, dass Geschosse die Weste durchdringen, wenn die Schutzwirkung nicht ausreichend ist. Gerade Geschosse mit weichem Mantelmaterial sind dann meist schon aufgepilzt oder fragmentiert und geben schlagartig ihre Restenergie auf den Körper des Trägers ab, was zu großen und tiefen Wunden führen kann. Auch ist es wahrscheinlich, dass Teile der Schutzpakete, Splitter der ballistischen Platten und das Material der Hülle in den Wundkanal eindringen. Weiter bieten nur wenige Westen einen kompletten Schutz, so dass Geschosse Extremitäten immer noch verletzen können und durch die Öffnungen, etwa für die Arme immer noch in den eigentlich geschützten Bereich des Körpers eindringen können. Unabhängig von der Weste, ist der Kopf ungeschützt.

So ausgerüstet gehen diese Frauen und Männer gegen den Täter vor. Ich habe vor diesen Menschen höchsten Respekt und es kann ihnen nicht genug gedankt werden.

Vielleicht denkt man ja mal an diese Polizeiaufgaben, bevor man Sie nach der nächsten Verkehrskontrolle wieder abfällig als „Bullen“ bezeichnet.

Bürgerreporter:in:

Jens Blenk aus Uetze

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