Wo einst Goethe mit den Wellen kämpfte...

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„Bald schwoll der Sturm im Gegenwinde, bald wechselten abprallende Windstöße niederstürzend mit wütendem Sausen. Eine Welle nach der anderen schlug über den Kahn, wir fühlten uns durchnässt; die Not schien immer größer, je länger sie dauerte. Und so wurden wir im Stockfinstern lange hin und her geworfen, bis sich endlich in der Ferne ein Licht und damit auch Hoffnung auftat...“

Dramatischere Worte hätte Johann Wolfgang von Goethe kaum finden können, als er Jahrzehnte später seine tollkühne Moselfahrt vom 1. November 1792 beschrieb. Mit einer lauschigen Kahntour, wie sie nur wenige Jahrzehnte später der berühmtestes englische Maler seiner Zeit, William Turner, durch das idyllische Flusstal unternehmen sollte, hatte das lebensgefährliche Abenteuer des Weimarer Geheimrates nichts zu tun.

Aber es war auch keineswegs eine seiner vielen Bildungsreisen, die Goethe in die Moselregion führte; vielmehr hatte der Dichter, „um das Kanonenfieber am eigenen Leibe zu erfahren“, wie er es selbst formulierte, an der „Kampagne in Frankreich“ teilgenommen, mit der die preußische Armee im so genannten ersten Koalitionskrieg den Spuk der französischen Revolution von 1789 ein für allemal aus Paris vertreiben wollte. Doch der Feldzug endete nach der Schlacht von Valmy in einem katastrophalen Desaster: Fast ein Drittel der 60.000 Mann starken Armee starb beim Rückzug an Seuchen und Entkräftung. Bei aller Lebensgefahr, deren sich Goethe während seiner abenteuerlichen Flucht im Ruderboot aussetzte - gemessen am traurigen Schicksal der einfachen Soldaten reiste der Dichterfürst vergleichsweise bequem von Trier nach Koblenz.

Das Licht, das sich nach Goethes Erinnerung auf halbem Wege so hoffnungsvoll in der Ferne auftat, kam aus dem Moselstädtchen Trarbach, wo man kurz darauf anlandete. Das Haus, in dem der Dichterfürst nach seinem lebensgefährlichen Abenteuer bei dem reichen Kaufmann Ludwig Böcking freundliche Aufnahme fand, kann heute noch besichtigt werden.

Neben Goethe waren danach unter anderem auch der preußische Kronprinz und spätere König Friedrich-Wilhelm IV. sowie der französische Dichter Apollinaire Gast in der stattlichen, um 1755 von dem reichen Kaufmann und Landeskassierer Johann Adolf Böcking nach den Plänen des herzoglichen Pfalz-Zweibrücker Oberbaurates Hauth im Stil des Trierer Barock errichteten Stadtvilla, in der seit 1955 ein Kleinod unter den Museen der Moselregion untergebracht ist. Das Mittelmosel-Museum in der Barockvilla Böcking präsentiert auch heute noch die großbürgerliche Wohnkultur einer wohlhabenden Patrizierfamilie des 18. und 19. Jahrhunderts und stellt damit durchaus eine Besonderheit in der rheinland-pfälzischen Museumslandschaft dar.

In den über 20 Schauräumen der Barockvilla Böcking sind aber nicht nur wertvolle Mobiliar und Kunstgegenstände aus drei Jahrhunderten, sondern auch eine umfangreiche Sammlung zur Statdgeschichte von Traben-Trarbach ausgestellt. Archäologische Fundstücke aus der Zeit der Römer und Franken finden sich dort ebenso wie ländliche Wohnkultur oder die Geschichte des Handwerks und der städtischen Zünfte. Pläne und Funde von den in den 1930er Jahren unternommenen Ausgrabungen der ehemaligen französischen Festung Mont Royal ergänzen darüber hinaus die Dauerausstellung, zu der auch ein inzwischen selbst historisch gewordenes Modell der Grevenburg zählt.

Das Museum ist das Lebenswerk des Sammlers und „Heimatbildners“ Dr. Ernst Willen Spies (1898-1975).

Meine Webseite finden Sie unter
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Bürgerreporter:in:

Matthias Holzmann aus Traben-Trarbach

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