Handelsblatt stellt "Maultaschen-Kartell" bloß

Der Begriff "Pizza Connection" beschrieb einen Drogenring in den USA, über den verschiedene „Familien“ der sizilianische Cosa Nostra jahrelang Drogen – insbesondere Heroin – als Dosentomaten getarnt von Sizilien nach Amerika schmuggelten. Es ist daher nicht ohne Pikanterie, dass das politisch unverdächtige Düsseldorfer Handelsblatt den Bundestagsabgeordneten Winfried Hermann wie folgt zitiert:

"Das ist ein weiteres Beispiel für die Spätzle- und Maultaschen-Connection, wie wir sie aus Baden-Württemberg kennen: von Lothar Späth bis Stefan Mappus sehen wir eine zu große Nähe zu wirtschaftlichen Interessen."

Was war passiert? Die baden-württembergische Umwelt- und Verkehrsministerin Tanja Gönner war als Stiftungsbeiratsmitglied einer Unternehmensgruppe geoutet worden, die am Stuttgarter Bahnhof bauen und verdienen will. Doch das Handelsblatt hielt sich nicht mit dieser Petitesse auf: Es lieferte gleich noch die Informationen nach, dass die Lebensgefährtin von Günther Oettinger, Friederike Beyer, eine Anstellung als geschäftsführendes Vorstandsmitglied in der Stiftung des Immobilienentwicklers erhalten hatte.

Nun lässt sich die Maultasche aber ebensowenig allein der schwäbischen oder aber der badischen Küche zuordnen, so wie auch das nach ihr benannte Polit-Kartell keineswegs am Kniebis etwa halt macht: Der Tunnelbau-Ausstatter Martin Herrnknecht aus Schwanau bei Lahr geriet ebenfalls auf die Handelsblatt-Liste der Verdächtigen, er bestellte bizarrer Weise Lothar Späth zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates seiner familieneigenen Aktiengesellschaft, was nicht nur das Handelsblatt stutzig macht: Solange die Aktien zu 100 % in Familienbesitz sind, ist der Aufsichtsrat eine Marionette in der Hand der Aktionäre, die sich in der Familie und nicht in der Hauptversammlung abstimmen. Aber vielleicht diente ja der Posten für den ehemaligen Ministerpräsidenten der politischen Landschaftspflege - das Handelsblatt schreibt zu dieser Unterstellung:

"Ganz abwegig ist diese Einschätzung nicht, wenn man die Rolle Oettingers noch einmal in den Blick nimmt. Dieser hatte 2008, damals noch Ministerpräsident, in einer Regierungserklärung gesagt, Herrenknecht werde bohren, ohne dass Ausschreibungen vorliegen."

Überflüssig zu erwähnen, dass Herrenknecht natürlich auch zu den Großspendern der CDU zählt. Darüber regt sich selbst das Handelsblatt nicht einmal auf.

Bürgerreporter:in:

Schorschles Frau aus Oberkirch

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