Lindesina lag nicht bei Gemünd in der Eifel

Die großen Gebäude mit Säulenhallen und ein Bad im Zentrum in der Tabula Peutingeriana sind römische Badeanstalten, in denen verletzte Soldaten gesund gepflegt wurden.
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Damit es nicht verloren geht!

Da, wo keine schriftlichen Dokumente mehr vorhanden sind, müssen mündliche Überlieferungen die fehlenden Puzzles ersetzen. Diese mündlichen Überlieferungen wurden als Geschichten von Generation zu Generation weitergegeben. Dabei runden Orts- und Flurnamen (in alter Volkssprache), Wegverläufe sowie Reste von alten Gebäuden und Gräber (Kulturdenkmale) das geschichtliche Erscheinungsbild ab. Geschichtliche Interpretationen werden nie ein endgültiges Erscheinungsbild präsentieren können, denn die Interpretationen sind immer subjektiv und erleben durch spätere Neuentdeckungen oftmals eine gewaltige Veränderung. Wenn die vorhandenen Puzzlesteine auch noch kein scharfes Bild ergeben, sollten sie trotzdem archiviert werden, damit spätere Erkenntnisse womöglich leichter einzuordnen sind.

Die neue Serie hat sich zum Ziel gesetzt, einen breiten Kreis von geschichtlich Interessierten anzusprechen, sich zu beteiligen um vergessene Geschichte wieder mit Leben zu erfüllen. Heute geht es um:

Lindesina lag nicht bei Gemünd in der Eifel

Joseph Hagen vermerkt in seinem Buch „Römerstraßen der Rheinprovinz“ auf Seite 192, dass nach v. Veiths Meinung Lindesina bei Gemünd gelegen habe. Diese Ansicht ist nicht mehr haltbar, da Lindesina in der Nähe der Maasquelle in Frankreich, bei Bourbonne-les-Bains gelegen hat und weiterhin als Heilbad besteht.

In der Tabula Peutingeriana ist der Ort Lindesina zwischen Munerica und dem Säulen-Gebäude (mit Wasser im Innenbereich) vermerkt. Da die Proportionen in den alten Karten nicht der Genauigkeit der heutigen Karten entsprechen, hat sich schon früh eine Meinung durchgesetzt, dass Lindesina nahe Agripina (Köln) lag. Die Karte soll nicht von Peutinger erstellt wordern sein, sondern […] Celtes ist der uns schon bekannte Humanist und lateinische Dichter Konrad Pickel (1459 – 1508), der sich in der Gunst der Kaiser sonnte und einen enormen Einfluss auf seine Zeitgenossen ausübte, indem er den Sodalenkreis schuf. Er reiste von jung an unermüdlich durch Europa von Würzburg bis Rom und von Krakau und Danzig bis Mainz. Sein Latein wurde vorbildlich für die Renaissance. Ob es diese Sprache in dieser Reinheit je gegeben hatte, ist höchst fragwürdig. Viele »klassische« Oden und Gedichte dürften von ihm geschrieben sein, ohne daß der Nachweis im Einzelnen leicht wäre, da er aus Eitelkeit auch eine große Zahl von Versen als seine eigenen vortrug.
Seine zahlreichen Ausgaben klassischer Texte wurden später stark verändert, »verbessert«, denn trotz aller Gelehrsamkeit und Genialität war er eben ein Pionier, der die Richtung angab, aber das Ziel noch nicht erreichte. Seine Straßenkarte des Römischen Reiches, die er dem Geschichtsforscher Konrad Peutinger übergab, wurde aber – wohl da sie zu auffällig hergestellt war – erst zwei Jahrhunderte später (1714) anerkannt und gedruckt als Kopie einer Karte aus dem 3. Jahrhundert, die ein Mönch 1265 in Colmar im Elsass geschaffen habe. Heute noch wird sie als Peutinger-Tafel (z.B. in der großen Frankenausstellung 1997, siehe Katalog) in diesem Sinn hingestellt.[…]

Die mit Lindesina bezeichnete Badeanstalt, die sich allem Anschein nach in der Tabula Peutingeriana eher in der Eifel/den Ardennen befindet, ist viel weiter entfernt zu suchen. In der Nähe der Quelle der Maas (Meuse) bei dem Ort Dammartin-s-Meuse; im heutigen Bourbonne-les-Bains lagen die ehemaligen Thermalbäder. Der Name Bourbonne-les-Bains kommt von den Schlämmen (Borvo) sogenanntes Aquis Bormonis oder Borbo, Beschützer der Mineralwässer. Er ist heute noch ein bekannter Kurort für die Gesundung nach Knochenbrüchen und bei Rheumatismus (12 500 Kurgäste waren es im Jahre 2002); die chlorierten Natriumgewässer, helfen bei der Behebung von Kalkmangel; sie kommen mit 66°C aus dem Kurbrunnen heraus. Die Heilkräfte des Wassers waren schon den Römern bekannt, die die Thermalbäder Lindesina erstellt haben sollen. Außer ein paar klägliche Mauerreste und Säulenteile ist nicht mehr viel davon erhalten geblieben. Die heißen Gewässer sprudeln dort fast ohne Unterbrechung vom Ausgang der Antike an. So ist überliefert, dass sie noch 1735 dem Militär gedient haben, danach wurden die Thermalgebäude wiedererrichtet in den Jahren 1812 und 1883 und schließlich im Jahre 1979 ist dort ein Krankenhaus installiert worden.

Gegen Ende des Jahres 1874 und zu Beginn von 1875 hat man in den Schlämmen der römischen Badeanstalt eine große Menge Münzen aus Gold, Silber und Bronze (ungefähr 4500 Stücke) aufgefunden. Die Münzen sind größtenteils als Opfergaben an die Wassernymphen von den römischen Legionären, die beim Bau der Thermalbäder teilgenommen hatten, gegeben worden. Der Anteil der Stücke, die zur Zeit des Kaisers Augustus geopfert wurden, ist 89%. Es ist bekannt, dass Augustus, der Kenntnis vom Nutzen der Thermalgewässer von Bourbonne-les-Bains für die Pflege der Verletzungen und Brüche gehabt hat, während der Kriege in Germanien das Heilbad von Lindesina zwischen 12 und 9 vor Chr. bauen ließ Diese neuen Hinweise ergeben sich aus einer Studie des Münzschatzes, die von Herrn Eberhard Sauer durchgeführt wurde. Seine These stellte er im Jahre 1999 in der Universität von Oxford (England) auf.

Lindesina wurde sehr oft in den ersten Jahrhunderten nach Chr. besucht. Die Abnutzung der Pflastersteine am Eingang zu den Bädern, die im Jahre 1977 wieder hergerichtet wurden, bezeugt, dass Tausende von Badegästen darüber gegangen sein müssen. Die schöne Zeit des langen römischen Friedens endete abrupt als die Barbaren das römische Imperium hart bedrängten.

Bürgerreporter:in:

Klaus Wilhelm von Ameln aus Simmerath

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