Klein Ewalds erster Schultag

Klein Ewalds erster Schultag

Der erste Schultag ist für kleine Menschen wohl eines der wichtigsten Ereignisse in ihrem jungen Leben. So war auch Klein Ewald sehr gespannt, was ihn erwarten würde. Seine älteren Geschwister waren ja nicht immer sehr erbaut davon, dass sie in die Schule mußten. Für sie war es eher lästige Pflicht. Den wenn sie aus der Schule heimkamen, gab es auch zu Hause noch eine Menge für sie zu tun.

Ewald konnte ja schon lesen, wißbegierig wie er war, hat er die Zeitung immer schön studiert, aber ohne dass die anderen es merkten. Die Vorfreude auf den ersten Schultag bezog sich natürlich nicht nur auf den geistigen Stoff, den es zu erlernen galt, sondern darauf, was Mutter ihm wohl in die gebastelte Schultüte gefüllt hatte.

Waren es nur nützliche Dinge, wie Bleistift und Anspitzer oder waren vielleicht auch seine Lieblingslakritzen darin und die köstliche Schokolade vom Kaufmann Schleckerbier und ein paar Speckmäuse hätte er sich auch gewünscht. Das waren so kleine Kinderwünsche, dabei gab es doch noch ganz andere Dinge zu besorgen, z. B. ein paar Schuhe; denn barfuß in die Schule gehen, das ging ja nun nicht.

Aber das Geld war knapp bei 5 Kindern und einem kranken Mann. So war Klein Ewalds Mutter froh, dass sie ein paar Gummistiefelchen auftrieb. Die neue Hose hatte sie sowieso selbst genäht. So stand er nun da an seinem ersten Schultag, mit blanken Augen, glänzend gescheiteltem Haar, erwartungsvoll die Schultüte fest im Arm.

Jetzt würde ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Was würde er ihm wohl bringen, etwas bang war Klein Ewald schon ums Herz, waren seine Geschwister ja nicht immer begeistert über die Schule. Doch Ewald liebte Buchstaben, denn sie erzählten ihm vom Leben der Menschen, von der großen weiten Welt, die er nicht kannte. Alles Lesbare verschlang er, wie andere eine Stück Torte aßen.

Selbst das Wetter war schön an diesem ersten Schultag. Mutter hatte sich heute frei genommen; denn sie wollte ihren Jüngsten selbst in die Schule begleiten. Viele andere kleine Gesichter hatten sich eingefunden, ebenso gespannt, was der Tag bringen würde. Der Lehrer begrüßte zuerst die Eltern und bat dann die Kinder in die Klasse zu kommen. Die Schulordnung wurde erklärt, der Stundenplan ausgeteilt und bekannt gegeben, was die Kinder alles mitbringen sollten.

Neugierig wie er war, hatte Ewald sich vorn in die erste Bank gesetzt. So verpasste er auch nicht was der Lehrer sagte. Ihm gefiel es in der Schule, und er wollte fleißig lernen, damit seine Mutter stolz auf ihn sein konnte. Das hatte er sich fest vorgenommen. Sie sollte nicht mehr so viel arbeiten. Er wollte lernen und unterstützen, wo er nur konnte.

Gern denkt er heute noch an diesen ersten Schultag zurück und die ersehnten Lakritzen waren natürlich in der Schultüte, dafür hatte Mutter schon gesorgt. So verging auch der restliche Tag sehr vergnüglich und zur Freude aller.

© H. R.

Bürgerreporter:in:

Henriette Reh aus Siegen

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