DGB-Maikundgebung zum "Tag der Arbeit"

1. Mai 2010
10:00 - 12:00 Uhr
Gasthaus Natzer, 86529 Schrobenhausen
Silke Pöllinger, Gewerkschaftssekretärin beim Landesbezirksvorstand der IG BCE | Foto: IG BCE, Landesbezirk Bayern
  • Silke Pöllinger, Gewerkschaftssekretärin beim Landesbezirksvorstand der IG BCE
  • Foto: IG BCE, Landesbezirk Bayern
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Auch dieses Jahr veranstaltet das DGB-Ortskartell wieder die traditionelle Maikundgebung am "Tag der Arbeit". Als Referentin konnte Ortskartellvorsitzender Robert Huber Silke Pöllinger von der IG BCE (http://www.bayern.igbce.de) gewinnen. Die musikalische Umrahmung erfolgt durch das beliebte Aresinger Wehammer Duo. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei

Die Geschichte des Feiertages am 1. Mai beginnt am 14. Juli 1889 in Paris. Dort tagten an diesem besagten 14. Juli ca. 400 Delegierte des Internationalen Arbeiterkongresses. Die zentralen Forderungen dieses Kongresses waren:
- ein uneingeschränktes Versammlungs- und Koalitionsrecht
- die Abkehr von Anarchie und Gewalt
- der Wille, Veränderungen im Sinne des Kongresses politisch zu ereichen
- den 8-Stunden-Tag einzuführen
- das Verbot der Nachtarbeit auf wenige Ausnahmen
- das Verbot der Kinderarbeit unter 14 Jahren
- die Verpflichtung für Arbeiter, Arbeiterinnen gleichberechtigt in ihren Reichen aufzunehmen
- gleicher Lohn für gleiche Arbeit ohne Unterschiede für beide Geschlechter und ohne Unterschiede von Nationalitäten

Um diese Forderungen an die Öffentlichkeit zu bringen, beschloss der Kongress den 1. Mai 1890 als Tag der Internationalen Kundgebung.

In einzelnen Ländern, wie z. B. den U.S.A. und England hatte der 1. Mai aber schon vor 1989 eine besondere Bedeutung. In den Vereinigten Staaten gab es 1887 blutige Auseinandersetzungen um die Einführung des 8-Stunden-Tages und in England und Frankreich wurden, unterstützt von Politikern, Kundgebungen und Protestmärsche mit dem Ziel durchgeführt, Arbeitsschutzgesetze einzuführen.

In Deutschland war in dieser Anfangszeit die Durchführung von Protestmärschen und Kundgebungen aufgrund der Sozialistengesetzgebung enorm er¬schwert. Die Behörden reagierten energisch und ordneten an, wo umfangreiche Demonstrationen und Ruhestörungen zu befürchten seien, sei die Militärbehörde rechtzeitig einzuschalten.

Trotzdem bekannten sich Hunderttausende Arbeiterinnen und Arbeiter an diesem 1. Mai 1890 zu den Zielen von Paris.

Die Zeit vor dem 1. Weltkrieg war geprägt von den Auseinandersetzungen zwischen den Herrschenden und der Arbeitnehmerschaft. Die Internnationale Solidarität wurde aber 1914 unterbrochen. Gewerkschafter und Sozialdemokraten konnten sich nicht aus den Kriegsvorbereitungen heraushalten und wurden gezwungen, auch Maidemonstrationen abzusagen. Allerdings gab es trotzdem, veranlasst durch die Kommunisten, am 1. Mai Demonstrationen für Frieden, Freiheit und Brot.
Im Laufe des Krieges kam es immer öfter aufgrund der katastrophalen Versorgungslage zu Hungerstreiks. Die Gewerkschaften und Sozialdemokraten verhielten sich bis 1918 eher passiv und wurden von den revolutionären Ereignissen im November förmlich überrascht. Die Arbeiter- und Soldatenräte verfolgten unterschiedliche Ziele. Trotzdem wurden einige Forderungen von Paris erfüllt.
So gab es erstmals 1918 die Anerkennung der Gewerbeaufsicht, der Koalitionsfreiheit, die Anerkennung des Frauenwahlrechts und die Anerkennung des 8-Stunden-Tages.
In der Nationalversammlung wurde im April 1919 beschlossen, den 1. Mai als allgemeinen Feiertag einzuführen. Allerdings gab es ab 1920 schon wieder länderspezifische Regelungen. Wie schon vor dem 1. Weltkrieg war die Arbeiterbewegung nach 1919 in viele Richtungen gespalten. Selbst auf internationaler Ebene gab es mehrere Arbeitnehmerorganisationen, die unterschiedliche politische Richtungen vertraten. Aber auch in dieser Zeit waren sozialdemokratische, gewerkschaftliche und kommunistische Maikund-gebungen durchaus üblich. Aufgrund der nicht vorhandenen Einigkeit wurden die Errungenschaften von 1918 wieder zurückgedreht. Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich zunehmend und durch die politischen Veränderungen war der Friede extrem gefährdet, was im Maiaufruf 1928 deutlich zum Ausdruck kam. In den folgenden Jahren wurde die wirtschaftliche Situation immer schlechter und mit der wachsenden Arbeitslosigkeit wuchs auch die Existenzangst der Arbeitnehmer. Der letzte Maiaufruf des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes von 1932 ist geprägt von Resignation und dem Gefühl der Ohnmacht. Am 2. Mai 1933 wurden dann die Gewerkschaften zerschlagen, die Häuser besetzt und zahlreiche Funktionäre eingesperrt. Der 1. Mai wird als Feiertag der Nazis instrumentalisiert.

Nach dem Krieg 1945 organisierten die Häftlinge des KZ Buchenwald die erste Maifeier. In anderen Städten und Gemeinden haben sich ehemalige Gewerkschaften getroffen und forderten eine Neuordnung der Wirtschaft. Die Idee der Mitbestimmung begann Fuß zu fassen.
Ein Jahr später 1946 wurde zum ersten Mal nach Kriegsende ein gewerkschaftlicher Maiaufruf ver¬öffentlich. er zeigt die wirtschaftlich schwierige Lage. In den folgenden Jahren ging es vor allen Dingen darum, die Sicherung der Demokratie voranzutreiben und die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. So stand im Mittelpunkt auch die Einheitsgewerkschaft, die letztendlich 1949 im Deutschen Gewerkschaftsbund verwirklicht wurde.

Ab 1949 wurden regelmäßig Maiveranstaltungen durch die Gewerkschaften organisiert. Der 1. Mai war Feiertag und die Themen Frieden, Sicherheit, Einheit und Wiedervereinigung zogen sich wie ein roter Faden in den 50er und 60er Jahren durch die Mai¬aufrufe. Natürlich ging es in dieser Zeit auch um wirtschaftliche Sicherheit, um die 40-Stunden Woche, um die Samstagsarbeit, um den 8-Stunden Tag schlechthin. Später ist in den Maiaufrufen feststellbar, dass die wirtschaftliche Situation in den Vordergrund rückt. In darauf folgenden Jahren stand der Sozialstaat im Mittelpunkt, die soziale Absicherung der Menschen in der Bundesrepublik Deutschland und immer wieder auch die Wiedervereinigung.

Auch internationaler wurden in dieser Zeit die Mai¬aufrufe. So lautete z. B. der Maislogan 1972 „für eine bessere Welt“, 1979 Arbeit für alle in einem Europa des sozialen Fortschritts“, „Wir bauen auf unsere Kraft unabhängig stark“, oder 1991 nach der Wiedervereinigung „Soziale Einheit in Frieden und Freiheit“.

Auch die Konflikte unserer Zeit, wie z. B. der Koreakrieg, der Vietnamkrieg oder in jüngster Zeit der Konflikt im ehemaligen Jugoslawien spiegeln sich in den Maiparolen wider.

Die Gewerkschaftsbewegung ist ihrem internationalen Anspruch auch in Deutschland gerecht geworden.

Bürgerreporter:in:

Robert Huber aus Schrobenhausen

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