Rot und Blau - gemeinsame Ausbildung in Sarstedt

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Sarstedt. Wenn Spezialisten für Rettung und Bergung verschiedener Hilfsorganisationen zusammentreffen, kann das nur bedeuten, dass entweder ein schweres Unglück passiert ist oder dass sich auf ein solches vorbereitet wird.

Am vergangenen Samstag besuchten die Freiwilligen Feuerwehren aus Laatzen und Ingeln-Oesselse das Technische Hilfswerk in Sarstedt, um im Rahmen der "Truppmann 2 Ausbildung" im Einsatz in und an eingestürzten Gebäuden geschult zu werden.

Das THW Sarstedt und die Feuerwehren aus Laatzen und Ingeln-Oesselse arbeiten schon seit einigen Jahren in der Ausbildung zusammen. "Das Konzept hat sich bewährt und wir haben neben dem Lerneffekt auch noch eine Menge Spaß!" THW-Zugführer Christian Rathke hat mit seinen Kameradinnen und Kameraden verschiedene Stationen für die Feuerwehrmänner und -frauen vorbereitet:

Gemeinsam mit dem Sarstedter Ortsbeauftragten Rolf Schablow und dem Beauftragten für Öffentlichkeitsarbeit Philip Ziemek stellte Rathke die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk vor.
Auch wenn Feuerwehren und THW grundsätzlich dasselbe Ziel verfolgen - nämlich Menschen, Tiere und Sachwerte zu retten oder zu bergen - so sind die Unterschiede doch groß: "Wir haben kein Gerät für Löscheinsätze an Bord, auch unsere Hydraulikschere und -spreizer setzen wir ein, um in Gebäude oder Trümmer einzudringen, selten zum Öffnen von Unfallfahrzeugen", betonte Ziemek gleich zu Beginn. "Außerdem gibt es keine Telefonnummer '113' - wir werden im Normalfall also nicht vom Bürger, sondern von der jeweiligen Einsatzleitung angefordert und gliedern uns in die vorhandenen Strukturen ein."

Im Fall der Fälle steht das THW bundesweit mit 668 Ortsverbänden bereit, um in den Einsatz zu gehen. Dies ist Aufgabe des Technischen Zuges, dessen Leiter Zugführer Christian Rathke ist. Der Technische Zug besteht deutschlandweit immer aus einem Zugtrupp (TZ), einer ersten Bergungsgruppe (BG I), einer zweiten Bergungsgruppe (BG II) und einer variablen Fachgruppe (in Sarstedt ist dies die Fachgruppe Elektroversorgung - FGr E). Außerdem steht in Sarstedt noch eine örtliche Gefahrenabwehr Beleuchtung bereit.

Ein wichtiger Punkt für die Gäste war die Frage nach der Zeit, die das THW benötigt, um in den Einsatz zu gehen. "Das hängt davon ab, was gefordert ist", erklärte Rathke "Wird nur eine kleine Einheit benötigt, zum Beispiel die FGr E, dann können wir unter einer halben Stunde bereit sein, soll aber der ganze Technische Zug ausrücken, kalkulieren wir mit etwas mehr als einer Stunde. Wir haben ein großes Einzugsgebiet und müssen mit langen Anfahrtswegen unserer Helferinnen und Helfer rechnen. Das THW ist weniger auf Schnelligkeit als auf Ausdauer ausgelegt: Wir können durchaus Einsätze von mehreren Wochen fahren."

Nach dem allgemeinen Überblick kam dann das eigentliche Thema, die Arbeit in und an eingestürzten Gebäuden. Nach einer theoretischen Einführung bekamen die Feuerwehrleute noch eine praktische Ausbildung. In zwei wechselnden Gruppen bauten sie gemeinsam mit den THW-Spezialisten einen Leiterhebel und bargen eine Rettungspuppe aus dem Tunnelsystem des THW-Trümmerkegels.

Der Leiterhebel wird dann genutzt, wenn verletzte Personen aus höher gelegenen Positionen gerettet werden müssen, jedoch keine anderen Hilfsmittel wie eine Drehleiter zur Verfügung stehen. Dazu wird ein Schleifkorb an einer Leiter angebunden und dann "heruntergehebelt". Mit einfachsten Mitteln wird so eine schnelle Rettung gewährleistet.

Damit ein wenig Komfort für den zu Rettenden übrig bleibt, müssen die Helfer gut zusammenarbeiten, um die wackelige Konstruktion auszubalancieren.

Im Trümmerkegel sind ganz andere Qualitäten gefragt. "Jetzt weiß ich, warum Ihr keine Anbauteile am Helm habt!" kommentiert einer der Feuerwehrkameraden seinen Weg durch die Betonröhre unter den Trümmern.

Durch die Enge müssen er und eine THW-Kameradin einen Schleifkorb bugsieren, um dann eine Rettungspuppe ins Freie zu befördern. "Man darf sich nicht der Illusion hingeben, dass das THW bei einem eingestürzten Gebäude sofort schweres Gerät einsetzt. Handarbeit ist durchaus Standard, damit man nicht noch mehr Zerstörung verursacht", erläuterte Rathke.

Draußen warten die anderen Kameradinnen und Kameraden darauf, dass die Rettungspuppe auf dem Schleifkorb liegt - das dauert aber ein wenig, da die Puppe etwa 80 Kilogramm wiegt! Die Rettung soll möglichst lebensnah ablaufen.

Daher sind dann auch viele Hände nötig, um die Puppe aus dem Rohrsystem an die frische Luft zu ziehen.

Am Ende des gemeinsamen Tages bleibt als Resümee, dass alle Beteiligten Spaß gehabt haben, dass Teamwork auch organisationsübergreifend funktioniert und jeder neue Eindrücke mit nach Hause nimmt. "Dies wird sicher nicht die letzte gemeinsame Aktion gewesen sein", freut sich Zugführer Rathke.

Bürgerreporter:in:

Philip Ziemek aus Sarstedt

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