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67 Auf ein Wort!

  • Jümmer vorwärts, Heimatbund Niedersachsen e.V.
  • hochgeladen von Karl-Fr. Seemann

In aller Regel ist den Kommunen ihr Geschichtsbild doch lieb und teuer, sie investieren gern in die Erforschung ihrer historischen Traditionen, um möglicherweise mit der Vergangenheit zu prunken. Dass eine Stadt dagegen Geld in die Demontage ihrer bekanntermaßen illustren Geschichte investiert, wirft signifikante Fragen auf.
Zumal man nach heutigen Erkenntnissen wohl davon ausgehen muss, dass das Deisterland nach der neolithischen Revolution sehr früh besiedelt wurde, wie aktuelle Grabungen in Gehrden und Bantorf zeigen. Ältere Grabungen in Ronnenberg stützen diese Einschätzung.

„Das Calenberger Landstädtchen Gehrden liegt an einem Kreuzungspunkt vorchristlicher Fernstraßen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dort auf eine Siedlung der römischen Kaiserzeit zu stoßen“ erläutert die Regionsarchäologin Ute Bartelt in einem Vortrag der VHS in Gehrden. Weitere Voraussetzungen für diese frühe Siedlung wären dann Wasser und Lößboden gewesen.
Die Wissenschaftlerin hatte sich zum wiederholten Mal am Bünteweg auf Spurensuche begeben und Teile eines Siedlungsfeldes an einem Bachlauf entdeckt, das wohl bis in die merowingische Zeit nachweisbar ist. Spektakulär, weil in Südniedersachsen bisher nicht belegt, sind Befunde, die den Grundriss eines germanischen Langhauses aufzeigen. Insoweit hat die Archäologin frühere Presseberichte korrigiert, der gesamte Siedlungsplatz sei für unsere Region einmalig und für die heutige Stadt der Vorläufer.

In unmittelbarer Nähe der Stadt Gehrden liegt, inmitten eines Quellwassergebietes und ebenfalls am Schnittpunkt dieser alten Heer- und Handelsstraßen der erheblich ältere Ort Ronnenberg mit dem dominanten Kirchenzentrum. Die vorhandenen Urkunden, archäologischen Datierungen und Baudenkmäler belegen bereits ein außergewöhnliches Alter, wären da nicht tausende Befunde und Funde älterer Grabungen, die 80 Jahre keine Beachtung fanden. Wissenschaftler schließen heute einen Jahrtausendsprung nicht aus und erste Datierungen des NLD und der Universität Göttingen sprechen von einem Siedlungsbeginn in der Spät La-tène-Zeit.

Die Rede ist von zwei ungleichen Nachbarn, die in Fragen der Bewertung ihrer geschichtlichen Vergangenheit völlig gegensätzliche Wege gehen. Auch zu Zeiten leerer Kassen werden in Gehrden Freiräume bzw. Ressourcen genutzt, die historische Forschung zu fördern. Die Stadt setzt auf die ehrenamtliche Tätigkeit des Heimatbundes und des Stadtmuseums, beide kümmern sich um die wissenschaftlichen Auswertungen und begleitende Publikationen. Dies belegen insbesondere wieder aktuelle Zeitungsberichte wie „Die Lokalgeschichte rückt in den Mittelpunkt“ und „Archäologen graben wieder“.Da wird ein Arbeitskreis gebildet, der sich unter der Führung des Heimatbundes ausführlich mit der Aufarbeitung der Historie der Stadt Gehrden befassen soll. Eine dringliche Forderung, die ich für Ronnenberg seit 2005 vergeblich stelle. Und, ebenso erstaunlich, Archäologen suchen wieder nach historischen Funden.

Ronnenberg dagegen hat in den letzten fünf Jahren viel Geld in die Demontage der Traditionen seines ältesten Ortsteiles investiert, historische Substanz in Frage gestellt oder eliminiert und Forschungen auf breiter Front behindert. Auf diesem Trümmerberg scheint der heute finanziell bedingte Stillstand in der archäologischen Forschung ein willkommener Anlass für eine Generalblockade. Vordergründig verschanzt man sich hinter der Feststellung, die verschütteten Baudenkmäler wären im Boden am sichersten aufgehoben. Wie etwa auf dem Ronnenberger Königsfeld?
Augenfällig schließen sich beispielsweise an das Gehrdener Grabungsfeld Büntefeld Ronnenberger Feldmarken mit den Flurnamen Königsfeld, Uppen Koenigs, Vor dem Königs und Königssee an. Ronnenberger Überlieferungen wissen von einem fränkischen Königshof in dieser Gemarkung. Das Zentrum der gesamten Büntefeldsiedlung scheint auf Ronnenberger Terrain zu liegen, darauf habe ich Frau Dr. Nelson, NLD und Frau Bartelt hingewiesen. Indizien in der Ronnenberger Feldmark wie kreisrunde Erdeinbrüche oder Reste von Grundmauern, die beim Pflügen zutage gefördert werden, sind im Hause des NLD bekannt, aber für die „Untere Denkmalschutzbehörde“ in Ronnenberg keine Veranlassung, mal ein Auge darauf zu werfen. Warum auch, wenn selbst das Angebot einer kostenlosen archäologischen Prospektion durch Hamburger und Göttinger Wissenschaftler mit übertriebener Bürokratie behindert wird.
Zu allem Überfluss sind da noch unbewertete Funde und Befunde älterer Grabungen, tausende an der Zahl, die seit nunmehr 80 Jahren nicht mehr im Schutz des Erdreiches liegen. Die archäologischen Berichte habe ich nach einer mehrjährigen Suche an verschiedenen Orten im zuständigen Archiv in Hannover wieder zusammengeführt.* Die Untere Denkmalschutzbehörde im Rathaus schweigt sich dazu aus.

Ronnenberg ergeht sich lieber im Vertuschen bzw. Verstecken seiner vielfältigen Vergangenheit.
*
S. auch meine Broschüre von Runibergun bis Ronnenberg und
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Karl-Fr. Seemann, Ronnenberg
17.9.2011

NS
Vorabdruck eines Textbausteines der in Arbeit befindlichen Buchkritik.

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